'S ist der Nämliche, sprach der Ehinger Spi- tzenkrämer.
Diese Personen umstanden in verschiedener Stellung das Bette des Freiherrn. Der Ehinger klopfte nämlich mit seinem Stocke den Schläfer sanft unter den Fußsohlen, um ihn zu erwecken, Semilasso sah ihn mehr von weitem durch seine Gläser an, die drei Unbefriedigten hatten die Hände des Schlafenden inbrünstig gefaßt und Karl Gabriel der Dichter war neben dem Bette auf die Kniee gesunken. Münchhausen ließ sich von dem klopfenden Stocke des Ehingers nicht er- wecken, sondern behielt sein Engelslächeln bei. Der Schriftsteller, welcher sich so hatte überrum- peln lassen, saß mit einem verlegenen Gesichte hinter dem Tische und zeichnete mit der Feder allerhand seltsame und incorrecte Arabesken auf einen Bogen Papier, welcher vor ihm lag. Die Fremden aber ergingen sich in freudigen Ausrufun- gen über das Glück, ihre Vermuthungen bestätigt zu finden, Karl Gabriel sprach von der poetischen Divination, die ihm Schnick-Schnack-Schnurr als das leuchtende Grab gezeigt habe, worin dieser
C’est lui, ſagte Semilaſſo.
’S iſt der Nämliche, ſprach der Ehinger Spi- tzenkrämer.
Dieſe Perſonen umſtanden in verſchiedener Stellung das Bette des Freiherrn. Der Ehinger klopfte nämlich mit ſeinem Stocke den Schläfer ſanft unter den Fußſohlen, um ihn zu erwecken, Semilaſſo ſah ihn mehr von weitem durch ſeine Gläſer an, die drei Unbefriedigten hatten die Hände des Schlafenden inbrünſtig gefaßt und Karl Gabriel der Dichter war neben dem Bette auf die Kniee geſunken. Münchhauſen ließ ſich von dem klopfenden Stocke des Ehingers nicht er- wecken, ſondern behielt ſein Engelslächeln bei. Der Schriftſteller, welcher ſich ſo hatte überrum- peln laſſen, ſaß mit einem verlegenen Geſichte hinter dem Tiſche und zeichnete mit der Feder allerhand ſeltſame und incorrecte Arabesken auf einen Bogen Papier, welcher vor ihm lag. Die Fremden aber ergingen ſich in freudigen Ausrufun- gen über das Glück, ihre Vermuthungen beſtätigt zu finden, Karl Gabriel ſprach von der poetiſchen Divination, die ihm Schnick-Schnack-Schnurr als das leuchtende Grab gezeigt habe, worin dieſer
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C’est lui, ſagte Semilaſſo.
’S iſt der Nämliche, ſprach der Ehinger Spi-
tzenkrämer.
Dieſe Perſonen umſtanden in verſchiedener
Stellung das Bette des Freiherrn. Der Ehinger
klopfte nämlich mit ſeinem Stocke den Schläfer
ſanft unter den Fußſohlen, um ihn zu erwecken,
Semilaſſo ſah ihn mehr von weitem durch ſeine
Gläſer an, die drei Unbefriedigten hatten die
Hände des Schlafenden inbrünſtig gefaßt und
Karl Gabriel der Dichter war neben dem Bette
auf die Kniee geſunken. Münchhauſen ließ ſich
von dem klopfenden Stocke des Ehingers nicht er-
wecken, ſondern behielt ſein Engelslächeln bei.
Der Schriftſteller, welcher ſich ſo hatte überrum-
peln laſſen, ſaß mit einem verlegenen Geſichte
hinter dem Tiſche und zeichnete mit der Feder
allerhand ſeltſame und incorrecte Arabesken auf
einen Bogen Papier, welcher vor ihm lag. Die
Fremden aber ergingen ſich in freudigen Ausrufun-
gen über das Glück, ihre Vermuthungen beſtätigt
zu finden, Karl Gabriel ſprach von der poetiſchen
Divination, die ihm Schnick-Schnack-Schnurr als
das leuchtende Grab gezeigt habe, worin dieſer
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/323>, abgerufen am 22.11.2024.
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