bürgt mir eine geordnete Zukunft. Nichts Unan- genehmeres als zwei Gatten, die einander mit weichen Nachgiebigkeiten quälen. Jeder muß seinen Willen haben und den durchzuführen wissen, dann findet man sich gegenseitig zurecht und es entsteht ein heiterer geregelter Lebensgang. Es freut mich, daß mein Mann abgereist ist.
Warum sollten Sie sich auch darüber nicht freuen, gnädige Frau? erwiederte Fancy, die der Gebieterin nie widersprach.
Ich werde ungestörter, in größerer Ruhe meine Aufgabe hier lösen, die ich mir gestellt habe, so allein und für mich, sagte Clelia.
Fancy erwiederte hierauf nichts, sondern nickte nur zuversichtlich beistimmend mit dem Kopfe. -- Aber dennoch bleibt es auffallend, fing die Baro- nesse nach einer Pause an, daß mein Mann ab- reisen konnte.
Auffallend bleibt es allerdings, sagte Fancy. -- Unterhalte mich, sprach Clelia. Fancy unter- hielt hierauf die Gebieterin so gut sie konnte und erzählte ihr von allen Bekanntschaften, die sie rasch nach Art der Kammerjungfern im Städtchen ge- macht hatte; von der Frau des Steuereinnehmers,
bürgt mir eine geordnete Zukunft. Nichts Unan- genehmeres als zwei Gatten, die einander mit weichen Nachgiebigkeiten quälen. Jeder muß ſeinen Willen haben und den durchzuführen wiſſen, dann findet man ſich gegenſeitig zurecht und es entſteht ein heiterer geregelter Lebensgang. Es freut mich, daß mein Mann abgereiſt iſt.
Warum ſollten Sie ſich auch darüber nicht freuen, gnädige Frau? erwiederte Fancy, die der Gebieterin nie widerſprach.
Ich werde ungeſtörter, in größerer Ruhe meine Aufgabe hier löſen, die ich mir geſtellt habe, ſo allein und für mich, ſagte Clelia.
Fancy erwiederte hierauf nichts, ſondern nickte nur zuverſichtlich beiſtimmend mit dem Kopfe. — Aber dennoch bleibt es auffallend, fing die Baro- neſſe nach einer Pauſe an, daß mein Mann ab- reiſen konnte.
Auffallend bleibt es allerdings, ſagte Fancy. — Unterhalte mich, ſprach Clelia. Fancy unter- hielt hierauf die Gebieterin ſo gut ſie konnte und erzählte ihr von allen Bekanntſchaften, die ſie raſch nach Art der Kammerjungfern im Städtchen ge- macht hatte; von der Frau des Steuereinnehmers,
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bürgt mir eine geordnete Zukunft. Nichts Unan-
genehmeres als zwei Gatten, die einander mit
weichen Nachgiebigkeiten quälen. Jeder muß ſeinen
Willen haben und den durchzuführen wiſſen, dann
findet man ſich gegenſeitig zurecht und es entſteht
ein heiterer geregelter Lebensgang. Es freut mich,
daß mein Mann abgereiſt iſt.
Warum ſollten Sie ſich auch darüber nicht
freuen, gnädige Frau? erwiederte Fancy, die der
Gebieterin nie widerſprach.
Ich werde ungeſtörter, in größerer Ruhe meine
Aufgabe hier löſen, die ich mir geſtellt habe, ſo
allein und für mich, ſagte Clelia.
Fancy erwiederte hierauf nichts, ſondern nickte
nur zuverſichtlich beiſtimmend mit dem Kopfe. —
Aber dennoch bleibt es auffallend, fing die Baro-
neſſe nach einer Pauſe an, daß mein Mann ab-
reiſen konnte.
Auffallend bleibt es allerdings, ſagte Fancy.
— Unterhalte mich, ſprach Clelia. Fancy unter-
hielt hierauf die Gebieterin ſo gut ſie konnte und
erzählte ihr von allen Bekanntſchaften, die ſie raſch
nach Art der Kammerjungfern im Städtchen ge-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/228>, abgerufen am 24.11.2024.
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