und bin froh, daß ich es gelten lassen kann: aber näher muß mir kein Mensch, am wenig- sten Clerdon damit kommen wollen. Ich weiß nicht, woher ich den Heinrich, den Carl, die übrigen nach der Reihe so lieb habe; so ganz anders lieb wie andre Kinder: als da- her, daß es Clerdons Kinder sind, die ich ihm brachte.
So verstehen es ja auch alle andere Men- schen. Sagten nicht die Leute bey meiner er- sten Niederkunft: "das ist eine wackere Frau, "die Clerdon; sie hat ihrem Manne einen "Sohn gebracht." Hernach: "Die Clerdon "wird stolz seyn; sie hat ihrem Manne wie- "der einen Sohn gebracht." Endlich: "die "Clerdon ist glücklich; ihr Mann wünschte sich "eine Tochter, und nun hat sie ihm eine "Tochter gebracht." -- O ja! Sylli, die Clerdon ist stolz und glücklich; aber Amli ist nicht stolz, und Amli für sich wäre nicht glücklich; auch nicht mit ihren Kindern. Es wäre auch wohl der Mühe werth, daß Amli
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und bin froh, daß ich es gelten laſſen kann: aber naͤher muß mir kein Menſch, am wenig- ſten Clerdon damit kommen wollen. Ich weiß nicht, woher ich den Heinrich, den Carl, die uͤbrigen nach der Reihe ſo lieb habe; ſo ganz anders lieb wie andre Kinder: als da- her, daß es Clerdons Kinder ſind, die ich ihm brachte.
So verſtehen es ja auch alle andere Men- ſchen. Sagten nicht die Leute bey meiner er- ſten Niederkunft: „das iſt eine wackere Frau, „die Clerdon; ſie hat ihrem Manne einen „Sohn gebracht.” Hernach: „Die Clerdon „wird ſtolz ſeyn; ſie hat ihrem Manne wie- „der einen Sohn gebracht.” Endlich: „die „Clerdon iſt gluͤcklich; ihr Mann wuͤnſchte ſich „eine Tochter, und nun hat ſie ihm eine „Tochter gebracht.” — O ja! Sylli, die Clerdon iſt ſtolz und gluͤcklich; aber Amli iſt nicht ſtolz, und Amli fuͤr ſich waͤre nicht gluͤcklich; auch nicht mit ihren Kindern. Es waͤre auch wohl der Muͤhe werth, daß Amli
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und bin froh, daß ich es gelten laſſen kann:
aber naͤher muß mir kein Menſch, am wenig-
ſten Clerdon damit kommen wollen. Ich weiß
nicht, woher ich den Heinrich, den Carl,
die uͤbrigen nach der Reihe ſo lieb habe; ſo
ganz anders lieb wie andre Kinder: als da-
her, daß es Clerdons Kinder ſind, die ich
ihm brachte.
So verſtehen es ja auch alle andere Men-
ſchen. Sagten nicht die Leute bey meiner er-
ſten Niederkunft: „das iſt eine wackere Frau,
„die Clerdon; ſie hat ihrem Manne einen
„Sohn gebracht.” Hernach: „Die Clerdon
„wird ſtolz ſeyn; ſie hat ihrem Manne wie-
„der einen Sohn gebracht.” Endlich: „die
„Clerdon iſt gluͤcklich; ihr Mann wuͤnſchte ſich
„eine Tochter, und nun hat ſie ihm eine
„Tochter gebracht.” — O ja! Sylli, die
Clerdon iſt ſtolz und gluͤcklich; aber Amli
iſt nicht ſtolz, und Amli fuͤr ſich waͤre nicht
gluͤcklich; auch nicht mit ihren Kindern. Es
waͤre auch wohl der Muͤhe werth, daß Amli
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/135>, abgerufen am 24.11.2024.
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