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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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Gast an Clerdons Heerde. Mir ist sie
gut, weil ich ihrem Clerdon anstehe, und weil
mir der treuherzige Junge aus den Augen sieht.
Ihre Jugend, ihre Schönheit hindern mich
nicht, daß ich sie im vertraulicheren Umgange
Mama heisse; ich wüßte mir auch keinen
lieberen Namen für sie. Liebe Mama,
Mama Meli
, -- wenn ich Dir sagen könn-
te, wie mir ist, wenn ich sie so heisse, und ich
ihr dabey in das himmelhelle Angesicht schaue,
das nur gut ist, und mich nur anlacht! --
Ich fühle mich wie untergetaucht in Unschuld
und Reinheit, und ich wüßte nichts so saures
in der Welt, das ich alsdenn nicht unentgeldlich
und mit Freuden thun könnte. Die Lauterkeit
ihres Herzens übersteigt allen Glauben. Jedes
Gute, jedes Schöne darin ist so ganz für sich
selbst da, so ganz was es ist und scheint, un-
versetzt und unauflösbar; und kein Gefühl,
kein Hang, kein Wunsch, nichts, das sich zu
verhehlen, nichts, das sich zu verstellen hätte!
Aber hiemit ist Dir so viel als nichts gesagt:
denn, wie ich mich eben besinne, bin ich selbst,

Gaſt an Clerdons Heerde. Mir iſt ſie
gut, weil ich ihrem Clerdon anſtehe, und weil
mir der treuherzige Junge aus den Augen ſieht.
Ihre Jugend, ihre Schoͤnheit hindern mich
nicht, daß ich ſie im vertraulicheren Umgange
Mama heiſſe; ich wuͤßte mir auch keinen
lieberen Namen fuͤr ſie. Liebe Mama,
Mama Meli
, — wenn ich Dir ſagen koͤnn-
te, wie mir iſt, wenn ich ſie ſo heiſſe, und ich
ihr dabey in das himmelhelle Angeſicht ſchaue,
das nur gut iſt, und mich nur anlacht! —
Ich fuͤhle mich wie untergetaucht in Unſchuld
und Reinheit, und ich wuͤßte nichts ſo ſaures
in der Welt, das ich alsdenn nicht unentgeldlich
und mit Freuden thun koͤnnte. Die Lauterkeit
ihres Herzens uͤberſteigt allen Glauben. Jedes
Gute, jedes Schoͤne darin iſt ſo ganz fuͤr ſich
ſelbſt da, ſo ganz was es iſt und ſcheint, un-
verſetzt und unaufloͤsbar; und kein Gefuͤhl,
kein Hang, kein Wunſch, nichts, das ſich zu
verhehlen, nichts, das ſich zu verſtellen haͤtte!
Aber hiemit iſt Dir ſo viel als nichts geſagt:
denn, wie ich mich eben beſinne, bin ich ſelbſt,

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[75/0113] Gaſt an Clerdons Heerde. Mir iſt ſie gut, weil ich ihrem Clerdon anſtehe, und weil mir der treuherzige Junge aus den Augen ſieht. Ihre Jugend, ihre Schoͤnheit hindern mich nicht, daß ich ſie im vertraulicheren Umgange Mama heiſſe; ich wuͤßte mir auch keinen lieberen Namen fuͤr ſie. Liebe Mama, Mama Meli, — wenn ich Dir ſagen koͤnn- te, wie mir iſt, wenn ich ſie ſo heiſſe, und ich ihr dabey in das himmelhelle Angeſicht ſchaue, das nur gut iſt, und mich nur anlacht! — Ich fuͤhle mich wie untergetaucht in Unſchuld und Reinheit, und ich wuͤßte nichts ſo ſaures in der Welt, das ich alsdenn nicht unentgeldlich und mit Freuden thun koͤnnte. Die Lauterkeit ihres Herzens uͤberſteigt allen Glauben. Jedes Gute, jedes Schoͤne darin iſt ſo ganz fuͤr ſich ſelbſt da, ſo ganz was es iſt und ſcheint, un- verſetzt und unaufloͤsbar; und kein Gefuͤhl, kein Hang, kein Wunſch, nichts, das ſich zu verhehlen, nichts, das ſich zu verſtellen haͤtte! Aber hiemit iſt Dir ſo viel als nichts geſagt: denn, wie ich mich eben beſinne, bin ich ſelbſt,

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/113>, abgerufen am 24.11.2024.