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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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nach ihm gefragt habe. Auf die verneinende Ant-
wort des Wirthes, der sehr einfältig zu seyn schien,
gab ihm der Schriftsteller, der nicht gern in der
Schenke warten, sondern sich durch einen aberma-
ligen Gang die Zeit vertreiben wollte, seine Karte,
damit kein Mißverständniß und keine Namenver-
wechselung vorfallen möge. Der einfältige Wirth,
der nicht lesen gelernt hatte und vermuthlich glaubte,
daß ein dritter unpartheiischer Zeuge in dieser
dunkelen Angelegenheit das beste Licht verbreiten
könne, reichte die Karte dem Oberamtmanne mit
der Bitte sie ihm zu entziffern. Dieser las
was darauf gedruckt stand, und musterte dann
den Fremden, zu dem ihn schon bei dem ersten
Sehen eine gewisse Sympathie hingezogen, mit
glänzenden Blicken. Der Blitz von Galanterie,
der bei dem Kusse auf Clelia's Hand sich in sei-
nem Herzen entbunden hatte, fachte die geschäft-
liche Begeisterung nur noch mehr bei ihm an. Er
fragte den Anderen rasch und leidenschaftlich: Wissen
Sie vielleicht, ob in einem der Orte weiter abwärts
von Cöln gegenwärtig Assisen gehalten werden?

Der Gefragte stutzte, besann sich und versetzte:
Assisen? Gegenwärtig? Weiter abwärts? Ich weiß

nach ihm gefragt habe. Auf die verneinende Ant-
wort des Wirthes, der ſehr einfältig zu ſeyn ſchien,
gab ihm der Schriftſteller, der nicht gern in der
Schenke warten, ſondern ſich durch einen aberma-
ligen Gang die Zeit vertreiben wollte, ſeine Karte,
damit kein Mißverſtändniß und keine Namenver-
wechſelung vorfallen möge. Der einfältige Wirth,
der nicht leſen gelernt hatte und vermuthlich glaubte,
daß ein dritter unpartheiiſcher Zeuge in dieſer
dunkelen Angelegenheit das beſte Licht verbreiten
könne, reichte die Karte dem Oberamtmanne mit
der Bitte ſie ihm zu entziffern. Dieſer las
was darauf gedruckt ſtand, und muſterte dann
den Fremden, zu dem ihn ſchon bei dem erſten
Sehen eine gewiſſe Sympathie hingezogen, mit
glänzenden Blicken. Der Blitz von Galanterie,
der bei dem Kuſſe auf Clelia’s Hand ſich in ſei-
nem Herzen entbunden hatte, fachte die geſchäft-
liche Begeiſterung nur noch mehr bei ihm an. Er
fragte den Anderen raſch und leidenſchaftlich: Wiſſen
Sie vielleicht, ob in einem der Orte weiter abwärts
von Cöln gegenwärtig Aſſiſen gehalten werden?

Der Gefragte ſtutzte, beſann ſich und verſetzte:
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[422/0436] nach ihm gefragt habe. Auf die verneinende Ant- wort des Wirthes, der ſehr einfältig zu ſeyn ſchien, gab ihm der Schriftſteller, der nicht gern in der Schenke warten, ſondern ſich durch einen aberma- ligen Gang die Zeit vertreiben wollte, ſeine Karte, damit kein Mißverſtändniß und keine Namenver- wechſelung vorfallen möge. Der einfältige Wirth, der nicht leſen gelernt hatte und vermuthlich glaubte, daß ein dritter unpartheiiſcher Zeuge in dieſer dunkelen Angelegenheit das beſte Licht verbreiten könne, reichte die Karte dem Oberamtmanne mit der Bitte ſie ihm zu entziffern. Dieſer las was darauf gedruckt ſtand, und muſterte dann den Fremden, zu dem ihn ſchon bei dem erſten Sehen eine gewiſſe Sympathie hingezogen, mit glänzenden Blicken. Der Blitz von Galanterie, der bei dem Kuſſe auf Clelia’s Hand ſich in ſei- nem Herzen entbunden hatte, fachte die geſchäft- liche Begeiſterung nur noch mehr bei ihm an. Er fragte den Anderen raſch und leidenſchaftlich: Wiſſen Sie vielleicht, ob in einem der Orte weiter abwärts von Cöln gegenwärtig Aſſiſen gehalten werden? Der Gefragte ſtutzte, beſann ſich und verſetzte: Aſſiſen? Gegenwärtig? Weiter abwärts? Ich weiß

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/436>, abgerufen am 24.11.2024.