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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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nichts mehr von mir. Lebt wohl! Mein Tagwerk
ist gethan. Laßt uns wie Männer scheiden! Keine
Thräne bei diesem Abschiede! -- Sie werden mir
nachzupfuschen suchen, aber Ihr werdet, das weiß
ich, ewig Euren Freund vermissen.

Sein Curator suchte alle Gründe hervor, wo-
mit ein Mann, der sich in heiler Haut weiß, den
Leidenden überzeugen zu können glaubt, daß es
die Pflicht des Leidenden sei, nicht zu leiden. Er
erinnerte ihn an die Aufgabe, die das Leben Je-
dem zu lösen gebe, nämlich sich zusammenzuneh-
men und unter allen Umständen gefaßt zu bleiben.
Er sprach von Cato, Socrates und von anderen
großen Männern des Alterthums, er sagte ihm
zuletzt, eine feuchte und kalte Krypte sei wenig-
stens auf keinen Fall der Ort, um lange darin
ohne Schnupfen und Husten zu verweilen.

Nun denn! rief Münchhausen, dessen Lebens-
geister noch einmal wild aufzuspringen schienen,
so will ich eine neue Religion stiften und Ihr sollt
Ali seyn, der Erste der Gläubigen. Bringt Wein
her, feurigen Wein, schäumenden Wein, wir wol-
len den Manen des Todten da am Kreuz Eins
zutrinken!


nichts mehr von mir. Lebt wohl! Mein Tagwerk
iſt gethan. Laßt uns wie Männer ſcheiden! Keine
Thräne bei dieſem Abſchiede! — Sie werden mir
nachzupfuſchen ſuchen, aber Ihr werdet, das weiß
ich, ewig Euren Freund vermiſſen.

Sein Curator ſuchte alle Gründe hervor, wo-
mit ein Mann, der ſich in heiler Haut weiß, den
Leidenden überzeugen zu können glaubt, daß es
die Pflicht des Leidenden ſei, nicht zu leiden. Er
erinnerte ihn an die Aufgabe, die das Leben Je-
dem zu löſen gebe, nämlich ſich zuſammenzuneh-
men und unter allen Umſtänden gefaßt zu bleiben.
Er ſprach von Cato, Socrates und von anderen
großen Männern des Alterthums, er ſagte ihm
zuletzt, eine feuchte und kalte Krypte ſei wenig-
ſtens auf keinen Fall der Ort, um lange darin
ohne Schnupfen und Huſten zu verweilen.

Nun denn! rief Münchhauſen, deſſen Lebens-
geiſter noch einmal wild aufzuſpringen ſchienen,
ſo will ich eine neue Religion ſtiften und Ihr ſollt
Ali ſeyn, der Erſte der Gläubigen. Bringt Wein
her, feurigen Wein, ſchäumenden Wein, wir wol-
len den Manen des Todten da am Kreuz Eins
zutrinken!


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[440/0454] nichts mehr von mir. Lebt wohl! Mein Tagwerk iſt gethan. Laßt uns wie Männer ſcheiden! Keine Thräne bei dieſem Abſchiede! — Sie werden mir nachzupfuſchen ſuchen, aber Ihr werdet, das weiß ich, ewig Euren Freund vermiſſen. Sein Curator ſuchte alle Gründe hervor, wo- mit ein Mann, der ſich in heiler Haut weiß, den Leidenden überzeugen zu können glaubt, daß es die Pflicht des Leidenden ſei, nicht zu leiden. Er erinnerte ihn an die Aufgabe, die das Leben Je- dem zu löſen gebe, nämlich ſich zuſammenzuneh- men und unter allen Umſtänden gefaßt zu bleiben. Er ſprach von Cato, Socrates und von anderen großen Männern des Alterthums, er ſagte ihm zuletzt, eine feuchte und kalte Krypte ſei wenig- ſtens auf keinen Fall der Ort, um lange darin ohne Schnupfen und Huſten zu verweilen. Nun denn! rief Münchhauſen, deſſen Lebens- geiſter noch einmal wild aufzuſpringen ſchienen, ſo will ich eine neue Religion ſtiften und Ihr ſollt Ali ſeyn, der Erſte der Gläubigen. Bringt Wein her, feurigen Wein, ſchäumenden Wein, wir wol- len den Manen des Todten da am Kreuz Eins zutrinken!

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/454>, abgerufen am 22.11.2024.