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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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nütziger Liebe, ächten Schicklichkeitsgefühls und
frommer Ergebung in reicher Fülle zuströmen muß-
ten; Gründe, die nach ihrer Meinung eine schla-
gende Wirkung auf ein edles weibliches Gemüth
nicht verfehlen konnten. Sie erging sich mit Wohl-
gefallen in den Reden, welche diese Gründe näher
entwickeln sollten, und las dazwischen immer einige
Seiten des Romans. Da er zu denen gehörte,
welche bei uns zweite Auflagen erleben, so leitete
er ihre Gedanken von dem Gegenstande, der ihre
Seele beschäftigte, nicht ab. Sie war so sehr in
ihr Vorhaben vertieft, daß sie auf Fancy's Thun
und Treiben nicht achtete und des Fluges der
Stunden ebenfalls nicht inne ward, die unter
solchen Uebungen innerer Beredsamkeit rasch zu
verfließen pflegen.

Fancy mußte sie erinnern, daß die Zeit ge-
kommen sei, sich kleiden zu lassen. Noch immer
in ihre Gedanken und Gründe verloren widmete
sie dem Anzuge keine Aufmerksamkeit. Sie ließ
die einfachen Strümpfe von den zierlichen weißen
Füßen streifen und diese mit den spinnwebenfeinen
durchbrochenen bekleiden, es fiel ihr nicht auf, als
Fancy, nachdem sie die Flechten gemacht, dieselben

nütziger Liebe, ächten Schicklichkeitsgefühls und
frommer Ergebung in reicher Fülle zuſtrömen muß-
ten; Gründe, die nach ihrer Meinung eine ſchla-
gende Wirkung auf ein edles weibliches Gemüth
nicht verfehlen konnten. Sie erging ſich mit Wohl-
gefallen in den Reden, welche dieſe Gründe näher
entwickeln ſollten, und las dazwiſchen immer einige
Seiten des Romans. Da er zu denen gehörte,
welche bei uns zweite Auflagen erleben, ſo leitete
er ihre Gedanken von dem Gegenſtande, der ihre
Seele beſchäftigte, nicht ab. Sie war ſo ſehr in
ihr Vorhaben vertieft, daß ſie auf Fancy’s Thun
und Treiben nicht achtete und des Fluges der
Stunden ebenfalls nicht inne ward, die unter
ſolchen Uebungen innerer Beredſamkeit raſch zu
verfließen pflegen.

Fancy mußte ſie erinnern, daß die Zeit ge-
kommen ſei, ſich kleiden zu laſſen. Noch immer
in ihre Gedanken und Gründe verloren widmete
ſie dem Anzuge keine Aufmerkſamkeit. Sie ließ
die einfachen Strümpfe von den zierlichen weißen
Füßen ſtreifen und dieſe mit den ſpinnwebenfeinen
durchbrochenen bekleiden, es fiel ihr nicht auf, als
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[262/0274] nütziger Liebe, ächten Schicklichkeitsgefühls und frommer Ergebung in reicher Fülle zuſtrömen muß- ten; Gründe, die nach ihrer Meinung eine ſchla- gende Wirkung auf ein edles weibliches Gemüth nicht verfehlen konnten. Sie erging ſich mit Wohl- gefallen in den Reden, welche dieſe Gründe näher entwickeln ſollten, und las dazwiſchen immer einige Seiten des Romans. Da er zu denen gehörte, welche bei uns zweite Auflagen erleben, ſo leitete er ihre Gedanken von dem Gegenſtande, der ihre Seele beſchäftigte, nicht ab. Sie war ſo ſehr in ihr Vorhaben vertieft, daß ſie auf Fancy’s Thun und Treiben nicht achtete und des Fluges der Stunden ebenfalls nicht inne ward, die unter ſolchen Uebungen innerer Beredſamkeit raſch zu verfließen pflegen. Fancy mußte ſie erinnern, daß die Zeit ge- kommen ſei, ſich kleiden zu laſſen. Noch immer in ihre Gedanken und Gründe verloren widmete ſie dem Anzuge keine Aufmerkſamkeit. Sie ließ die einfachen Strümpfe von den zierlichen weißen Füßen ſtreifen und dieſe mit den ſpinnwebenfeinen durchbrochenen bekleiden, es fiel ihr nicht auf, als Fancy, nachdem ſie die Flechten gemacht, dieſelben

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/274>, abgerufen am 24.11.2024.