hatte, war seine Aufmerksamkeit nicht gerichtet ge- wesen; plötzlich aber ward Münchhausen's Stimme vernehmbar, welcher überlaut rief: Was! Hölle, Teufel und alle Furien und Parzen --
"Jetzt holet das Schicksal, der Racker" --
Das Fräulein kreischte:
"Erst den Nußknacker, dann holt es mich!"
Gütiger Himmel, diese Kaiserlich Birmanische Uniform --
Dieser Anzug, -- das rothe Kleid, der Pa- radiesvogel -- o Tod und Elend! --
Das Gartenthor rasselte. Eine Gestalt kam herbeigesprungen. Es war Münchhausen. Er hatte den Hut verloren. Sein Haar flatterte im Winde. Als er den Jäger erblickte, rief er keu- chend: Bei meiner Ehre, ich wollte nicht ausrei- ßen, aber --
Ich -- kann mich nicht mit Ihnen schießen! rief der Jäger und lachte zerstört.
... Der böse Feind ist hinter mir ... Sassa! Adieu! -- Er sprang fort und über die Mauer.
Das Fräulein kam gelaufen, auch flatternden Haares. Rucciopuccio! Wo hatte ich meine Au-
hatte, war ſeine Aufmerkſamkeit nicht gerichtet ge- weſen; plötzlich aber ward Münchhauſen’s Stimme vernehmbar, welcher überlaut rief: Was! Hölle, Teufel und alle Furien und Parzen —
Dieſer Anzug, — das rothe Kleid, der Pa- radiesvogel — o Tod und Elend! —
Das Gartenthor raſſelte. Eine Geſtalt kam herbeigeſprungen. Es war Münchhauſen. Er hatte den Hut verloren. Sein Haar flatterte im Winde. Als er den Jäger erblickte, rief er keu- chend: Bei meiner Ehre, ich wollte nicht ausrei- ßen, aber —
Ich — kann mich nicht mit Ihnen ſchießen! rief der Jäger und lachte zerſtört.
… Der böſe Feind iſt hinter mir … Saſſa! Adieu! — Er ſprang fort und über die Mauer.
Das Fräulein kam gelaufen, auch flatternden Haares. Rucciopuccio! Wo hatte ich meine Au-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0404"n="390"/>
hatte, war ſeine Aufmerkſamkeit nicht gerichtet ge-<lb/>
weſen; plötzlich aber ward Münchhauſen’s Stimme<lb/>
vernehmbar, welcher überlaut rief: Was! Hölle,<lb/>
Teufel und alle Furien und Parzen —</p><lb/><p>„Jetzt holet das Schickſal, der Racker“—</p><lb/><p>Das Fräulein kreiſchte:</p><lb/><p>„Erſt den Nußknacker, dann holt es mich!“</p><lb/><p>Gütiger Himmel, dieſe Kaiſerlich Birmaniſche<lb/>
Uniform —</p><lb/><p>Dieſer Anzug, — das rothe Kleid, der Pa-<lb/>
radiesvogel — o Tod und Elend! —</p><lb/><p>Das Gartenthor raſſelte. Eine Geſtalt kam<lb/>
herbeigeſprungen. Es war Münchhauſen. Er hatte<lb/>
den Hut verloren. Sein Haar flatterte im<lb/>
Winde. Als er den Jäger erblickte, rief er keu-<lb/>
chend: Bei meiner Ehre, ich wollte nicht ausrei-<lb/>
ßen, aber —</p><lb/><p>Ich — kann mich nicht mit Ihnen ſchießen!<lb/>
rief der Jäger und lachte zerſtört.</p><lb/><p>… Der böſe Feind iſt hinter mir … Saſſa!<lb/>
Adieu! — Er ſprang fort und über die Mauer.</p><lb/><p>Das Fräulein kam gelaufen, auch flatternden<lb/>
Haares. Rucciopuccio! Wo hatte ich meine Au-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[390/0404]
hatte, war ſeine Aufmerkſamkeit nicht gerichtet ge-
weſen; plötzlich aber ward Münchhauſen’s Stimme
vernehmbar, welcher überlaut rief: Was! Hölle,
Teufel und alle Furien und Parzen —
„Jetzt holet das Schickſal, der Racker“ —
Das Fräulein kreiſchte:
„Erſt den Nußknacker, dann holt es mich!“
Gütiger Himmel, dieſe Kaiſerlich Birmaniſche
Uniform —
Dieſer Anzug, — das rothe Kleid, der Pa-
radiesvogel — o Tod und Elend! —
Das Gartenthor raſſelte. Eine Geſtalt kam
herbeigeſprungen. Es war Münchhauſen. Er hatte
den Hut verloren. Sein Haar flatterte im
Winde. Als er den Jäger erblickte, rief er keu-
chend: Bei meiner Ehre, ich wollte nicht ausrei-
ßen, aber —
Ich — kann mich nicht mit Ihnen ſchießen!
rief der Jäger und lachte zerſtört.
… Der böſe Feind iſt hinter mir … Saſſa!
Adieu! — Er ſprang fort und über die Mauer.
Das Fräulein kam gelaufen, auch flatternden
Haares. Rucciopuccio! Wo hatte ich meine Au-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/404>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.