Der Sammler, welcher glaubte, der Patrio- tencaspar werde dort etwas für ihn aus der Erde scharren, trat dicht zu ihm hin, senkte seinen Kopf, so daß er fast die Schulter des Knienden berührte und fragte eifrig: Was? Was?
Der Patriotencaspar sah ihm, mit dem Auge unstät zwinkernd in das Gesicht und sagte heiser und gedämpft: Hier habe ich einstmals des Hof- schulzen seinen Sohn, den Fritze, todtgeschlagen.
Ein Knabe, der von einem Strauche eben eine leckere Beere pflücken will und dem unver- sehens unter dem Strauche eine Natter mit fun- kelnden Augen entgegenzischt, kann nicht erschreck- ter zurückfahren, als der alte Schmitz bei dieser Eröffnung vor dem Patriotencaspar zurückfuhr. Den Blick starr auf ihn heftend und rückwärts vor ihm weichend, als fürchte er, einem geständi- gen Mörder seinen Rücken Preis zu geben, ent- fernte er sich bis in die entgegengesetzte Ecke des Kreuzweges. Dort blieb er stehen, den Patrioten- caspar immer in das Auge gefaßt, unschlüssig, ob er nun sich wenden, so fortgehen und dadurch den gefährlichen Menschen aus seinem beobachtenden Blicke verlieren sollte.
Der Sammler, welcher glaubte, der Patrio- tencaspar werde dort etwas für ihn aus der Erde ſcharren, trat dicht zu ihm hin, ſenkte ſeinen Kopf, ſo daß er faſt die Schulter des Knienden berührte und fragte eifrig: Was? Was?
Der Patriotencaspar ſah ihm, mit dem Auge unſtät zwinkernd in das Geſicht und ſagte heiſer und gedämpft: Hier habe ich einſtmals des Hof- ſchulzen ſeinen Sohn, den Fritze, todtgeſchlagen.
Ein Knabe, der von einem Strauche eben eine leckere Beere pflücken will und dem unver- ſehens unter dem Strauche eine Natter mit fun- kelnden Augen entgegenziſcht, kann nicht erſchreck- ter zurückfahren, als der alte Schmitz bei dieſer Eröffnung vor dem Patriotencaspar zurückfuhr. Den Blick ſtarr auf ihn heftend und rückwärts vor ihm weichend, als fürchte er, einem geſtändi- gen Mörder ſeinen Rücken Preis zu geben, ent- fernte er ſich bis in die entgegengeſetzte Ecke des Kreuzweges. Dort blieb er ſtehen, den Patrioten- caspar immer in das Auge gefaßt, unſchlüſſig, ob er nun ſich wenden, ſo fortgehen und dadurch den gefährlichen Menſchen aus ſeinem beobachtenden Blicke verlieren ſollte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0056"n="44"/><p>Der Sammler, welcher glaubte, der Patrio-<lb/>
tencaspar werde dort etwas für ihn aus der Erde<lb/>ſcharren, trat dicht zu ihm hin, ſenkte ſeinen Kopf,<lb/>ſo daß er faſt die Schulter des Knienden berührte<lb/>
und fragte eifrig: Was? Was?</p><lb/><p>Der Patriotencaspar ſah ihm, mit dem Auge<lb/>
unſtät zwinkernd in das Geſicht und ſagte heiſer<lb/>
und gedämpft: Hier habe ich einſtmals des Hof-<lb/>ſchulzen ſeinen Sohn, den Fritze, todtgeſchlagen.</p><lb/><p>Ein Knabe, der von einem Strauche eben<lb/>
eine leckere Beere pflücken will und dem unver-<lb/>ſehens unter dem Strauche eine Natter mit fun-<lb/>
kelnden Augen entgegenziſcht, kann nicht erſchreck-<lb/>
ter zurückfahren, als der alte Schmitz bei dieſer<lb/>
Eröffnung vor dem Patriotencaspar zurückfuhr.<lb/>
Den Blick ſtarr auf ihn heftend und rückwärts<lb/>
vor ihm weichend, als fürchte er, einem geſtändi-<lb/>
gen Mörder ſeinen Rücken Preis zu geben, ent-<lb/>
fernte er ſich bis in die entgegengeſetzte Ecke des<lb/>
Kreuzweges. Dort blieb er ſtehen, den Patrioten-<lb/>
caspar immer in das Auge gefaßt, unſchlüſſig, ob<lb/>
er nun ſich wenden, ſo fortgehen und dadurch den<lb/>
gefährlichen Menſchen aus ſeinem beobachtenden<lb/>
Blicke verlieren ſollte.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[44/0056]
Der Sammler, welcher glaubte, der Patrio-
tencaspar werde dort etwas für ihn aus der Erde
ſcharren, trat dicht zu ihm hin, ſenkte ſeinen Kopf,
ſo daß er faſt die Schulter des Knienden berührte
und fragte eifrig: Was? Was?
Der Patriotencaspar ſah ihm, mit dem Auge
unſtät zwinkernd in das Geſicht und ſagte heiſer
und gedämpft: Hier habe ich einſtmals des Hof-
ſchulzen ſeinen Sohn, den Fritze, todtgeſchlagen.
Ein Knabe, der von einem Strauche eben
eine leckere Beere pflücken will und dem unver-
ſehens unter dem Strauche eine Natter mit fun-
kelnden Augen entgegenziſcht, kann nicht erſchreck-
ter zurückfahren, als der alte Schmitz bei dieſer
Eröffnung vor dem Patriotencaspar zurückfuhr.
Den Blick ſtarr auf ihn heftend und rückwärts
vor ihm weichend, als fürchte er, einem geſtändi-
gen Mörder ſeinen Rücken Preis zu geben, ent-
fernte er ſich bis in die entgegengeſetzte Ecke des
Kreuzweges. Dort blieb er ſtehen, den Patrioten-
caspar immer in das Auge gefaßt, unſchlüſſig, ob
er nun ſich wenden, ſo fortgehen und dadurch den
gefährlichen Menſchen aus ſeinem beobachtenden
Blicke verlieren ſollte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/56>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.