lang gewesen, als ein junger Bursche, der Hochzeit- bitter, langsam durch den Eichenkamp gegen das Haus zu geschritten kam, dessen verlegene Miene mit seinem Putze und mit dem lustigen Busche von gewiß fünfzig farbigen Bändern am Hute wenig übereinstimmte.
Nun, was ist das? fragte ihn der Hofschulze. Was soll das traurige Gesicht? Passirte ein Unglück?
Ach, versetzte der junge Hochzeitbitter, werdet mir nicht böse, Hofschulze. Hölscher will nicht kommen.
Der Alte ließ vor Schreck seinen Hut fallen und seine Züge verwandelten sich. -- Wie? rief er nach einigem Schweigen. Hölscher will nicht kom- men? Mein nächster Nachbar? Ei, das wäre ja dem ganzen Plaisir und Feste ein großer Schimpf. Und warum will er nicht kommen? Du bist gewiß in deiner Rede stecken geblieben.
Nein, das nicht, versetzte der Hochzeitbitter. Ihr wißt, an Maulwerk fehlt mir's nimmer, und ich bringe auch Alles immer heraus, gehörig ge- schrieen, wie es seyn muß. Ich kann die Rede auf's Schnürchen, wie ich sie aller Orten hersagte, und so auch bei Hölscher:
lang geweſen, als ein junger Burſche, der Hochzeit- bitter, langſam durch den Eichenkamp gegen das Haus zu geſchritten kam, deſſen verlegene Miene mit ſeinem Putze und mit dem luſtigen Buſche von gewiß fünfzig farbigen Bändern am Hute wenig übereinſtimmte.
Nun, was iſt das? fragte ihn der Hofſchulze. Was ſoll das traurige Geſicht? Paſſirte ein Unglück?
Ach, verſetzte der junge Hochzeitbitter, werdet mir nicht böſe, Hofſchulze. Hölſcher will nicht kommen.
Der Alte ließ vor Schreck ſeinen Hut fallen und ſeine Züge verwandelten ſich. — Wie? rief er nach einigem Schweigen. Hölſcher will nicht kom- men? Mein nächſter Nachbar? Ei, das wäre ja dem ganzen Plaiſir und Feſte ein großer Schimpf. Und warum will er nicht kommen? Du biſt gewiß in deiner Rede ſtecken geblieben.
Nein, das nicht, verſetzte der Hochzeitbitter. Ihr wißt, an Maulwerk fehlt mir’s nimmer, und ich bringe auch Alles immer heraus, gehörig ge- ſchrieen, wie es ſeyn muß. Ich kann die Rede auf’s Schnürchen, wie ich ſie aller Orten herſagte, und ſo auch bei Hölſcher:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0044"n="30"/>
lang geweſen, als ein junger Burſche, der Hochzeit-<lb/>
bitter, langſam durch den Eichenkamp gegen das<lb/>
Haus zu geſchritten kam, deſſen verlegene Miene<lb/>
mit ſeinem Putze und mit dem luſtigen Buſche von<lb/>
gewiß fünfzig farbigen Bändern am Hute wenig<lb/>
übereinſtimmte.</p><lb/><p>Nun, was iſt das? fragte ihn der Hofſchulze.<lb/>
Was ſoll das traurige Geſicht? Paſſirte ein Unglück?</p><lb/><p>Ach, verſetzte der junge Hochzeitbitter, werdet<lb/>
mir nicht böſe, Hofſchulze. Hölſcher will nicht<lb/>
kommen.</p><lb/><p>Der Alte ließ vor Schreck ſeinen Hut fallen<lb/>
und ſeine Züge verwandelten ſich. — Wie? rief er<lb/>
nach einigem Schweigen. Hölſcher will nicht kom-<lb/>
men? Mein nächſter Nachbar? Ei, das wäre ja<lb/>
dem ganzen Plaiſir und Feſte ein großer Schimpf.<lb/>
Und warum will er nicht kommen? Du biſt gewiß<lb/>
in deiner Rede ſtecken geblieben.</p><lb/><p>Nein, das nicht, verſetzte der Hochzeitbitter.<lb/>
Ihr wißt, an Maulwerk fehlt mir’s nimmer, und<lb/>
ich bringe auch Alles immer heraus, gehörig ge-<lb/>ſchrieen, wie es ſeyn muß. Ich kann die Rede<lb/>
auf’s Schnürchen, wie ich ſie aller Orten herſagte,<lb/>
und ſo auch bei Hölſcher:</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[30/0044]
lang geweſen, als ein junger Burſche, der Hochzeit-
bitter, langſam durch den Eichenkamp gegen das
Haus zu geſchritten kam, deſſen verlegene Miene
mit ſeinem Putze und mit dem luſtigen Buſche von
gewiß fünfzig farbigen Bändern am Hute wenig
übereinſtimmte.
Nun, was iſt das? fragte ihn der Hofſchulze.
Was ſoll das traurige Geſicht? Paſſirte ein Unglück?
Ach, verſetzte der junge Hochzeitbitter, werdet
mir nicht böſe, Hofſchulze. Hölſcher will nicht
kommen.
Der Alte ließ vor Schreck ſeinen Hut fallen
und ſeine Züge verwandelten ſich. — Wie? rief er
nach einigem Schweigen. Hölſcher will nicht kom-
men? Mein nächſter Nachbar? Ei, das wäre ja
dem ganzen Plaiſir und Feſte ein großer Schimpf.
Und warum will er nicht kommen? Du biſt gewiß
in deiner Rede ſtecken geblieben.
Nein, das nicht, verſetzte der Hochzeitbitter.
Ihr wißt, an Maulwerk fehlt mir’s nimmer, und
ich bringe auch Alles immer heraus, gehörig ge-
ſchrieen, wie es ſeyn muß. Ich kann die Rede
auf’s Schnürchen, wie ich ſie aller Orten herſagte,
und ſo auch bei Hölſcher:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/44>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.