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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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wird eben die Stärke beigesellt! Ich werde seine
Stärke seyn, ich werde ihn fragen: Oswald schämst
du dich meiner? Und wahrlich, gnädige Frau,
auf die Frage wird er ja sagen, aber er wird sich
ermannen und für alle Zeiten den unwürdigen
Kleinmuth ablegen.

Clelia wurde immer erbitterter. Ich würde
mich tief gedemüthigt fühlen durch einen Gatten
so hoch über meinem Stande, sagte sie herb und
schneidend.

Das kann wohl seyn, versetzte Lisbeth. Darin
hat Jeder seinen eigenen Sinn. Ich fühle mich
gar nicht gedemüthiget dadurch, daß er ein großer
Graf ist und ich ein geringes Mädchen ohne Her-
kommen bin. Er könnte noch zehnmal größer seyn
und ich würde dennoch keine Demüthigung empfinden.
Ja, ich weiß, es hat auch Mädchen gegeben in
meiner Lage, die winselnd sprachen: O wärst du
ein armer Hirt, mein hoher Liebster! -- Ich aber,
ich wünsche mir ihn gar nicht zum Hirten herunter;
nicht soll er seine Größe ablegen um meine Klein-
heit! Sondern das ist eine neue Seligkeit für
mich, daß er so vornehm ist, und mich emporhebt
aus meiner Niedrigkeit und mich zur Gräfin macht

wird eben die Stärke beigeſellt! Ich werde ſeine
Stärke ſeyn, ich werde ihn fragen: Oswald ſchämſt
du dich meiner? Und wahrlich, gnädige Frau,
auf die Frage wird er ja ſagen, aber er wird ſich
ermannen und für alle Zeiten den unwürdigen
Kleinmuth ablegen.

Clelia wurde immer erbitterter. Ich würde
mich tief gedemüthigt fühlen durch einen Gatten
ſo hoch über meinem Stande, ſagte ſie herb und
ſchneidend.

Das kann wohl ſeyn, verſetzte Lisbeth. Darin
hat Jeder ſeinen eigenen Sinn. Ich fühle mich
gar nicht gedemüthiget dadurch, daß er ein großer
Graf iſt und ich ein geringes Mädchen ohne Her-
kommen bin. Er könnte noch zehnmal größer ſeyn
und ich würde dennoch keine Demüthigung empfinden.
Ja, ich weiß, es hat auch Mädchen gegeben in
meiner Lage, die winſelnd ſprachen: O wärſt du
ein armer Hirt, mein hoher Liebſter! — Ich aber,
ich wünſche mir ihn gar nicht zum Hirten herunter;
nicht ſoll er ſeine Größe ablegen um meine Klein-
heit! Sondern das iſt eine neue Seligkeit für
mich, daß er ſo vornehm iſt, und mich emporhebt
aus meiner Niedrigkeit und mich zur Gräfin macht

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[274/0286] wird eben die Stärke beigeſellt! Ich werde ſeine Stärke ſeyn, ich werde ihn fragen: Oswald ſchämſt du dich meiner? Und wahrlich, gnädige Frau, auf die Frage wird er ja ſagen, aber er wird ſich ermannen und für alle Zeiten den unwürdigen Kleinmuth ablegen. Clelia wurde immer erbitterter. Ich würde mich tief gedemüthigt fühlen durch einen Gatten ſo hoch über meinem Stande, ſagte ſie herb und ſchneidend. Das kann wohl ſeyn, verſetzte Lisbeth. Darin hat Jeder ſeinen eigenen Sinn. Ich fühle mich gar nicht gedemüthiget dadurch, daß er ein großer Graf iſt und ich ein geringes Mädchen ohne Her- kommen bin. Er könnte noch zehnmal größer ſeyn und ich würde dennoch keine Demüthigung empfinden. Ja, ich weiß, es hat auch Mädchen gegeben in meiner Lage, die winſelnd ſprachen: O wärſt du ein armer Hirt, mein hoher Liebſter! — Ich aber, ich wünſche mir ihn gar nicht zum Hirten herunter; nicht ſoll er ſeine Größe ablegen um meine Klein- heit! Sondern das iſt eine neue Seligkeit für mich, daß er ſo vornehm iſt, und mich emporhebt aus meiner Niedrigkeit und mich zur Gräfin macht

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/286>, abgerufen am 24.11.2024.