Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

wurf, ob ich gleich mir selbst darüber keinen
machen kann; und sieh, gerade davon wird
man böse.

Ich habe Clerdon sonst wohl gefragt, wenn
ich Weiber sah, die unartige, widerwärtige,
unerträgliche Männer hatten, und doch ganz
heiter aussahen; auch wirklich sich gar nicht
unglücklich fühlten, sondern wohl so fortleben
mochten: wie das zugienge; wie das möglich
wäre? Da ich Clerdon zum erstenmal fragte,
(es war bey Gelegenheit der sanften, Geistrei-
chen, allerliebsten Strohmfels) bekam ich
zur Antwort: die Strohmfels hat Kin-
der
. Das wußte ich schon. Also weißt
Dus? sagte Clerdon, und setzte hinzu: Ama-
lia wird auch Kinder haben
! faßte mich
darauf in seine Arme, küßte mich und ließ
mich nicht weiter reden.

Nun habe ich Kinder, und verstehe etwas
besser was Clerden meinte, und glaube ihm
auch für die Frau von Strohmfels und andre,

und

wurf, ob ich gleich mir ſelbſt daruͤber keinen
machen kann; und ſieh, gerade davon wird
man boͤſe.

Ich habe Clerdon ſonſt wohl gefragt, wenn
ich Weiber ſah, die unartige, widerwaͤrtige,
unertraͤgliche Maͤnner hatten, und doch ganz
heiter ausſahen; auch wirklich ſich gar nicht
ungluͤcklich fuͤhlten, ſondern wohl ſo fortleben
mochten: wie das zugienge; wie das moͤglich
waͤre? Da ich Clerdon zum erſtenmal fragte,
(es war bey Gelegenheit der ſanften, Geiſtrei-
chen, allerliebſten Strohmfels) bekam ich
zur Antwort: die Strohmfels hat Kin-
der
. Das wußte ich ſchon. Alſo weißt
Dus? ſagte Clerdon, und ſetzte hinzu: Ama-
lia wird auch Kinder haben
! faßte mich
darauf in ſeine Arme, kuͤßte mich und ließ
mich nicht weiter reden.

Nun habe ich Kinder, und verſtehe etwas
beſſer was Clerden meinte, und glaube ihm
auch fuͤr die Frau von Strohmfels und andre,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0134" n="96"/>
wurf, ob ich gleich mir &#x017F;elb&#x017F;t daru&#x0364;ber keinen<lb/>
machen kann; und &#x017F;ieh, gerade davon wird<lb/>
man bo&#x0364;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Ich habe Clerdon &#x017F;on&#x017F;t wohl gefragt, wenn<lb/>
ich Weiber &#x017F;ah, die unartige, widerwa&#x0364;rtige,<lb/>
unertra&#x0364;gliche Ma&#x0364;nner hatten, und doch ganz<lb/>
heiter aus&#x017F;ahen; auch wirklich &#x017F;ich gar nicht<lb/>
unglu&#x0364;cklich fu&#x0364;hlten, &#x017F;ondern wohl &#x017F;o fortleben<lb/>
mochten: wie das zugienge; wie das mo&#x0364;glich<lb/>
wa&#x0364;re? Da ich Clerdon zum er&#x017F;tenmal fragte,<lb/>
(es war bey Gelegenheit der &#x017F;anften, Gei&#x017F;trei-<lb/>
chen, allerlieb&#x017F;ten <hi rendition="#g">Strohmfels</hi>) bekam ich<lb/>
zur Antwort: <hi rendition="#g">die Strohmfels hat Kin-<lb/>
der</hi>. Das wußte ich &#x017F;chon. <hi rendition="#g">Al&#x017F;o</hi> weißt<lb/>
Dus? &#x017F;agte Clerdon, und &#x017F;etzte hinzu: <hi rendition="#g">Ama-<lb/>
lia wird auch Kinder haben</hi>! faßte mich<lb/>
darauf in &#x017F;eine Arme, ku&#x0364;ßte mich und ließ<lb/>
mich nicht weiter reden.</p><lb/>
          <p>Nun habe ich Kinder, und ver&#x017F;tehe etwas<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er was Clerden meinte, und glaube ihm<lb/>
auch fu&#x0364;r die Frau von Strohmfels und andre,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0134] wurf, ob ich gleich mir ſelbſt daruͤber keinen machen kann; und ſieh, gerade davon wird man boͤſe. Ich habe Clerdon ſonſt wohl gefragt, wenn ich Weiber ſah, die unartige, widerwaͤrtige, unertraͤgliche Maͤnner hatten, und doch ganz heiter ausſahen; auch wirklich ſich gar nicht ungluͤcklich fuͤhlten, ſondern wohl ſo fortleben mochten: wie das zugienge; wie das moͤglich waͤre? Da ich Clerdon zum erſtenmal fragte, (es war bey Gelegenheit der ſanften, Geiſtrei- chen, allerliebſten Strohmfels) bekam ich zur Antwort: die Strohmfels hat Kin- der. Das wußte ich ſchon. Alſo weißt Dus? ſagte Clerdon, und ſetzte hinzu: Ama- lia wird auch Kinder haben! faßte mich darauf in ſeine Arme, kuͤßte mich und ließ mich nicht weiter reden. Nun habe ich Kinder, und verſtehe etwas beſſer was Clerden meinte, und glaube ihm auch fuͤr die Frau von Strohmfels und andre, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/134
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/134>, abgerufen am 24.11.2024.