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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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für sie. -- Nur die schlechte, unwahre Liebe will
um jeden Preis den Besitz des Geliebten; die reine,
wahre weiß sich selbst freudig zu opfern, setzte
Clelia begeistert hinzu, indem sie sich von Fancy
einen Handspiegel vorhalten ließ, weil sie fühlte,
daß eine Locke heruntergefallen war, die wieder
aufgesteckt werden mußte.

Fancy ergoß sich in Versicherungen, daß die-
jenige ein elendes Mädchen seyn müsse, welche
nicht willig auf den Geliebten verzichte, sobald
seine Lebensruhe davon abhange, und Clelia fuhr
fort: Sehen aber darf ich sie nicht vor der entschei-
denden Unterredung, denn meine ganze Festigkeit
muß ich allerdings für diesen Hauptschlag zusammen-
halten und keinem unzeitigen Mitleid mich aussetzen.

Nein! rief Fancy eifrig, nein, sehen dürfen
Sie sie durchaus nicht. Denn dann könnten Sie
weich werden, Ihre Gründe würden sich vielleicht,
so zu sagen, zerbröckeln, und das Mädchen möchte
Sie gewinnen und Alles wäre verloren. Wenn
Sie aber plötzlich mit aller Ihrer Klugheit be-
waffnet, sie kommen lassen, gnädige Frau, dann
wollte ich doch wohl einmal Diejenige sehen, die
Ihnen widerstehen könnte. So wie Sie sich die

Immermann's Münchhausen. 4. Th. 15

für ſie. — Nur die ſchlechte, unwahre Liebe will
um jeden Preis den Beſitz des Geliebten; die reine,
wahre weiß ſich ſelbſt freudig zu opfern, ſetzte
Clelia begeiſtert hinzu, indem ſie ſich von Fancy
einen Handſpiegel vorhalten ließ, weil ſie fühlte,
daß eine Locke heruntergefallen war, die wieder
aufgeſteckt werden mußte.

Fancy ergoß ſich in Verſicherungen, daß die-
jenige ein elendes Mädchen ſeyn müſſe, welche
nicht willig auf den Geliebten verzichte, ſobald
ſeine Lebensruhe davon abhange, und Clelia fuhr
fort: Sehen aber darf ich ſie nicht vor der entſchei-
denden Unterredung, denn meine ganze Feſtigkeit
muß ich allerdings für dieſen Hauptſchlag zuſammen-
halten und keinem unzeitigen Mitleid mich ausſetzen.

Nein! rief Fancy eifrig, nein, ſehen dürfen
Sie ſie durchaus nicht. Denn dann könnten Sie
weich werden, Ihre Gründe würden ſich vielleicht,
ſo zu ſagen, zerbröckeln, und das Mädchen möchte
Sie gewinnen und Alles wäre verloren. Wenn
Sie aber plötzlich mit aller Ihrer Klugheit be-
waffnet, ſie kommen laſſen, gnädige Frau, dann
wollte ich doch wohl einmal Diejenige ſehen, die
Ihnen widerſtehen könnte. So wie Sie ſich die

Immermann’s Münchhauſen. 4. Th. 15
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[225/0237] für ſie. — Nur die ſchlechte, unwahre Liebe will um jeden Preis den Beſitz des Geliebten; die reine, wahre weiß ſich ſelbſt freudig zu opfern, ſetzte Clelia begeiſtert hinzu, indem ſie ſich von Fancy einen Handſpiegel vorhalten ließ, weil ſie fühlte, daß eine Locke heruntergefallen war, die wieder aufgeſteckt werden mußte. Fancy ergoß ſich in Verſicherungen, daß die- jenige ein elendes Mädchen ſeyn müſſe, welche nicht willig auf den Geliebten verzichte, ſobald ſeine Lebensruhe davon abhange, und Clelia fuhr fort: Sehen aber darf ich ſie nicht vor der entſchei- denden Unterredung, denn meine ganze Feſtigkeit muß ich allerdings für dieſen Hauptſchlag zuſammen- halten und keinem unzeitigen Mitleid mich ausſetzen. Nein! rief Fancy eifrig, nein, ſehen dürfen Sie ſie durchaus nicht. Denn dann könnten Sie weich werden, Ihre Gründe würden ſich vielleicht, ſo zu ſagen, zerbröckeln, und das Mädchen möchte Sie gewinnen und Alles wäre verloren. Wenn Sie aber plötzlich mit aller Ihrer Klugheit be- waffnet, ſie kommen laſſen, gnädige Frau, dann wollte ich doch wohl einmal Diejenige ſehen, die Ihnen widerſtehen könnte. So wie Sie ſich die Immermann’s Münchhauſen. 4. Th. 15

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/237>, abgerufen am 24.11.2024.