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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Ich fürchte mich nicht und bin gewohnt, allein
zu wandern, antwortete Lisbeth. -- Uebrigens
darf ich Ihnen ja die offene Straße nicht verbieten,
die Ihnen wie mir gehört. -- Sie verließ die
Kammer und wäre er ihr nachgefolgt, so hätte er
ein Schluchzen wahrnehmen können, welches das
ganze Wesen des armen Kindes aufzulösen drohte.

Er hätte sie nur fragen dürfen: Was hast du
gegen mich Lisbeth? Sage mir's! Selbst wenn
du meinst, daß ich geraubt und gemordet habe,
so mußt du mir mein Verbrechen doch nennen. --
Dann hätte sie gesprochen und er hätte gesprochen
und aus dem Sprechen wäre wahrscheinlich ein
Lachen über die unnützen Kümmernisse geworden.
Aber er dachte nicht daran sie zu fragen. Denn
Liebe ist Alles; auch ungerecht und hochmüthig ist
Liebe, sie sieht in manchen Fällen die Geliebte
lieber treulos oder veränderlich, als unter der
Wucht eines Mißverständnisses erliegend.

Ingrimmig knirrte er mit den Zähnen, als er
allein war. Es ist unglaublich! rief er, freilich
aber doch wahr. Er stieß seine Stirn wider die
Wand, um nur einen recht heftigen körperlichen
Schmerz zu empfinden. Dann rief er in seine

Ich fürchte mich nicht und bin gewohnt, allein
zu wandern, antwortete Lisbeth. — Uebrigens
darf ich Ihnen ja die offene Straße nicht verbieten,
die Ihnen wie mir gehört. — Sie verließ die
Kammer und wäre er ihr nachgefolgt, ſo hätte er
ein Schluchzen wahrnehmen können, welches das
ganze Weſen des armen Kindes aufzulöſen drohte.

Er hätte ſie nur fragen dürfen: Was haſt du
gegen mich Lisbeth? Sage mir’s! Selbſt wenn
du meinſt, daß ich geraubt und gemordet habe,
ſo mußt du mir mein Verbrechen doch nennen. —
Dann hätte ſie geſprochen und er hätte geſprochen
und aus dem Sprechen wäre wahrſcheinlich ein
Lachen über die unnützen Kümmerniſſe geworden.
Aber er dachte nicht daran ſie zu fragen. Denn
Liebe iſt Alles; auch ungerecht und hochmüthig iſt
Liebe, ſie ſieht in manchen Fällen die Geliebte
lieber treulos oder veränderlich, als unter der
Wucht eines Mißverſtändniſſes erliegend.

Ingrimmig knirrte er mit den Zähnen, als er
allein war. Es iſt unglaublich! rief er, freilich
aber doch wahr. Er ſtieß ſeine Stirn wider die
Wand, um nur einen recht heftigen körperlichen
Schmerz zu empfinden. Dann rief er in ſeine

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[139/0151] Ich fürchte mich nicht und bin gewohnt, allein zu wandern, antwortete Lisbeth. — Uebrigens darf ich Ihnen ja die offene Straße nicht verbieten, die Ihnen wie mir gehört. — Sie verließ die Kammer und wäre er ihr nachgefolgt, ſo hätte er ein Schluchzen wahrnehmen können, welches das ganze Weſen des armen Kindes aufzulöſen drohte. Er hätte ſie nur fragen dürfen: Was haſt du gegen mich Lisbeth? Sage mir’s! Selbſt wenn du meinſt, daß ich geraubt und gemordet habe, ſo mußt du mir mein Verbrechen doch nennen. — Dann hätte ſie geſprochen und er hätte geſprochen und aus dem Sprechen wäre wahrſcheinlich ein Lachen über die unnützen Kümmerniſſe geworden. Aber er dachte nicht daran ſie zu fragen. Denn Liebe iſt Alles; auch ungerecht und hochmüthig iſt Liebe, ſie ſieht in manchen Fällen die Geliebte lieber treulos oder veränderlich, als unter der Wucht eines Mißverſtändniſſes erliegend. Ingrimmig knirrte er mit den Zähnen, als er allein war. Es iſt unglaublich! rief er, freilich aber doch wahr. Er ſtieß ſeine Stirn wider die Wand, um nur einen recht heftigen körperlichen Schmerz zu empfinden. Dann rief er in ſeine

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/151>, abgerufen am 25.11.2024.