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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Also fühlen Sie doch nun selbst, daß dieses ge-
heime Verhältniß, welches zwischen uns bestand,
für ein zartes Mädchen länger nicht tragbar war,
daß wenigstens der Vater Sie kennen und in der
Sache klar sehen muß! Ja, Sie haben begriffen,
was ich meinte. Gehen Sie, Fürst, zu meinem
Vater, entdecken Sie sich ihm; ich will Ihrer hier
mit der Speise warten, welche Sie so lieben und
die ich Ihnen lieber als uns gönnen mochte.

Den Augenblick gehe ich zu ihm, und wenn er
mit Güte nicht will, so werde ich sackgrob seyn,
denn ich bin in einer ausnehmenden Rage, denn
wenn man sich so rausstaffirt, wie gnädiges Fräu-
lein, und den fremden Kuckuck da in's Haar steckt,
so muß das einen Menschen ganz toll machen und
die Natur in Unordnung bringen und der Braten
thut freilich auch das Seinige dazu! rief Karl
Buttervogel. -- Bleiben gnädiges Fräulein nur hier
oben bei dem Braten, damit ihn die Katze nicht
holt und ich will mich unten am Schmerlenbach
ein wenig renoviren, damit Alles mit der Sau-
berkeit geschieht, und der gnädige Herr Baron
gleich sehen, wenn ich auftrete, daß mit mir nicht
zu spaßen ist. Das Gesicht wasch' ich mir unten

Alſo fühlen Sie doch nun ſelbſt, daß dieſes ge-
heime Verhältniß, welches zwiſchen uns beſtand,
für ein zartes Mädchen länger nicht tragbar war,
daß wenigſtens der Vater Sie kennen und in der
Sache klar ſehen muß! Ja, Sie haben begriffen,
was ich meinte. Gehen Sie, Fürſt, zu meinem
Vater, entdecken Sie ſich ihm; ich will Ihrer hier
mit der Speiſe warten, welche Sie ſo lieben und
die ich Ihnen lieber als uns gönnen mochte.

Den Augenblick gehe ich zu ihm, und wenn er
mit Güte nicht will, ſo werde ich ſackgrob ſeyn,
denn ich bin in einer ausnehmenden Rage, denn
wenn man ſich ſo rausſtaffirt, wie gnädiges Fräu-
lein, und den fremden Kuckuck da in’s Haar ſteckt,
ſo muß das einen Menſchen ganz toll machen und
die Natur in Unordnung bringen und der Braten
thut freilich auch das Seinige dazu! rief Karl
Buttervogel. — Bleiben gnädiges Fräulein nur hier
oben bei dem Braten, damit ihn die Katze nicht
holt und ich will mich unten am Schmerlenbach
ein wenig renoviren, damit Alles mit der Sau-
berkeit geſchieht, und der gnädige Herr Baron
gleich ſehen, wenn ich auftrete, daß mit mir nicht
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[290/0304] Alſo fühlen Sie doch nun ſelbſt, daß dieſes ge- heime Verhältniß, welches zwiſchen uns beſtand, für ein zartes Mädchen länger nicht tragbar war, daß wenigſtens der Vater Sie kennen und in der Sache klar ſehen muß! Ja, Sie haben begriffen, was ich meinte. Gehen Sie, Fürſt, zu meinem Vater, entdecken Sie ſich ihm; ich will Ihrer hier mit der Speiſe warten, welche Sie ſo lieben und die ich Ihnen lieber als uns gönnen mochte. Den Augenblick gehe ich zu ihm, und wenn er mit Güte nicht will, ſo werde ich ſackgrob ſeyn, denn ich bin in einer ausnehmenden Rage, denn wenn man ſich ſo rausſtaffirt, wie gnädiges Fräu- lein, und den fremden Kuckuck da in’s Haar ſteckt, ſo muß das einen Menſchen ganz toll machen und die Natur in Unordnung bringen und der Braten thut freilich auch das Seinige dazu! rief Karl Buttervogel. — Bleiben gnädiges Fräulein nur hier oben bei dem Braten, damit ihn die Katze nicht holt und ich will mich unten am Schmerlenbach ein wenig renoviren, damit Alles mit der Sau- berkeit geſchieht, und der gnädige Herr Baron gleich ſehen, wenn ich auftrete, daß mit mir nicht zu ſpaßen iſt. Das Geſicht waſch’ ich mir unten

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/304>, abgerufen am 22.11.2024.