Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.aber dann that ihm dieser Zorn doch leid, und Fast wahnsinnig vor Leid machte er einen neuen So trieb es Liebesmühe umsonst bis spät aber dann that ihm dieſer Zorn doch leid, und Faſt wahnſinnig vor Leid machte er einen neuen So trieb es Liebesmühe umſonſt bis ſpät <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0103" n="91"/> aber dann that ihm dieſer Zorn doch leid, und<lb/> er hob ſie wieder auf, wenigſtens die Lilie,<lb/> weil er wußte, daß dieſe der Lisbeth beſonders<lb/> gefallen hatte.</p><lb/> <p>Faſt wahnſinnig vor Leid machte er einen neuen<lb/> Gang in die Dunkelheit und als auch der verge-<lb/> bens war, blieb er erſchöpft vor dem Hofe ſtehen<lb/> und jeder Windſtoß, jeder ferne Ruf mußte ihm<lb/> Lisbeths Gang oder Stimme bedeuten. Aber ſie<lb/> kam nicht. — Zornig trat er in das Haus zurück<lb/> und fragte Jeden wild, ob er noch nicht Lisbeth<lb/> geſehen habe? und dann vertauſchte er wieder das<lb/> Haus mit dem Platze vor dem Hofe, dort immer<lb/> von Neuem horchend.</p><lb/> <p>So trieb es Liebesmühe umſonſt bis ſpät<lb/> Abends. Mit der verzweiflungsvollen Unruhe des<lb/> Jünglings bildete die unzerſtörliche äußere Faſſung<lb/> des Hofſchulzen einen merkwürdigen Gegenſatz.<lb/> Während der junge Graf wie ein verwundeter<lb/> Löwe umhertoſete, ſaß der alte Bauer gleich einem<lb/> Bilde aus Stein an ſeinem Tiſche, die entſetzlichſte<lb/> Aufregung zurückhaltend im verſchwiegenen Herzen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [91/0103]
aber dann that ihm dieſer Zorn doch leid, und
er hob ſie wieder auf, wenigſtens die Lilie,
weil er wußte, daß dieſe der Lisbeth beſonders
gefallen hatte.
Faſt wahnſinnig vor Leid machte er einen neuen
Gang in die Dunkelheit und als auch der verge-
bens war, blieb er erſchöpft vor dem Hofe ſtehen
und jeder Windſtoß, jeder ferne Ruf mußte ihm
Lisbeths Gang oder Stimme bedeuten. Aber ſie
kam nicht. — Zornig trat er in das Haus zurück
und fragte Jeden wild, ob er noch nicht Lisbeth
geſehen habe? und dann vertauſchte er wieder das
Haus mit dem Platze vor dem Hofe, dort immer
von Neuem horchend.
So trieb es Liebesmühe umſonſt bis ſpät
Abends. Mit der verzweiflungsvollen Unruhe des
Jünglings bildete die unzerſtörliche äußere Faſſung
des Hofſchulzen einen merkwürdigen Gegenſatz.
Während der junge Graf wie ein verwundeter
Löwe umhertoſete, ſaß der alte Bauer gleich einem
Bilde aus Stein an ſeinem Tiſche, die entſetzlichſte
Aufregung zurückhaltend im verſchwiegenen Herzen.
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Zitationshilfe: | Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/103>, abgerufen am 23.07.2024. |