liche Auskunft gab, wie dem Diaconus. Clelia fuhr aber heftig auf und erklärte, daß sie ein sol- ches Verfahren durchaus nicht zugeben werde, daß das ein rauhes und unmenschliches Verfahren sei, welches ohnehin nicht einmal einen günstigen Er- folg zusichere, weil die Liebe durch so unmittel- baren Widerspruch nur wachse, und was dergleichen mehr war, geeignet, den ganzen Plan des Ober- amtmanns umzuwerfen. Sie hatte den Stramin aus ihren Händen entlassen und der Oberamtmann hielt ihn sonach bestürzt und gedankenlos allein in den seinigen.
Aber mein Gott, sagte er traurig, was wollen Sie denn, daß geschehen soll?
Darüber habe ich meinen Entschluß gefaßt, erwiederte Clelia ernst. -- Er ist auf die Kennt- niß des weiblichen Herzens gegründet. Kurz, wenn ich irgend etwas auf Sie vermag, wenn Sie wirk- lich mir in dem Maaße vertrauen, wie es den Anschein hat, so überlassen Sie mir die Leitung der Sache, denn von solchen Dingen begreift Ihr Männer überhaupt nichts.
Der Geschäftsmann wollte Widerspruch erheben, aber sie sah ihn so bestimmt an, er fürchtete so
liche Auskunft gab, wie dem Diaconus. Clelia fuhr aber heftig auf und erklärte, daß ſie ein ſol- ches Verfahren durchaus nicht zugeben werde, daß das ein rauhes und unmenſchliches Verfahren ſei, welches ohnehin nicht einmal einen günſtigen Er- folg zuſichere, weil die Liebe durch ſo unmittel- baren Widerſpruch nur wachſe, und was dergleichen mehr war, geeignet, den ganzen Plan des Ober- amtmanns umzuwerfen. Sie hatte den Stramin aus ihren Händen entlaſſen und der Oberamtmann hielt ihn ſonach beſtürzt und gedankenlos allein in den ſeinigen.
Aber mein Gott, ſagte er traurig, was wollen Sie denn, daß geſchehen ſoll?
Darüber habe ich meinen Entſchluß gefaßt, erwiederte Clelia ernſt. — Er iſt auf die Kennt- niß des weiblichen Herzens gegründet. Kurz, wenn ich irgend etwas auf Sie vermag, wenn Sie wirk- lich mir in dem Maaße vertrauen, wie es den Anſchein hat, ſo überlaſſen Sie mir die Leitung der Sache, denn von ſolchen Dingen begreift Ihr Männer überhaupt nichts.
Der Geſchäftsmann wollte Widerſpruch erheben, aber ſie ſah ihn ſo beſtimmt an, er fürchtete ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0234"n="222"/>
liche Auskunft gab, wie dem Diaconus. Clelia<lb/>
fuhr aber heftig auf und erklärte, daß ſie ein ſol-<lb/>
ches Verfahren durchaus nicht zugeben werde, daß<lb/>
das ein rauhes und unmenſchliches Verfahren ſei,<lb/>
welches ohnehin nicht einmal einen günſtigen Er-<lb/>
folg zuſichere, weil die Liebe durch ſo unmittel-<lb/>
baren Widerſpruch nur wachſe, und was dergleichen<lb/>
mehr war, geeignet, den ganzen Plan des Ober-<lb/>
amtmanns umzuwerfen. Sie hatte den Stramin<lb/>
aus ihren Händen entlaſſen und der Oberamtmann<lb/>
hielt ihn ſonach beſtürzt und gedankenlos allein in<lb/>
den ſeinigen.</p><lb/><p>Aber mein Gott, ſagte er traurig, was wollen<lb/>
Sie denn, daß geſchehen ſoll?</p><lb/><p>Darüber habe ich meinen Entſchluß gefaßt,<lb/>
erwiederte Clelia ernſt. — Er iſt auf die Kennt-<lb/>
niß des weiblichen Herzens gegründet. Kurz, wenn<lb/>
ich irgend etwas auf Sie vermag, wenn Sie wirk-<lb/>
lich mir in dem Maaße vertrauen, wie es den<lb/>
Anſchein hat, ſo überlaſſen Sie mir die Leitung<lb/>
der Sache, denn von ſolchen Dingen begreift Ihr<lb/>
Männer überhaupt nichts.</p><lb/><p>Der Geſchäftsmann wollte Widerſpruch erheben,<lb/>
aber ſie ſah ihn ſo beſtimmt an, er fürchtete ſo<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[222/0234]
liche Auskunft gab, wie dem Diaconus. Clelia
fuhr aber heftig auf und erklärte, daß ſie ein ſol-
ches Verfahren durchaus nicht zugeben werde, daß
das ein rauhes und unmenſchliches Verfahren ſei,
welches ohnehin nicht einmal einen günſtigen Er-
folg zuſichere, weil die Liebe durch ſo unmittel-
baren Widerſpruch nur wachſe, und was dergleichen
mehr war, geeignet, den ganzen Plan des Ober-
amtmanns umzuwerfen. Sie hatte den Stramin
aus ihren Händen entlaſſen und der Oberamtmann
hielt ihn ſonach beſtürzt und gedankenlos allein in
den ſeinigen.
Aber mein Gott, ſagte er traurig, was wollen
Sie denn, daß geſchehen ſoll?
Darüber habe ich meinen Entſchluß gefaßt,
erwiederte Clelia ernſt. — Er iſt auf die Kennt-
niß des weiblichen Herzens gegründet. Kurz, wenn
ich irgend etwas auf Sie vermag, wenn Sie wirk-
lich mir in dem Maaße vertrauen, wie es den
Anſchein hat, ſo überlaſſen Sie mir die Leitung
der Sache, denn von ſolchen Dingen begreift Ihr
Männer überhaupt nichts.
Der Geſchäftsmann wollte Widerſpruch erheben,
aber ſie ſah ihn ſo beſtimmt an, er fürchtete ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/234>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.