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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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litten zu seyn; aber mir wird es glücken.
Clerdon fühlt und versteht mich ganz, und
durchgängig stehe ich in sehr gutem Rufe. Daß
ich immer eine oder die andre Prinzeßinn, welche
mich ihrer vollkommensten Hochachtung
würdigt, ausnehmend verehre -- ist natürlich
und macht wenig Lärm ... Und gewiß,
bester Wallberg, ich komme fast immer ganz
unschuldig dazu; stifte auch überall viel mehr
Gutes als Böses. Einen Anschlag auf irgend
ein weibliches Geschöpf zu machen, um es zu
verführen, ist von jeher so fern von mir gewe-
sen, daß ich einen Menschen, der dazu fähig
ist, nicht ohne Haß und Eckel ansehen kann.
Daß aber eine freundschaftliche Verbindung so
warm und innig werde, daß sie ferner kein
Maaß noch Ziel mehr wisse -- wer könnte
das Herz haben, sich davor zu hüten? -- -- --
Mit Deinen Cousinen hat es keine Noth; die
wandeln in einem Lichte, welches sie meiner
Leuchte entübrigt. Und Amalia -- den
möcht ich sehen, dem es nur von fern einfallen
könnte, ihr etwas anders seyn zu wollen, als

litten zu ſeyn; aber mir wird es gluͤcken.
Clerdon fuͤhlt und verſteht mich ganz, und
durchgaͤngig ſtehe ich in ſehr gutem Rufe. Daß
ich immer eine oder die andre Prinzeßinn, welche
mich ihrer vollkommenſten Hochachtung
wuͤrdigt, ausnehmend verehre — iſt natuͤrlich
und macht wenig Laͤrm … Und gewiß,
beſter Wallberg, ich komme faſt immer ganz
unſchuldig dazu; ſtifte auch uͤberall viel mehr
Gutes als Boͤſes. Einen Anſchlag auf irgend
ein weibliches Geſchoͤpf zu machen, um es zu
verfuͤhren, iſt von jeher ſo fern von mir gewe-
ſen, daß ich einen Menſchen, der dazu faͤhig
iſt, nicht ohne Haß und Eckel anſehen kann.
Daß aber eine freundſchaftliche Verbindung ſo
warm und innig werde, daß ſie ferner kein
Maaß noch Ziel mehr wiſſe — wer koͤnnte
das Herz haben, ſich davor zu huͤten? — — —
Mit Deinen Couſinen hat es keine Noth; die
wandeln in einem Lichte, welches ſie meiner
Leuchte entuͤbrigt. Und Amalia — den
moͤcht ich ſehen, dem es nur von fern einfallen
koͤnnte, ihr etwas anders ſeyn zu wollen, als

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[74/0112] litten zu ſeyn; aber mir wird es gluͤcken. Clerdon fuͤhlt und verſteht mich ganz, und durchgaͤngig ſtehe ich in ſehr gutem Rufe. Daß ich immer eine oder die andre Prinzeßinn, welche mich ihrer vollkommenſten Hochachtung wuͤrdigt, ausnehmend verehre — iſt natuͤrlich und macht wenig Laͤrm … Und gewiß, beſter Wallberg, ich komme faſt immer ganz unſchuldig dazu; ſtifte auch uͤberall viel mehr Gutes als Boͤſes. Einen Anſchlag auf irgend ein weibliches Geſchoͤpf zu machen, um es zu verfuͤhren, iſt von jeher ſo fern von mir gewe- ſen, daß ich einen Menſchen, der dazu faͤhig iſt, nicht ohne Haß und Eckel anſehen kann. Daß aber eine freundſchaftliche Verbindung ſo warm und innig werde, daß ſie ferner kein Maaß noch Ziel mehr wiſſe — wer koͤnnte das Herz haben, ſich davor zu huͤten? — — — Mit Deinen Couſinen hat es keine Noth; die wandeln in einem Lichte, welches ſie meiner Leuchte entuͤbrigt. Und Amalia — den moͤcht ich ſehen, dem es nur von fern einfallen koͤnnte, ihr etwas anders ſeyn zu wollen, als

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/112>, abgerufen am 24.11.2024.