Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

einstmalen, als ich bei einem Rübsenfelde vorbei-
ging, worinnen die Pfeifer waren, so fielen mir die
Herren ein und wußte nicht, wie das geschah. --
Nun auf der anderen Seite hatte ich meine Refle-
xion, wie das Wesen in der Welt so eigentlich be-
stellt sei. Da dachte ich (denn ich habe immer in
meinem Leben Nachgedanken gehabt) daß ein or-
dentlicher Mensche schon durchkommt, der auf Wind
und Wetter achtet, und auf seine Füße schaut und
in seine Hände und sich mit seinen Nachbarn ge-
treulich zusammenhält.

Sehet, Ihr Herren, darauf kommt es mehre-
stentheils nur an. Und nach diesem gewöhnte ich
mir selbst zuerst die Gedanken nach Hülfe von drau-
ßen ab, zahlte meine Steuern und trug meine Lasten,
im Uebrigen aber hielt ich mich vor mich und ließ
es mir lieber, wenn ein Malheur passirte, etwas
saurer werden, als daß ich die Herren da draußen
um Beistand angesprochen hätte. Hernacher ge-
wöhnte ich es auch den Leuten um mich herum ab.
Sie nahmen an mir ein Exempel, und so thaten
wir Nachbarn uns allmählig zusammen, sprangen
einander bei, ordinirten unser Wesen für uns, und
kam von vielen Sachen, um die sie anderer Orten

einſtmalen, als ich bei einem Rübſenfelde vorbei-
ging, worinnen die Pfeifer waren, ſo fielen mir die
Herren ein und wußte nicht, wie das geſchah. —
Nun auf der anderen Seite hatte ich meine Refle-
xion, wie das Weſen in der Welt ſo eigentlich be-
ſtellt ſei. Da dachte ich (denn ich habe immer in
meinem Leben Nachgedanken gehabt) daß ein or-
dentlicher Menſche ſchon durchkommt, der auf Wind
und Wetter achtet, und auf ſeine Füße ſchaut und
in ſeine Hände und ſich mit ſeinen Nachbarn ge-
treulich zuſammenhält.

Sehet, Ihr Herren, darauf kommt es mehre-
ſtentheils nur an. Und nach dieſem gewöhnte ich
mir ſelbſt zuerſt die Gedanken nach Hülfe von drau-
ßen ab, zahlte meine Steuern und trug meine Laſten,
im Uebrigen aber hielt ich mich vor mich und ließ
es mir lieber, wenn ein Malheur paſſirte, etwas
ſaurer werden, als daß ich die Herren da draußen
um Beiſtand angeſprochen hätte. Hernacher ge-
wöhnte ich es auch den Leuten um mich herum ab.
Sie nahmen an mir ein Exempel, und ſo thaten
wir Nachbarn uns allmählig zuſammen, ſprangen
einander bei, ordinirten unſer Weſen für uns, und
kam von vielen Sachen, um die ſie anderer Orten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0250" n="238"/>
ein&#x017F;tmalen, als ich bei einem Rüb&#x017F;enfelde vorbei-<lb/>
ging, worinnen die Pfeifer waren, &#x017F;o fielen mir die<lb/>
Herren ein und wußte nicht, wie das ge&#x017F;chah. &#x2014;<lb/>
Nun auf der anderen Seite hatte ich meine Refle-<lb/>
xion, wie das We&#x017F;en in der Welt &#x017F;o eigentlich be-<lb/>
&#x017F;tellt &#x017F;ei. Da dachte ich (denn ich habe immer in<lb/>
meinem Leben Nachgedanken gehabt) daß ein or-<lb/>
dentlicher Men&#x017F;che &#x017F;chon durchkommt, der auf Wind<lb/>
und Wetter achtet, und auf &#x017F;eine Füße &#x017F;chaut und<lb/>
in &#x017F;eine Hände und &#x017F;ich mit &#x017F;einen Nachbarn ge-<lb/>
treulich zu&#x017F;ammenhält.</p><lb/>
          <p>Sehet, Ihr Herren, darauf kommt es mehre-<lb/>
&#x017F;tentheils nur an. Und nach die&#x017F;em gewöhnte ich<lb/>
mir &#x017F;elb&#x017F;t zuer&#x017F;t die Gedanken nach Hülfe von drau-<lb/>
ßen ab, zahlte meine Steuern und trug meine La&#x017F;ten,<lb/>
im Uebrigen aber hielt ich mich vor mich und ließ<lb/>
es mir lieber, wenn ein Malheur pa&#x017F;&#x017F;irte, etwas<lb/>
&#x017F;aurer werden, als daß ich die Herren da draußen<lb/>
um Bei&#x017F;tand ange&#x017F;prochen hätte. Hernacher ge-<lb/>
wöhnte ich es auch den Leuten um mich herum ab.<lb/>
Sie nahmen an mir ein Exempel, und &#x017F;o thaten<lb/>
wir Nachbarn uns allmählig zu&#x017F;ammen, &#x017F;prangen<lb/>
einander bei, ordinirten un&#x017F;er We&#x017F;en für uns, und<lb/>
kam von vielen Sachen, um die &#x017F;ie anderer Orten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0250] einſtmalen, als ich bei einem Rübſenfelde vorbei- ging, worinnen die Pfeifer waren, ſo fielen mir die Herren ein und wußte nicht, wie das geſchah. — Nun auf der anderen Seite hatte ich meine Refle- xion, wie das Weſen in der Welt ſo eigentlich be- ſtellt ſei. Da dachte ich (denn ich habe immer in meinem Leben Nachgedanken gehabt) daß ein or- dentlicher Menſche ſchon durchkommt, der auf Wind und Wetter achtet, und auf ſeine Füße ſchaut und in ſeine Hände und ſich mit ſeinen Nachbarn ge- treulich zuſammenhält. Sehet, Ihr Herren, darauf kommt es mehre- ſtentheils nur an. Und nach dieſem gewöhnte ich mir ſelbſt zuerſt die Gedanken nach Hülfe von drau- ßen ab, zahlte meine Steuern und trug meine Laſten, im Uebrigen aber hielt ich mich vor mich und ließ es mir lieber, wenn ein Malheur paſſirte, etwas ſaurer werden, als daß ich die Herren da draußen um Beiſtand angeſprochen hätte. Hernacher ge- wöhnte ich es auch den Leuten um mich herum ab. Sie nahmen an mir ein Exempel, und ſo thaten wir Nachbarn uns allmählig zuſammen, ſprangen einander bei, ordinirten unſer Weſen für uns, und kam von vielen Sachen, um die ſie anderer Orten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/250
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/250>, abgerufen am 24.11.2024.