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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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das höchste und nobelste Hazardspiel, was es giebt.
Lucian ist mein Evangelium und Ebu Seid von
Serug mein Herr und Meister!

Und da ich ein Solcher bin, wie können Sie,
mein Herr, sich herausnehmen, mir so unhöflich
zu begegnen?

Was! rief der Schriftsteller Immermann, du
empörst dich, Geschöpf, wider deinen Schöpfer?

Alter Freund, versetzte der Freiherr mit ruhi-
ger Hoheit, Ihr seid nicht der Mann, einen Mann
wie mich zu schaffen. Ihr habt einige meiner Aben-
theuer aufgeschrieben und demnach ein Stück mei-
ner Biographie geliefert, das ist das Ganze, und
wer weiß noch, ob mir und meinem Rufe damit
sehr gedient gewesen ist, denn Ihr habt wenig
Credit in der Literatur. Ihr besorgt mir die Fla-
schen mit der Hühneraugenessenz an den Oberkam-
merherrn, und wollt mir durch dieses und andere
Mittel mein sicheres Brod bei dem Erbprinzen von
Dünkelblasenheim verschaffen. Ob ich Euch dafür
zu danken habe, weiß ich erstlich noch gar nicht,
denn vielleicht sagt mir die gebundene Lage nicht
zu. Wäre das aber auch, so sind jene Dienste
kleine Gefälligkeiten, die ich Euch dadurch reichlich

das höchſte und nobelſte Hazardſpiel, was es giebt.
Lucian iſt mein Evangelium und Ebu Seid von
Serug mein Herr und Meiſter!

Und da ich ein Solcher bin, wie können Sie,
mein Herr, ſich herausnehmen, mir ſo unhöflich
zu begegnen?

Was! rief der Schriftſteller Immermann, du
empörſt dich, Geſchöpf, wider deinen Schöpfer?

Alter Freund, verſetzte der Freiherr mit ruhi-
ger Hoheit, Ihr ſeid nicht der Mann, einen Mann
wie mich zu ſchaffen. Ihr habt einige meiner Aben-
theuer aufgeſchrieben und demnach ein Stück mei-
ner Biographie geliefert, das iſt das Ganze, und
wer weiß noch, ob mir und meinem Rufe damit
ſehr gedient geweſen iſt, denn Ihr habt wenig
Credit in der Literatur. Ihr beſorgt mir die Fla-
ſchen mit der Hühneraugeneſſenz an den Oberkam-
merherrn, und wollt mir durch dieſes und andere
Mittel mein ſicheres Brod bei dem Erbprinzen von
Dünkelblaſenheim verſchaffen. Ob ich Euch dafür
zu danken habe, weiß ich erſtlich noch gar nicht,
denn vielleicht ſagt mir die gebundene Lage nicht
zu. Wäre das aber auch, ſo ſind jene Dienſte
kleine Gefälligkeiten, die ich Euch dadurch reichlich

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[278/0292] das höchſte und nobelſte Hazardſpiel, was es giebt. Lucian iſt mein Evangelium und Ebu Seid von Serug mein Herr und Meiſter! Und da ich ein Solcher bin, wie können Sie, mein Herr, ſich herausnehmen, mir ſo unhöflich zu begegnen? Was! rief der Schriftſteller Immermann, du empörſt dich, Geſchöpf, wider deinen Schöpfer? Alter Freund, verſetzte der Freiherr mit ruhi- ger Hoheit, Ihr ſeid nicht der Mann, einen Mann wie mich zu ſchaffen. Ihr habt einige meiner Aben- theuer aufgeſchrieben und demnach ein Stück mei- ner Biographie geliefert, das iſt das Ganze, und wer weiß noch, ob mir und meinem Rufe damit ſehr gedient geweſen iſt, denn Ihr habt wenig Credit in der Literatur. Ihr beſorgt mir die Fla- ſchen mit der Hühneraugeneſſenz an den Oberkam- merherrn, und wollt mir durch dieſes und andere Mittel mein ſicheres Brod bei dem Erbprinzen von Dünkelblaſenheim verſchaffen. Ob ich Euch dafür zu danken habe, weiß ich erſtlich noch gar nicht, denn vielleicht ſagt mir die gebundene Lage nicht zu. Wäre das aber auch, ſo ſind jene Dienſte kleine Gefälligkeiten, die ich Euch dadurch reichlich

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/292>, abgerufen am 22.11.2024.