senfuß, er verrückt uns Allen die Köpfe und zum Beschluß und zur Krönung der Schandthaten treibt er die rechtmäßigen Eigenthümer aus dem Hause und setzt sich darin fest. Das ist offenbare Gewalt, Friedensbruch und Beschädigung mit gemeiner Ge- fahr, und auf der Stelle laufe ich zum Bürger- meister, denn jetzt, jetzt thut Polizeihülfe Noth. -- Mit einer Schnelligkeit, die man seinem Alter nicht hätte zutrauen sollen, lief der Schloßherr zurück und bog in den Weg, der nach dem Dorfe führte, worin der Bürgermeister wohnte.
Als er aber rasch um eine Hecke schwenkte und nichts im Sinn und Auge hatte, als den ihm nun so verhaßt gewordenen Dutzbruder, rannte er heftig mit einem Andern zusammen. Dieser Andere war ein Mann, der in entgegengesetzter Richtung dahergeschritten kam und wegen seiner Kurzsichtig- keit oder aus Zerstreuung auf den alten Baron nicht geachtet hatte. Da er auch sehr rasch ging, so war das Zusammenprallen, wie gesagt, ein heftiges, der Schloßherr verlor seine Seehunds- kappe vom Haupte, der Mann im braunen Ober- rock (denn einen solchen trug der Zweite) den Strohhut. Nachdem Beide ihre Kopfbedeckungen
ſenfuß, er verrückt uns Allen die Köpfe und zum Beſchluß und zur Krönung der Schandthaten treibt er die rechtmäßigen Eigenthümer aus dem Hauſe und ſetzt ſich darin feſt. Das iſt offenbare Gewalt, Friedensbruch und Beſchädigung mit gemeiner Ge- fahr, und auf der Stelle laufe ich zum Bürger- meiſter, denn jetzt, jetzt thut Polizeihülfe Noth. — Mit einer Schnelligkeit, die man ſeinem Alter nicht hätte zutrauen ſollen, lief der Schloßherr zurück und bog in den Weg, der nach dem Dorfe führte, worin der Bürgermeiſter wohnte.
Als er aber raſch um eine Hecke ſchwenkte und nichts im Sinn und Auge hatte, als den ihm nun ſo verhaßt gewordenen Dutzbruder, rannte er heftig mit einem Andern zuſammen. Dieſer Andere war ein Mann, der in entgegengeſetzter Richtung dahergeſchritten kam und wegen ſeiner Kurzſichtig- keit oder aus Zerſtreuung auf den alten Baron nicht geachtet hatte. Da er auch ſehr raſch ging, ſo war das Zuſammenprallen, wie geſagt, ein heftiges, der Schloßherr verlor ſeine Seehunds- kappe vom Haupte, der Mann im braunen Ober- rock (denn einen ſolchen trug der Zweite) den Strohhut. Nachdem Beide ihre Kopfbedeckungen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0274"n="260"/>ſenfuß, er verrückt uns Allen die Köpfe und zum<lb/>
Beſchluß und zur Krönung der Schandthaten treibt<lb/>
er die rechtmäßigen Eigenthümer aus dem Hauſe<lb/>
und ſetzt ſich darin feſt. Das iſt offenbare Gewalt,<lb/>
Friedensbruch und Beſchädigung mit gemeiner Ge-<lb/>
fahr, und auf der Stelle laufe ich zum Bürger-<lb/>
meiſter, denn jetzt, jetzt thut Polizeihülfe Noth.<lb/>— Mit einer Schnelligkeit, die man ſeinem Alter<lb/>
nicht hätte zutrauen ſollen, lief der Schloßherr<lb/>
zurück und bog in den Weg, der nach dem Dorfe<lb/>
führte, worin der Bürgermeiſter wohnte.</p><lb/><p>Als er aber raſch um eine Hecke ſchwenkte<lb/>
und nichts im Sinn und Auge hatte, als den ihm<lb/>
nun ſo verhaßt gewordenen Dutzbruder, rannte er<lb/>
heftig mit einem Andern zuſammen. Dieſer Andere<lb/>
war ein Mann, der in entgegengeſetzter Richtung<lb/>
dahergeſchritten kam und wegen ſeiner Kurzſichtig-<lb/>
keit oder aus Zerſtreuung auf den alten Baron<lb/>
nicht geachtet hatte. Da er auch ſehr raſch ging,<lb/>ſo war das Zuſammenprallen, wie geſagt, ein<lb/>
heftiges, der Schloßherr verlor ſeine Seehunds-<lb/>
kappe vom Haupte, der Mann im braunen Ober-<lb/>
rock (denn einen ſolchen trug der Zweite) den<lb/>
Strohhut. Nachdem Beide ihre Kopfbedeckungen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[260/0274]
ſenfuß, er verrückt uns Allen die Köpfe und zum
Beſchluß und zur Krönung der Schandthaten treibt
er die rechtmäßigen Eigenthümer aus dem Hauſe
und ſetzt ſich darin feſt. Das iſt offenbare Gewalt,
Friedensbruch und Beſchädigung mit gemeiner Ge-
fahr, und auf der Stelle laufe ich zum Bürger-
meiſter, denn jetzt, jetzt thut Polizeihülfe Noth.
— Mit einer Schnelligkeit, die man ſeinem Alter
nicht hätte zutrauen ſollen, lief der Schloßherr
zurück und bog in den Weg, der nach dem Dorfe
führte, worin der Bürgermeiſter wohnte.
Als er aber raſch um eine Hecke ſchwenkte
und nichts im Sinn und Auge hatte, als den ihm
nun ſo verhaßt gewordenen Dutzbruder, rannte er
heftig mit einem Andern zuſammen. Dieſer Andere
war ein Mann, der in entgegengeſetzter Richtung
dahergeſchritten kam und wegen ſeiner Kurzſichtig-
keit oder aus Zerſtreuung auf den alten Baron
nicht geachtet hatte. Da er auch ſehr raſch ging,
ſo war das Zuſammenprallen, wie geſagt, ein
heftiges, der Schloßherr verlor ſeine Seehunds-
kappe vom Haupte, der Mann im braunen Ober-
rock (denn einen ſolchen trug der Zweite) den
Strohhut. Nachdem Beide ihre Kopfbedeckungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/274>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.