Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

und bin froh, daß ich es gelten lassen kann:
aber näher muß mir kein Mensch, am wenig-
sten Clerdon damit kommen wollen. Ich weiß
nicht, woher ich den Heinrich, den Carl,
die übrigen nach der Reihe so lieb habe; so
ganz anders lieb wie andre Kinder: als da-
her, daß es Clerdons Kinder sind, die ich
ihm brachte.

So verstehen es ja auch alle andere Men-
schen. Sagten nicht die Leute bey meiner er-
sten Niederkunft: "das ist eine wackere Frau,
"die Clerdon; sie hat ihrem Manne einen
"Sohn gebracht." Hernach: "Die Clerdon
"wird stolz seyn; sie hat ihrem Manne wie-
"der einen Sohn gebracht." Endlich: "die
"Clerdon ist glücklich; ihr Mann wünschte sich
"eine Tochter, und nun hat sie ihm eine
"Tochter gebracht." -- O ja! Sylli, die
Clerdon ist stolz und glücklich; aber Amli
ist nicht stolz, und Amli für sich wäre nicht
glücklich; auch nicht mit ihren Kindern. Es
wäre auch wohl der Mühe werth, daß Amli

G

und bin froh, daß ich es gelten laſſen kann:
aber naͤher muß mir kein Menſch, am wenig-
ſten Clerdon damit kommen wollen. Ich weiß
nicht, woher ich den Heinrich, den Carl,
die uͤbrigen nach der Reihe ſo lieb habe; ſo
ganz anders lieb wie andre Kinder: als da-
her, daß es Clerdons Kinder ſind, die ich
ihm brachte.

So verſtehen es ja auch alle andere Men-
ſchen. Sagten nicht die Leute bey meiner er-
ſten Niederkunft: „das iſt eine wackere Frau,
„die Clerdon; ſie hat ihrem Manne einen
Sohn gebracht.” Hernach: „Die Clerdon
„wird ſtolz ſeyn; ſie hat ihrem Manne wie-
der einen Sohn gebracht.” Endlich: „die
„Clerdon iſt gluͤcklich; ihr Mann wuͤnſchte ſich
„eine Tochter, und nun hat ſie ihm eine
„Tochter gebracht.” — O ja! Sylli, die
Clerdon iſt ſtolz und gluͤcklich; aber Amli
iſt nicht ſtolz, und Amli fuͤr ſich waͤre nicht
gluͤcklich; auch nicht mit ihren Kindern. Es
waͤre auch wohl der Muͤhe werth, daß Amli

G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0135" n="97"/>
und bin froh, daß ich es gelten la&#x017F;&#x017F;en kann:<lb/>
aber na&#x0364;her muß mir kein Men&#x017F;ch, am wenig-<lb/>
&#x017F;ten Clerdon damit kommen wollen. Ich weiß<lb/>
nicht, woher ich den <hi rendition="#g">Heinrich</hi>, den <hi rendition="#g">Carl</hi>,<lb/>
die u&#x0364;brigen nach der Reihe &#x017F;o lieb habe; &#x017F;o<lb/>
ganz anders lieb wie andre Kinder: als da-<lb/>
her, daß es <hi rendition="#g">Clerdons</hi> Kinder &#x017F;ind, die ich<lb/>
ihm brachte.</p><lb/>
          <p>So ver&#x017F;tehen es ja auch alle andere Men-<lb/>
&#x017F;chen. Sagten nicht die Leute bey meiner er-<lb/>
&#x017F;ten Niederkunft: &#x201E;das i&#x017F;t eine wackere Frau,<lb/>
&#x201E;die Clerdon; &#x017F;ie hat ihrem Manne einen<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">Sohn</hi> gebracht.&#x201D; Hernach: &#x201E;Die Clerdon<lb/>
&#x201E;wird &#x017F;tolz &#x017F;eyn; &#x017F;ie hat ihrem Manne <hi rendition="#g">wie-</hi><lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">der</hi> einen Sohn gebracht.&#x201D; Endlich: &#x201E;die<lb/>
&#x201E;Clerdon i&#x017F;t glu&#x0364;cklich; ihr Mann wu&#x0364;n&#x017F;chte &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;eine Tochter, und nun hat &#x017F;ie ihm eine<lb/>
&#x201E;Tochter gebracht.&#x201D; &#x2014; O ja! Sylli, die<lb/><hi rendition="#g">Clerdon</hi> i&#x017F;t &#x017F;tolz und glu&#x0364;cklich; aber <hi rendition="#g">Amli</hi><lb/>
i&#x017F;t nicht &#x017F;tolz, und <hi rendition="#g">Amli</hi> fu&#x0364;r &#x017F;ich wa&#x0364;re nicht<lb/>
glu&#x0364;cklich; auch nicht mit ihren Kindern. Es<lb/>
wa&#x0364;re auch wohl der Mu&#x0364;he werth, daß <hi rendition="#g">Amli</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0135] und bin froh, daß ich es gelten laſſen kann: aber naͤher muß mir kein Menſch, am wenig- ſten Clerdon damit kommen wollen. Ich weiß nicht, woher ich den Heinrich, den Carl, die uͤbrigen nach der Reihe ſo lieb habe; ſo ganz anders lieb wie andre Kinder: als da- her, daß es Clerdons Kinder ſind, die ich ihm brachte. So verſtehen es ja auch alle andere Men- ſchen. Sagten nicht die Leute bey meiner er- ſten Niederkunft: „das iſt eine wackere Frau, „die Clerdon; ſie hat ihrem Manne einen „Sohn gebracht.” Hernach: „Die Clerdon „wird ſtolz ſeyn; ſie hat ihrem Manne wie- „der einen Sohn gebracht.” Endlich: „die „Clerdon iſt gluͤcklich; ihr Mann wuͤnſchte ſich „eine Tochter, und nun hat ſie ihm eine „Tochter gebracht.” — O ja! Sylli, die Clerdon iſt ſtolz und gluͤcklich; aber Amli iſt nicht ſtolz, und Amli fuͤr ſich waͤre nicht gluͤcklich; auch nicht mit ihren Kindern. Es waͤre auch wohl der Muͤhe werth, daß Amli G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/135
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/135>, abgerufen am 24.11.2024.