ling für sie in der Stadt gekauft und ihr zum Festputz verehrt hatte. Sie stach sich heute noch öfter in die Finger, als an dem Abende, da sie der Braut am Linnen nähen half, denn wenn die Augen die Nadel nicht überwachen, so geht diese ihre eigenen boshaften Wege.
Der Jüngling stand vor ihr und hatte eine Arbeit für sie unter Händen. Er schnitt ihr näm- lich eine Feder. Denn endlich, hatte das Mädchen gesagt, müsse sie doch Nachricht geben, wo sie ge- blieben sei und um Erlaubniß bitten, noch einige Tage im Oberhofe verweilen zu dürfen. Er stand an der andern Seite des Tischchens, und zwischen ihm und dem Mädchen duftete eine weiße Lilie und eine Rose, frisch abgeschnitten, im Glase. Mit der Arbeit übereilte er sich nicht, er fragte, bevor er das Messer anlegte, das Mädchen viel- fältig, ob sie lieber mit weicher oder mit harter Spitze schreibe, fein oder stumpf, ob er die Fahne stutzen oder lang lassen solle? und richtete noch mehrere dergleichen Fragen an sie, so gründlich, als solle ein Schreibmeister mit der Feder ein kalligraphisches Kunstwerk liefern. Auf diese um- ständlichen Fragen gab das Mädchen mit halber
ling für ſie in der Stadt gekauft und ihr zum Feſtputz verehrt hatte. Sie ſtach ſich heute noch öfter in die Finger, als an dem Abende, da ſie der Braut am Linnen nähen half, denn wenn die Augen die Nadel nicht überwachen, ſo geht dieſe ihre eigenen boshaften Wege.
Der Jüngling ſtand vor ihr und hatte eine Arbeit für ſie unter Händen. Er ſchnitt ihr näm- lich eine Feder. Denn endlich, hatte das Mädchen geſagt, müſſe ſie doch Nachricht geben, wo ſie ge- blieben ſei und um Erlaubniß bitten, noch einige Tage im Oberhofe verweilen zu dürfen. Er ſtand an der andern Seite des Tiſchchens, und zwiſchen ihm und dem Mädchen duftete eine weiße Lilie und eine Roſe, friſch abgeſchnitten, im Glaſe. Mit der Arbeit übereilte er ſich nicht, er fragte, bevor er das Meſſer anlegte, das Mädchen viel- fältig, ob ſie lieber mit weicher oder mit harter Spitze ſchreibe, fein oder ſtumpf, ob er die Fahne ſtutzen oder lang laſſen ſolle? und richtete noch mehrere dergleichen Fragen an ſie, ſo gründlich, als ſolle ein Schreibmeiſter mit der Feder ein kalligraphiſches Kunſtwerk liefern. Auf dieſe um- ſtändlichen Fragen gab das Mädchen mit halber
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ling für ſie in der Stadt gekauft und ihr zum
Feſtputz verehrt hatte. Sie ſtach ſich heute noch
öfter in die Finger, als an dem Abende, da ſie
der Braut am Linnen nähen half, denn wenn die
Augen die Nadel nicht überwachen, ſo geht dieſe
ihre eigenen boshaften Wege.
Der Jüngling ſtand vor ihr und hatte eine
Arbeit für ſie unter Händen. Er ſchnitt ihr näm-
lich eine Feder. Denn endlich, hatte das Mädchen
geſagt, müſſe ſie doch Nachricht geben, wo ſie ge-
blieben ſei und um Erlaubniß bitten, noch einige
Tage im Oberhofe verweilen zu dürfen. Er ſtand
an der andern Seite des Tiſchchens, und zwiſchen
ihm und dem Mädchen duftete eine weiße Lilie
und eine Roſe, friſch abgeſchnitten, im Glaſe.
Mit der Arbeit übereilte er ſich nicht, er fragte,
bevor er das Meſſer anlegte, das Mädchen viel-
fältig, ob ſie lieber mit weicher oder mit harter
Spitze ſchreibe, fein oder ſtumpf, ob er die Fahne
ſtutzen oder lang laſſen ſolle? und richtete noch
mehrere dergleichen Fragen an ſie, ſo gründlich,
als ſolle ein Schreibmeiſter mit der Feder ein
kalligraphiſches Kunſtwerk liefern. Auf dieſe um-
ſtändlichen Fragen gab das Mädchen mit halber
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/52>, abgerufen am 25.11.2024.
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