Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

erster Ehe, denn drei Frauen hat der alte Kerl
begraben lassen und zum letztenmal, woraus nun
die ist, die gestern Hochzeit machte, freite er, wie
er schon ziemlich in den Jahren war. Die Tochter
sah recht gut aus, und ich war ihr auch recht
gut, aber die Hauptsache, daß ich mich an sie
machte, war doch der Stolz, und weil ich mir einbil-
dete, ich könne Alles durchsetzen, was ich wolle,
und werde das Mädchen schon 'rumkriegen, wenn
ich es nur recht anzufangen wisse. Ich hatte schon
gemerkt, daß sie auf Tänzen und Kindelbieren
nach mir hinhörte, wenn ich so erzählte von mei-
nen Fahrten, und darauf baute ich meinen Rath-
schlag und sah sie unaufhörlich starr an, wenn ich
ihr nahe kam, so daß sie nicht wußte, wo sie die
Augen lassen sollte. Fing auch an, mich über
mein Vermögen schön zu kleiden, das beste licht-
blaue Tuch mußte ich zum Rocke haben und ließ
mir an die Jacken silberne Knöpfe setzen, die kein
Anderer von den Colonen hatte, wodurch ich in
Schulden gerieth. Eines Sonntages geht die
Magdalis an mir vorüber, wie ich besonders
herausgeputzt war und sagt: Ihr zieht Euch doch
an, wie Keiner sonst, Caspar. -- Das geschieht

4*

erſter Ehe, denn drei Frauen hat der alte Kerl
begraben laſſen und zum letztenmal, woraus nun
die iſt, die geſtern Hochzeit machte, freite er, wie
er ſchon ziemlich in den Jahren war. Die Tochter
ſah recht gut aus, und ich war ihr auch recht
gut, aber die Hauptſache, daß ich mich an ſie
machte, war doch der Stolz, und weil ich mir einbil-
dete, ich könne Alles durchſetzen, was ich wolle,
und werde das Mädchen ſchon ’rumkriegen, wenn
ich es nur recht anzufangen wiſſe. Ich hatte ſchon
gemerkt, daß ſie auf Tänzen und Kindelbieren
nach mir hinhörte, wenn ich ſo erzählte von mei-
nen Fahrten, und darauf baute ich meinen Rath-
ſchlag und ſah ſie unaufhörlich ſtarr an, wenn ich
ihr nahe kam, ſo daß ſie nicht wußte, wo ſie die
Augen laſſen ſollte. Fing auch an, mich über
mein Vermögen ſchön zu kleiden, das beſte licht-
blaue Tuch mußte ich zum Rocke haben und ließ
mir an die Jacken ſilberne Knöpfe ſetzen, die kein
Anderer von den Colonen hatte, wodurch ich in
Schulden gerieth. Eines Sonntages geht die
Magdalis an mir vorüber, wie ich beſonders
herausgeputzt war und ſagt: Ihr zieht Euch doch
an, wie Keiner ſonſt, Caspar. — Das geſchieht

4*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0063" n="51"/>
er&#x017F;ter Ehe, denn drei Frauen hat der alte Kerl<lb/>
begraben la&#x017F;&#x017F;en und zum letztenmal, woraus nun<lb/>
die i&#x017F;t, die ge&#x017F;tern Hochzeit machte, freite er, wie<lb/>
er &#x017F;chon ziemlich in den Jahren war. Die Tochter<lb/>
&#x017F;ah recht gut aus, und ich war ihr auch recht<lb/>
gut, aber die Haupt&#x017F;ache, daß ich mich an &#x017F;ie<lb/>
machte, war doch der Stolz, und weil ich mir einbil-<lb/>
dete, ich könne Alles durch&#x017F;etzen, was ich wolle,<lb/>
und werde das Mädchen &#x017F;chon &#x2019;rumkriegen, wenn<lb/>
ich es nur recht anzufangen wi&#x017F;&#x017F;e. Ich hatte &#x017F;chon<lb/>
gemerkt, daß &#x017F;ie auf Tänzen und Kindelbieren<lb/>
nach mir hinhörte, wenn ich &#x017F;o erzählte von mei-<lb/>
nen Fahrten, und darauf baute ich meinen Rath-<lb/>
&#x017F;chlag und &#x017F;ah &#x017F;ie unaufhörlich &#x017F;tarr an, wenn ich<lb/>
ihr nahe kam, &#x017F;o daß &#x017F;ie nicht wußte, wo &#x017F;ie die<lb/>
Augen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte. Fing auch an, mich über<lb/>
mein Vermögen &#x017F;chön zu kleiden, das be&#x017F;te licht-<lb/>
blaue Tuch mußte ich zum Rocke haben und ließ<lb/>
mir an die Jacken &#x017F;ilberne Knöpfe &#x017F;etzen, die kein<lb/>
Anderer von den Colonen hatte, wodurch ich in<lb/>
Schulden gerieth. Eines Sonntages geht die<lb/>
Magdalis an mir vorüber, wie ich be&#x017F;onders<lb/>
herausgeputzt war und &#x017F;agt: Ihr zieht Euch doch<lb/>
an, wie Keiner &#x017F;on&#x017F;t, Caspar. &#x2014; Das ge&#x017F;chieht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">4*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0063] erſter Ehe, denn drei Frauen hat der alte Kerl begraben laſſen und zum letztenmal, woraus nun die iſt, die geſtern Hochzeit machte, freite er, wie er ſchon ziemlich in den Jahren war. Die Tochter ſah recht gut aus, und ich war ihr auch recht gut, aber die Hauptſache, daß ich mich an ſie machte, war doch der Stolz, und weil ich mir einbil- dete, ich könne Alles durchſetzen, was ich wolle, und werde das Mädchen ſchon ’rumkriegen, wenn ich es nur recht anzufangen wiſſe. Ich hatte ſchon gemerkt, daß ſie auf Tänzen und Kindelbieren nach mir hinhörte, wenn ich ſo erzählte von mei- nen Fahrten, und darauf baute ich meinen Rath- ſchlag und ſah ſie unaufhörlich ſtarr an, wenn ich ihr nahe kam, ſo daß ſie nicht wußte, wo ſie die Augen laſſen ſollte. Fing auch an, mich über mein Vermögen ſchön zu kleiden, das beſte licht- blaue Tuch mußte ich zum Rocke haben und ließ mir an die Jacken ſilberne Knöpfe ſetzen, die kein Anderer von den Colonen hatte, wodurch ich in Schulden gerieth. Eines Sonntages geht die Magdalis an mir vorüber, wie ich beſonders herausgeputzt war und ſagt: Ihr zieht Euch doch an, wie Keiner ſonſt, Caspar. — Das geſchieht 4*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/63
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/63>, abgerufen am 25.11.2024.