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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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gel angesehen hatte, machte er vor dem Schlä-
fer eine tiefe Verbeugung, bat den Schriftsteller,
er möge, wenn der Freund des ihm unbekannten
Erbprinzen aufwache, ein gutes Wort für ihn ein-
legen und ihm sagen, wie zart er sich benommen
habe, denn Gunst am Hofe, liege dieser, wo er wolle,
könne nicht und niemals schaden. Dann ging er hin-
unter, sagte zu den Bauern und zu Marzeters, sie
möchten nach Hause gehen, es sei ein Irrthum
vorgefallen, der Fremde sei kein Vagabonde, son-
dern ein angesehener Mann und eine große Crea-
tur, und begab sich dann selbst nach Hause.

Aber die drei Unbefriedigten und der Ehinger
Spitzenkrämer wehklagten, daß ihre Freude so kurz
gedauert habe. Sie fragten auch mit niederge-
schlagenen Blicken, ob denn alle Hoffnung ver-
schwunden sei, daß der Wiedergefundene nicht den-
noch der Captain Gooseberry von den Corallen-
inseln, oder der unsterbliche Hegel seyn könne,
und der Name Münchhausen nur eine Larve sei?
worauf der Schriftsteller ihnen erwiederte, daß
ihm zwar jene Charaktere problematisch zu seyn
schienen, daß aber dadurch der wunderbare Gehalt
des außerordentlichen Mannes durchaus nicht ge-

gel angeſehen hatte, machte er vor dem Schlä-
fer eine tiefe Verbeugung, bat den Schriftſteller,
er möge, wenn der Freund des ihm unbekannten
Erbprinzen aufwache, ein gutes Wort für ihn ein-
legen und ihm ſagen, wie zart er ſich benommen
habe, denn Gunſt am Hofe, liege dieſer, wo er wolle,
könne nicht und niemals ſchaden. Dann ging er hin-
unter, ſagte zu den Bauern und zu Marzeters, ſie
möchten nach Hauſe gehen, es ſei ein Irrthum
vorgefallen, der Fremde ſei kein Vagabonde, ſon-
dern ein angeſehener Mann und eine große Crea-
tur, und begab ſich dann ſelbſt nach Hauſe.

Aber die drei Unbefriedigten und der Ehinger
Spitzenkrämer wehklagten, daß ihre Freude ſo kurz
gedauert habe. Sie fragten auch mit niederge-
ſchlagenen Blicken, ob denn alle Hoffnung ver-
ſchwunden ſei, daß der Wiedergefundene nicht den-
noch der Captain Gooſeberry von den Corallen-
inſeln, oder der unſterbliche Hegel ſeyn könne,
und der Name Münchhauſen nur eine Larve ſei?
worauf der Schriftſteller ihnen erwiederte, daß
ihm zwar jene Charaktere problematiſch zu ſeyn
ſchienen, daß aber dadurch der wunderbare Gehalt
des außerordentlichen Mannes durchaus nicht ge-

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[340/0354] gel angeſehen hatte, machte er vor dem Schlä- fer eine tiefe Verbeugung, bat den Schriftſteller, er möge, wenn der Freund des ihm unbekannten Erbprinzen aufwache, ein gutes Wort für ihn ein- legen und ihm ſagen, wie zart er ſich benommen habe, denn Gunſt am Hofe, liege dieſer, wo er wolle, könne nicht und niemals ſchaden. Dann ging er hin- unter, ſagte zu den Bauern und zu Marzeters, ſie möchten nach Hauſe gehen, es ſei ein Irrthum vorgefallen, der Fremde ſei kein Vagabonde, ſon- dern ein angeſehener Mann und eine große Crea- tur, und begab ſich dann ſelbſt nach Hauſe. Aber die drei Unbefriedigten und der Ehinger Spitzenkrämer wehklagten, daß ihre Freude ſo kurz gedauert habe. Sie fragten auch mit niederge- ſchlagenen Blicken, ob denn alle Hoffnung ver- ſchwunden ſei, daß der Wiedergefundene nicht den- noch der Captain Gooſeberry von den Corallen- inſeln, oder der unſterbliche Hegel ſeyn könne, und der Name Münchhauſen nur eine Larve ſei? worauf der Schriftſteller ihnen erwiederte, daß ihm zwar jene Charaktere problematiſch zu ſeyn ſchienen, daß aber dadurch der wunderbare Gehalt des außerordentlichen Mannes durchaus nicht ge-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/354>, abgerufen am 22.11.2024.