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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Eines ist für das Andere nur da in der schö-
nen Figur jener academischen Zeit ihrer Liebe.

Nach allen Seiten hin erbaut sie die Ehe, die
den Namen einer heiligen verdient. Denn sie haben
einander einen Doppelschwur geleistet ohne Worte.
Eins wollen sie seyn und bleiben, aber Eins im
Leben und in der Welt, nicht sich versteckend vor
Leben und Welt. Mit Liebe wollen sie den stumpfen
Widerstand der Materie überwinden. Der ist groß.
Denn ihr Schritt hat freilich in alle Verhältnisse
den tiefsten Riß gemacht. Man läßt Lisbeth's
Liebenswürdigkeit zwar gelten, aber das Findelkind
bleibt ihnen doch ein Findelkind. Die Bekannten
haben gestutzt, die Freunde getrauert, die Familie
ist außer sich gewesen, habsüchtige Vettern schielten
froh nach der Zukunft. Zwischen diesen dürren
Klippen, in solcher Wildniß ist ihnen die Aufgabe
gesetzt, den Garten eines schönen, fruchttragenden
Lebens auszusäen. Daher hat denn ihre Geschichte
nur erst begonnen. Ueberallhin müssen sie sich auf-
stellen, jeden Schatz aus sich zu Tage fördern, sie
müssen sich vollenden für die Welt und für die
Zwecke der Welt, um das Recht des Herzens
darzulegen.


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Eines iſt für das Andere nur da in der ſchö-
nen Figur jener academiſchen Zeit ihrer Liebe.

Nach allen Seiten hin erbaut ſie die Ehe, die
den Namen einer heiligen verdient. Denn ſie haben
einander einen Doppelſchwur geleiſtet ohne Worte.
Eins wollen ſie ſeyn und bleiben, aber Eins im
Leben und in der Welt, nicht ſich verſteckend vor
Leben und Welt. Mit Liebe wollen ſie den ſtumpfen
Widerſtand der Materie überwinden. Der iſt groß.
Denn ihr Schritt hat freilich in alle Verhältniſſe
den tiefſten Riß gemacht. Man läßt Lisbeth’s
Liebenswürdigkeit zwar gelten, aber das Findelkind
bleibt ihnen doch ein Findelkind. Die Bekannten
haben geſtutzt, die Freunde getrauert, die Familie
iſt außer ſich geweſen, habſüchtige Vettern ſchielten
froh nach der Zukunft. Zwiſchen dieſen dürren
Klippen, in ſolcher Wildniß iſt ihnen die Aufgabe
geſetzt, den Garten eines ſchönen, fruchttragenden
Lebens auszuſäen. Daher hat denn ihre Geſchichte
nur erſt begonnen. Ueberallhin müſſen ſie ſich auf-
ſtellen, jeden Schatz aus ſich zu Tage fördern, ſie
müſſen ſich vollenden für die Welt und für die
Zwecke der Welt, um das Recht des Herzens
darzulegen.


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[307/0319] Eines iſt für das Andere nur da in der ſchö- nen Figur jener academiſchen Zeit ihrer Liebe. Nach allen Seiten hin erbaut ſie die Ehe, die den Namen einer heiligen verdient. Denn ſie haben einander einen Doppelſchwur geleiſtet ohne Worte. Eins wollen ſie ſeyn und bleiben, aber Eins im Leben und in der Welt, nicht ſich verſteckend vor Leben und Welt. Mit Liebe wollen ſie den ſtumpfen Widerſtand der Materie überwinden. Der iſt groß. Denn ihr Schritt hat freilich in alle Verhältniſſe den tiefſten Riß gemacht. Man läßt Lisbeth’s Liebenswürdigkeit zwar gelten, aber das Findelkind bleibt ihnen doch ein Findelkind. Die Bekannten haben geſtutzt, die Freunde getrauert, die Familie iſt außer ſich geweſen, habſüchtige Vettern ſchielten froh nach der Zukunft. Zwiſchen dieſen dürren Klippen, in ſolcher Wildniß iſt ihnen die Aufgabe geſetzt, den Garten eines ſchönen, fruchttragenden Lebens auszuſäen. Daher hat denn ihre Geſchichte nur erſt begonnen. Ueberallhin müſſen ſie ſich auf- ſtellen, jeden Schatz aus ſich zu Tage fördern, ſie müſſen ſich vollenden für die Welt und für die Zwecke der Welt, um das Recht des Herzens darzulegen. 20*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/319>, abgerufen am 23.11.2024.