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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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sah das Antlitz des Fremden darin, die Feder
entsank seiner Hand, sein gelbes Gesicht wurde
nicht grünlich, sondern weißgrau, seine Züge, die
eben sich sarkastisch geformt hatten, blieben wie
gefroren in diesem Ausdrucke stehen, sein Mund
öffnete sich; er glich einer komischen Maske aus
Stein. Der Fremde seinerseits stand gleichfalls
vor Ueberraschung regungs- und sprachlos. So
bildeten die Beiden, welche sich hier so wunderbar
fanden, einige Secunden lang die seltsamste Gruppe.

Was!? rief endlich Münchhausen, als er die
Sprache wiederfand.

Was!? rief der Fremde.

Habe ich so unerwartet die Ehre, den Herrn
Grafen von Waldburg -- stammelte Münchhausen.

Zu dienen, Herr Schrimbs oder Peppel, ver-
setzte der Jäger.

Ei, das ist ja heute ein an plötzlichen Ren-
contres überaus gesegneter Tag, sagte der Freiherr,
dessen Züge jetzt wieder flüssig wurden, um in ein
unverhehlbares Beben überzugehen. -- Der Teufel
hole den Teufel! fügte er ingrimmig murmelnd
hinzu. Er hat mich mit den Possenspielen des
Morgens und mit dem Lockgesange des Erbprinzen

ſah das Antlitz des Fremden darin, die Feder
entſank ſeiner Hand, ſein gelbes Geſicht wurde
nicht grünlich, ſondern weißgrau, ſeine Züge, die
eben ſich ſarkaſtiſch geformt hatten, blieben wie
gefroren in dieſem Ausdrucke ſtehen, ſein Mund
öffnete ſich; er glich einer komiſchen Maske aus
Stein. Der Fremde ſeinerſeits ſtand gleichfalls
vor Ueberraſchung regungs- und ſprachlos. So
bildeten die Beiden, welche ſich hier ſo wunderbar
fanden, einige Secunden lang die ſeltſamſte Gruppe.

Was!? rief endlich Münchhauſen, als er die
Sprache wiederfand.

Was!? rief der Fremde.

Habe ich ſo unerwartet die Ehre, den Herrn
Grafen von Waldburg — ſtammelte Münchhauſen.

Zu dienen, Herr Schrimbs oder Peppel, ver-
ſetzte der Jäger.

Ei, das iſt ja heute ein an plötzlichen Ren-
contres überaus geſegneter Tag, ſagte der Freiherr,
deſſen Züge jetzt wieder flüſſig wurden, um in ein
unverhehlbares Beben überzugehen. — Der Teufel
hole den Teufel! fügte er ingrimmig murmelnd
hinzu. Er hat mich mit den Poſſenſpielen des
Morgens und mit dem Lockgeſange des Erbprinzen

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[362/0376] ſah das Antlitz des Fremden darin, die Feder entſank ſeiner Hand, ſein gelbes Geſicht wurde nicht grünlich, ſondern weißgrau, ſeine Züge, die eben ſich ſarkaſtiſch geformt hatten, blieben wie gefroren in dieſem Ausdrucke ſtehen, ſein Mund öffnete ſich; er glich einer komiſchen Maske aus Stein. Der Fremde ſeinerſeits ſtand gleichfalls vor Ueberraſchung regungs- und ſprachlos. So bildeten die Beiden, welche ſich hier ſo wunderbar fanden, einige Secunden lang die ſeltſamſte Gruppe. Was!? rief endlich Münchhauſen, als er die Sprache wiederfand. Was!? rief der Fremde. Habe ich ſo unerwartet die Ehre, den Herrn Grafen von Waldburg — ſtammelte Münchhauſen. Zu dienen, Herr Schrimbs oder Peppel, ver- ſetzte der Jäger. Ei, das iſt ja heute ein an plötzlichen Ren- contres überaus geſegneter Tag, ſagte der Freiherr, deſſen Züge jetzt wieder flüſſig wurden, um in ein unverhehlbares Beben überzugehen. — Der Teufel hole den Teufel! fügte er ingrimmig murmelnd hinzu. Er hat mich mit den Poſſenſpielen des Morgens und mit dem Lockgeſange des Erbprinzen

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/376>, abgerufen am 22.11.2024.