wurf, ob ich gleich mir selbst darüber keinen machen kann; und sieh, gerade davon wird man böse.
Ich habe Clerdon sonst wohl gefragt, wenn ich Weiber sah, die unartige, widerwärtige, unerträgliche Männer hatten, und doch ganz heiter aussahen; auch wirklich sich gar nicht unglücklich fühlten, sondern wohl so fortleben mochten: wie das zugienge; wie das möglich wäre? Da ich Clerdon zum erstenmal fragte, (es war bey Gelegenheit der sanften, Geistrei- chen, allerliebsten Strohmfels) bekam ich zur Antwort: die Strohmfels hat Kin- der. Das wußte ich schon. Also weißt Dus? sagte Clerdon, und setzte hinzu: Ama- lia wird auch Kinder haben! faßte mich darauf in seine Arme, küßte mich und ließ mich nicht weiter reden.
Nun habe ich Kinder, und verstehe etwas besser was Clerden meinte, und glaube ihm auch für die Frau von Strohmfels und andre,
und
wurf, ob ich gleich mir ſelbſt daruͤber keinen machen kann; und ſieh, gerade davon wird man boͤſe.
Ich habe Clerdon ſonſt wohl gefragt, wenn ich Weiber ſah, die unartige, widerwaͤrtige, unertraͤgliche Maͤnner hatten, und doch ganz heiter ausſahen; auch wirklich ſich gar nicht ungluͤcklich fuͤhlten, ſondern wohl ſo fortleben mochten: wie das zugienge; wie das moͤglich waͤre? Da ich Clerdon zum erſtenmal fragte, (es war bey Gelegenheit der ſanften, Geiſtrei- chen, allerliebſten Strohmfels) bekam ich zur Antwort: die Strohmfels hat Kin- der. Das wußte ich ſchon. Alſo weißt Dus? ſagte Clerdon, und ſetzte hinzu: Ama- lia wird auch Kinder haben! faßte mich darauf in ſeine Arme, kuͤßte mich und ließ mich nicht weiter reden.
Nun habe ich Kinder, und verſtehe etwas beſſer was Clerden meinte, und glaube ihm auch fuͤr die Frau von Strohmfels und andre,
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wurf, ob ich gleich mir ſelbſt daruͤber keinen
machen kann; und ſieh, gerade davon wird
man boͤſe.
Ich habe Clerdon ſonſt wohl gefragt, wenn
ich Weiber ſah, die unartige, widerwaͤrtige,
unertraͤgliche Maͤnner hatten, und doch ganz
heiter ausſahen; auch wirklich ſich gar nicht
ungluͤcklich fuͤhlten, ſondern wohl ſo fortleben
mochten: wie das zugienge; wie das moͤglich
waͤre? Da ich Clerdon zum erſtenmal fragte,
(es war bey Gelegenheit der ſanften, Geiſtrei-
chen, allerliebſten Strohmfels) bekam ich
zur Antwort: die Strohmfels hat Kin-
der. Das wußte ich ſchon. Alſo weißt
Dus? ſagte Clerdon, und ſetzte hinzu: Ama-
lia wird auch Kinder haben! faßte mich
darauf in ſeine Arme, kuͤßte mich und ließ
mich nicht weiter reden.
Nun habe ich Kinder, und verſtehe etwas
beſſer was Clerden meinte, und glaube ihm
auch fuͤr die Frau von Strohmfels und andre,
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/134>, abgerufen am 24.11.2024.
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