steller, der nun allgemach den Zusammenhang begriff.
Wer? Schützen? Nein! antwortete der Frei- herr todesmatt. Du kannst dich vor dem Lichte verbergen, du kannst eine Höhle finden vor dem Orkan, wenn er daher sauset, und bückst du dich bei Zeiten, so fährt die Kanonenkugel über dich hin, aber du kannst dich nicht verstecken vor einem tollen Weibe, das dir nachläuft. Sie hat mich ausgewittert, sie wird mich finden aller Orten. Es giebt Vorurtheile in der Welt. Man soll hei- rathen, wen man ... Sie heirathen! Schrecklicher Gedanke!
Der Schriftsteller dachte: Ich hoffe, der Ehr- geiz soll auf ihn wirken. Er sagte daher: Münch- hausen, der Erbprinz erwartet Euch. -- Aber mit einer vielsagenden Gebärde nahm der Freiherr aus der Tasche seiner Uniform den Brief jener hohen Person und zerriß ihn. Der Schriftsteller, den diese symbolische Handlung äußerst betroffen machte, fragte ihn, was er denn nun eigentlich vorhabe, was er beginnen wolle?
Verdampfen! Verduften! Verschwinden! sagte der Freiherr. -- Ihr seht mich nie wieder, ihr hört
ſteller, der nun allgemach den Zuſammenhang begriff.
Wer? Schützen? Nein! antwortete der Frei- herr todesmatt. Du kannſt dich vor dem Lichte verbergen, du kannſt eine Höhle finden vor dem Orkan, wenn er daher ſauſet, und bückſt du dich bei Zeiten, ſo fährt die Kanonenkugel über dich hin, aber du kannſt dich nicht verſtecken vor einem tollen Weibe, das dir nachläuft. Sie hat mich ausgewittert, ſie wird mich finden aller Orten. Es giebt Vorurtheile in der Welt. Man ſoll hei- rathen, wen man … Sie heirathen! Schrecklicher Gedanke!
Der Schriftſteller dachte: Ich hoffe, der Ehr- geiz ſoll auf ihn wirken. Er ſagte daher: Münch- hauſen, der Erbprinz erwartet Euch. — Aber mit einer vielſagenden Gebärde nahm der Freiherr aus der Taſche ſeiner Uniform den Brief jener hohen Perſon und zerriß ihn. Der Schriftſteller, den dieſe ſymboliſche Handlung äußerſt betroffen machte, fragte ihn, was er denn nun eigentlich vorhabe, was er beginnen wolle?
Verdampfen! Verduften! Verſchwinden! ſagte der Freiherr. — Ihr ſeht mich nie wieder, ihr hört
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0453"n="439"/>ſteller, der nun allgemach den Zuſammenhang<lb/>
begriff.</p><lb/><p>Wer? Schützen? Nein! antwortete der Frei-<lb/>
herr todesmatt. Du kannſt dich vor dem Lichte<lb/>
verbergen, du kannſt eine Höhle finden vor dem<lb/>
Orkan, wenn er daher ſauſet, und bückſt du dich<lb/>
bei Zeiten, ſo fährt die Kanonenkugel über dich<lb/>
hin, aber du kannſt dich nicht verſtecken vor einem<lb/>
tollen Weibe, das dir nachläuft. Sie hat mich<lb/>
ausgewittert, ſie wird mich finden aller Orten.<lb/>
Es giebt Vorurtheile in der Welt. Man ſoll hei-<lb/>
rathen, wen man … Sie heirathen! Schrecklicher<lb/>
Gedanke!</p><lb/><p>Der Schriftſteller dachte: Ich hoffe, der Ehr-<lb/>
geiz ſoll auf ihn wirken. Er ſagte daher: Münch-<lb/>
hauſen, der Erbprinz erwartet Euch. — Aber mit<lb/>
einer vielſagenden Gebärde nahm der Freiherr<lb/>
aus der Taſche ſeiner Uniform den Brief jener<lb/>
hohen Perſon und zerriß ihn. Der Schriftſteller,<lb/>
den dieſe ſymboliſche Handlung äußerſt betroffen<lb/>
machte, fragte ihn, was er denn nun eigentlich<lb/>
vorhabe, was er beginnen wolle?</p><lb/><p>Verdampfen! Verduften! Verſchwinden! ſagte<lb/>
der Freiherr. — Ihr ſeht mich nie wieder, ihr hört<lb/></p></div></body></text></TEI>
[439/0453]
ſteller, der nun allgemach den Zuſammenhang
begriff.
Wer? Schützen? Nein! antwortete der Frei-
herr todesmatt. Du kannſt dich vor dem Lichte
verbergen, du kannſt eine Höhle finden vor dem
Orkan, wenn er daher ſauſet, und bückſt du dich
bei Zeiten, ſo fährt die Kanonenkugel über dich
hin, aber du kannſt dich nicht verſtecken vor einem
tollen Weibe, das dir nachläuft. Sie hat mich
ausgewittert, ſie wird mich finden aller Orten.
Es giebt Vorurtheile in der Welt. Man ſoll hei-
rathen, wen man … Sie heirathen! Schrecklicher
Gedanke!
Der Schriftſteller dachte: Ich hoffe, der Ehr-
geiz ſoll auf ihn wirken. Er ſagte daher: Münch-
hauſen, der Erbprinz erwartet Euch. — Aber mit
einer vielſagenden Gebärde nahm der Freiherr
aus der Taſche ſeiner Uniform den Brief jener
hohen Perſon und zerriß ihn. Der Schriftſteller,
den dieſe ſymboliſche Handlung äußerſt betroffen
machte, fragte ihn, was er denn nun eigentlich
vorhabe, was er beginnen wolle?
Verdampfen! Verduften! Verſchwinden! ſagte
der Freiherr. — Ihr ſeht mich nie wieder, ihr hört
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/453>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.