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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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ßem Ernste zu der jungen muthwilligen Dame
wandte und sagte: Gnädigste Frau, wenn Sie
mich für eine Art von Acten-Don Quixote halten,
dem das würtembergische Landrecht überall seinen
Oberamtsbezirk phantasmagorisch zeigt, so erlaube
ich mir Ihnen zu erwiedern, daß der Ritter von
La Mancha in seinem Wahne von einer Zeit der
Großmuth, Tapferkeit und Courtoisie in einer
nüchternen Gegenwart durchaus nicht gering zu schä-
tzen war, und daß daher, wer jetzt in dieser zer-
fahrenen, reisenden, umherrennenden Zeit nur in
einem Dinge, und sei es auch nur das würtem-
bergische Landrecht und ein Oberamtsbezirk, zu
Hause seyn mag, keinesweges zu den schlechtesten
Staatsbürgern gehören dürfte.

Auf diese komisch-feierliche Anrede streifte die
junge Dame den Handschuh von ihrer weißen Hand,
hielt diese zum Kusse dem Geschäftsmanne hin und
sagte: Ich vergebe Ihnen, denn eigentlich blutet
Ihnen doch das Herz, Ernst, wenn Sie sich so
rauh gegen mich anstellen, was Sie freilich meines
Gemahles wegen thun müssen, um ihn nicht eifer-
süchtig zu machen, da man ja weiß, daß ich immer
Ihre stille Liebe war.


27*

ßem Ernſte zu der jungen muthwilligen Dame
wandte und ſagte: Gnädigſte Frau, wenn Sie
mich für eine Art von Acten-Don Quixote halten,
dem das würtembergiſche Landrecht überall ſeinen
Oberamtsbezirk phantasmagoriſch zeigt, ſo erlaube
ich mir Ihnen zu erwiedern, daß der Ritter von
La Mancha in ſeinem Wahne von einer Zeit der
Großmuth, Tapferkeit und Courtoiſie in einer
nüchternen Gegenwart durchaus nicht gering zu ſchä-
tzen war, und daß daher, wer jetzt in dieſer zer-
fahrenen, reiſenden, umherrennenden Zeit nur in
einem Dinge, und ſei es auch nur das würtem-
bergiſche Landrecht und ein Oberamtsbezirk, zu
Hauſe ſeyn mag, keinesweges zu den ſchlechteſten
Staatsbürgern gehören dürfte.

Auf dieſe komiſch-feierliche Anrede ſtreifte die
junge Dame den Handſchuh von ihrer weißen Hand,
hielt dieſe zum Kuſſe dem Geſchäftsmanne hin und
ſagte: Ich vergebe Ihnen, denn eigentlich blutet
Ihnen doch das Herz, Ernſt, wenn Sie ſich ſo
rauh gegen mich anſtellen, was Sie freilich meines
Gemahles wegen thun müſſen, um ihn nicht eifer-
ſüchtig zu machen, da man ja weiß, daß ich immer
Ihre ſtille Liebe war.


27*
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[419/0433] ßem Ernſte zu der jungen muthwilligen Dame wandte und ſagte: Gnädigſte Frau, wenn Sie mich für eine Art von Acten-Don Quixote halten, dem das würtembergiſche Landrecht überall ſeinen Oberamtsbezirk phantasmagoriſch zeigt, ſo erlaube ich mir Ihnen zu erwiedern, daß der Ritter von La Mancha in ſeinem Wahne von einer Zeit der Großmuth, Tapferkeit und Courtoiſie in einer nüchternen Gegenwart durchaus nicht gering zu ſchä- tzen war, und daß daher, wer jetzt in dieſer zer- fahrenen, reiſenden, umherrennenden Zeit nur in einem Dinge, und ſei es auch nur das würtem- bergiſche Landrecht und ein Oberamtsbezirk, zu Hauſe ſeyn mag, keinesweges zu den ſchlechteſten Staatsbürgern gehören dürfte. Auf dieſe komiſch-feierliche Anrede ſtreifte die junge Dame den Handſchuh von ihrer weißen Hand, hielt dieſe zum Kuſſe dem Geſchäftsmanne hin und ſagte: Ich vergebe Ihnen, denn eigentlich blutet Ihnen doch das Herz, Ernſt, wenn Sie ſich ſo rauh gegen mich anſtellen, was Sie freilich meines Gemahles wegen thun müſſen, um ihn nicht eifer- ſüchtig zu machen, da man ja weiß, daß ich immer Ihre ſtille Liebe war. 27*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/433>, abgerufen am 28.11.2024.