caspar. Genug, ich weiß, was ich weggekriegt habe bei der Gelegenheit. Also, Herr Schmitz, eines Abends, wo es ganz dunkel war und ein schweres Unwetter heraufzog, komme ich auch von meinem Erb da herüber meinen gewöhnlichen Weg geschritten. So höre ich da, wo Sie jetzt stehen, Herr Schmitz, etwas rascheln in der Dunkelheit, und ehe ich noch meine Gedanken zusammennehmen kann, springt Das ohne einen Laut von sich zu geben, auf mich zu, und ich habe einen Schlag mit einem Knüppel über den Kopf und einen Stoß in das linke Auge weg, daß mir beinahe Hören und Sehen vergeht. Im Auge ist's mir, als ob ein Dutzend Messer darin umgedreht würden, Nasses läuft mir über die Backe -- ich aber denke, hier geht's noch um Haut und Haar, ist's Auge schon weg -- und kriege meinen Cujon zu packen, und reiße ihm den Knüppel weg, denn, Herr Schmitz, ein Mensch, dem sie das Auge ausschlagen, hat fürchterliche Kräfte -- und gebe ihm die Erwiederung auf seinen Schädel, daß er aufgrölzt und ich an der Stimme den Fritze erkenne. Er bettelt um Gnade, aber ich schreie: Meine Gnade sollst du gleich spüren! reiße ihn in die Höhe; du verfluch-
caspar. Genug, ich weiß, was ich weggekriegt habe bei der Gelegenheit. Alſo, Herr Schmitz, eines Abends, wo es ganz dunkel war und ein ſchweres Unwetter heraufzog, komme ich auch von meinem Erb da herüber meinen gewöhnlichen Weg geſchritten. So höre ich da, wo Sie jetzt ſtehen, Herr Schmitz, etwas raſcheln in der Dunkelheit, und ehe ich noch meine Gedanken zuſammennehmen kann, ſpringt Das ohne einen Laut von ſich zu geben, auf mich zu, und ich habe einen Schlag mit einem Knüppel über den Kopf und einen Stoß in das linke Auge weg, daß mir beinahe Hören und Sehen vergeht. Im Auge iſt’s mir, als ob ein Dutzend Meſſer darin umgedreht würden, Naſſes läuft mir über die Backe — ich aber denke, hier geht’s noch um Haut und Haar, iſt’s Auge ſchon weg — und kriege meinen Cujon zu packen, und reiße ihm den Knüppel weg, denn, Herr Schmitz, ein Menſch, dem ſie das Auge ausſchlagen, hat fürchterliche Kräfte — und gebe ihm die Erwiederung auf ſeinen Schädel, daß er aufgrölzt und ich an der Stimme den Fritze erkenne. Er bettelt um Gnade, aber ich ſchreie: Meine Gnade ſollſt du gleich ſpüren! reiße ihn in die Höhe; du verfluch-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0066"n="54"/>
caspar. Genug, ich weiß, was ich weggekriegt<lb/>
habe bei der Gelegenheit. Alſo, Herr Schmitz,<lb/>
eines Abends, wo es ganz dunkel war und ein<lb/>ſchweres Unwetter heraufzog, komme ich auch von<lb/>
meinem Erb da herüber meinen gewöhnlichen Weg<lb/>
geſchritten. So höre ich da, wo Sie jetzt ſtehen,<lb/>
Herr Schmitz, etwas raſcheln in der Dunkelheit,<lb/>
und ehe ich noch meine Gedanken zuſammennehmen<lb/>
kann, ſpringt Das ohne einen Laut von ſich zu<lb/>
geben, auf mich zu, und ich habe einen Schlag<lb/>
mit einem Knüppel über den Kopf und einen Stoß<lb/>
in das linke Auge weg, daß mir beinahe Hören<lb/>
und Sehen vergeht. Im Auge iſt’s mir, als ob<lb/>
ein Dutzend Meſſer darin umgedreht würden, Naſſes<lb/>
läuft mir über die Backe — ich aber denke, hier<lb/>
geht’s noch um Haut und Haar, iſt’s Auge ſchon<lb/>
weg — und kriege meinen Cujon zu packen, und<lb/>
reiße ihm den Knüppel weg, denn, Herr Schmitz,<lb/>
ein Menſch, dem ſie das Auge ausſchlagen, hat<lb/>
fürchterliche Kräfte — und gebe ihm die Erwiederung<lb/>
auf ſeinen Schädel, daß er aufgrölzt und ich an<lb/>
der Stimme den Fritze erkenne. Er bettelt um<lb/>
Gnade, aber ich ſchreie: Meine Gnade ſollſt du<lb/>
gleich ſpüren! reiße ihn in die Höhe; du verfluch-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[54/0066]
caspar. Genug, ich weiß, was ich weggekriegt
habe bei der Gelegenheit. Alſo, Herr Schmitz,
eines Abends, wo es ganz dunkel war und ein
ſchweres Unwetter heraufzog, komme ich auch von
meinem Erb da herüber meinen gewöhnlichen Weg
geſchritten. So höre ich da, wo Sie jetzt ſtehen,
Herr Schmitz, etwas raſcheln in der Dunkelheit,
und ehe ich noch meine Gedanken zuſammennehmen
kann, ſpringt Das ohne einen Laut von ſich zu
geben, auf mich zu, und ich habe einen Schlag
mit einem Knüppel über den Kopf und einen Stoß
in das linke Auge weg, daß mir beinahe Hören
und Sehen vergeht. Im Auge iſt’s mir, als ob
ein Dutzend Meſſer darin umgedreht würden, Naſſes
läuft mir über die Backe — ich aber denke, hier
geht’s noch um Haut und Haar, iſt’s Auge ſchon
weg — und kriege meinen Cujon zu packen, und
reiße ihm den Knüppel weg, denn, Herr Schmitz,
ein Menſch, dem ſie das Auge ausſchlagen, hat
fürchterliche Kräfte — und gebe ihm die Erwiederung
auf ſeinen Schädel, daß er aufgrölzt und ich an
der Stimme den Fritze erkenne. Er bettelt um
Gnade, aber ich ſchreie: Meine Gnade ſollſt du
gleich ſpüren! reiße ihn in die Höhe; du verfluch-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/66>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.