Fünftes Capitel. Die Störung. Was sich in einer Dorf- kirche zutrug.
Endlich hatte der Jäger die Feder geschnitten. Er schob Lisbeth ein Blatt Papier hin und bat sie, zu versuchen, ob sie schreibe. Sie that es, konnte aber damit nicht zurecht kommen, sie habe Zähne, sagte sie. Er sah, was sie geschrieben, es war ihr eigener Name in den klarsten, ebensten Zügen. Die feinen Buchstaben entzückten ihn. Ich glaube, an der Feder liegt es nicht, stammelte er, ich wollte wohl, ohne sie zu kappen, ein ganzes Gedicht damit niederschreiben. -- Thun Sie es, versetzte Lisbeth und schlug die Augen nieder, Sie sagten mir ja überdieß, daß Sie mir das Tuch mit einem Scherze haben schenken wollen.
Oh -- der Scherz wird wohl ausbleiben -- rief der Jäger, nahm Feder und Papier, setzte zu
Fuͤnftes Capitel. Die Störung. Was ſich in einer Dorf- kirche zutrug.
Endlich hatte der Jäger die Feder geſchnitten. Er ſchob Lisbeth ein Blatt Papier hin und bat ſie, zu verſuchen, ob ſie ſchreibe. Sie that es, konnte aber damit nicht zurecht kommen, ſie habe Zähne, ſagte ſie. Er ſah, was ſie geſchrieben, es war ihr eigener Name in den klarſten, ebenſten Zügen. Die feinen Buchſtaben entzückten ihn. Ich glaube, an der Feder liegt es nicht, ſtammelte er, ich wollte wohl, ohne ſie zu kappen, ein ganzes Gedicht damit niederſchreiben. — Thun Sie es, verſetzte Lisbeth und ſchlug die Augen nieder, Sie ſagten mir ja überdieß, daß Sie mir das Tuch mit einem Scherze haben ſchenken wollen.
Oh — der Scherz wird wohl ausbleiben — rief der Jäger, nahm Feder und Papier, ſetzte zu
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0067"n="53"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Fuͤnftes Capitel</hi>.<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><hirendition="#g">Die Störung. Was ſich in einer Dorf-<lb/>
kirche zutrug</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Endlich hatte der Jäger die Feder geſchnitten.<lb/>
Er ſchob Lisbeth ein Blatt Papier hin und bat<lb/>ſie, zu verſuchen, ob ſie ſchreibe. Sie that es,<lb/>
konnte aber damit nicht zurecht kommen, ſie habe<lb/>
Zähne, ſagte ſie. Er ſah, was ſie geſchrieben, es<lb/>
war ihr eigener Name in den klarſten, ebenſten<lb/>
Zügen. Die feinen Buchſtaben entzückten ihn. Ich<lb/>
glaube, an der Feder liegt es nicht, ſtammelte er,<lb/>
ich wollte wohl, ohne ſie zu kappen, ein ganzes<lb/>
Gedicht damit niederſchreiben. — Thun Sie es,<lb/>
verſetzte Lisbeth und ſchlug die Augen nieder,<lb/>
Sie ſagten mir ja überdieß, daß Sie mir das Tuch<lb/>
mit einem Scherze haben ſchenken wollen.</p><lb/><p>Oh — der Scherz wird wohl ausbleiben —<lb/>
rief der Jäger, nahm Feder und Papier, ſetzte zu<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[53/0067]
Fuͤnftes Capitel.
Die Störung. Was ſich in einer Dorf-
kirche zutrug.
Endlich hatte der Jäger die Feder geſchnitten.
Er ſchob Lisbeth ein Blatt Papier hin und bat
ſie, zu verſuchen, ob ſie ſchreibe. Sie that es,
konnte aber damit nicht zurecht kommen, ſie habe
Zähne, ſagte ſie. Er ſah, was ſie geſchrieben, es
war ihr eigener Name in den klarſten, ebenſten
Zügen. Die feinen Buchſtaben entzückten ihn. Ich
glaube, an der Feder liegt es nicht, ſtammelte er,
ich wollte wohl, ohne ſie zu kappen, ein ganzes
Gedicht damit niederſchreiben. — Thun Sie es,
verſetzte Lisbeth und ſchlug die Augen nieder,
Sie ſagten mir ja überdieß, daß Sie mir das Tuch
mit einem Scherze haben ſchenken wollen.
Oh — der Scherz wird wohl ausbleiben —
rief der Jäger, nahm Feder und Papier, ſetzte zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/67>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.