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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Wir wollen ihm daher unsere Gesinnungen fühl-
bar machen, Renzel, aber so, daß ihm noch eine Hin-
terthüre offen bleibt, damit wo möglich seine Ambi-
tion erweckt wird, und mir das Syndicat nicht ent-
geht. Nur wenn alle Aussicht verschwindet, wollen
wir ihm sagen, daß er sich packen könne.

Nach diesem Tage gaben der alte Baron und
das Fräulein dem Freiherrn ihre Gesinnungen zu
erkennen, d. h. sie behandelten ihn schlecht. Münch-
hausen, welcher fühlte, wie sehr er durch seine
politischen Fehler sich die Stellung im Schlosse
Schnick-Schnack-Schnurr verdorben habe, machte ver-
zweifelte Anstrengungen sie herzustellen und ließ
das glänzendste Brilliantfeuer seines Witzes in tau-
send Einfällen, wunderbaren Capriccio's und Mäh-
ren spielen. Das Fräulein aber zeigte sich um so
gelangweilter, je brillanter Münchhausen wurde.
Sie wandte ihm bei den Colloquiis im Garten
den Rücken, fiel ihm häufig mit einer Bemerkung
über schlechtes Wetter in die Rede, oder sagte,
wenn sie ihn hatte aussprechen lassen, weiter nichts,
als: Späße für den Volkskalender. -- Ihr Ver-
halten drückte unbedingte Geringschätzung aus.
Der Schloßherr knüpfte dagegen die seinige noch

Wir wollen ihm daher unſere Geſinnungen fühl-
bar machen, Renzel, aber ſo, daß ihm noch eine Hin-
terthüre offen bleibt, damit wo möglich ſeine Ambi-
tion erweckt wird, und mir das Syndicat nicht ent-
geht. Nur wenn alle Ausſicht verſchwindet, wollen
wir ihm ſagen, daß er ſich packen könne.

Nach dieſem Tage gaben der alte Baron und
das Fräulein dem Freiherrn ihre Geſinnungen zu
erkennen, d. h. ſie behandelten ihn ſchlecht. Münch-
hauſen, welcher fühlte, wie ſehr er durch ſeine
politiſchen Fehler ſich die Stellung im Schloſſe
Schnick-Schnack-Schnurr verdorben habe, machte ver-
zweifelte Anſtrengungen ſie herzuſtellen und ließ
das glänzendſte Brilliantfeuer ſeines Witzes in tau-
ſend Einfällen, wunderbaren Capriccio’s und Mäh-
ren ſpielen. Das Fräulein aber zeigte ſich um ſo
gelangweilter, je brillanter Münchhauſen wurde.
Sie wandte ihm bei den Colloquiis im Garten
den Rücken, fiel ihm häufig mit einer Bemerkung
über ſchlechtes Wetter in die Rede, oder ſagte,
wenn ſie ihn hatte ausſprechen laſſen, weiter nichts,
als: Späße für den Volkskalender. — Ihr Ver-
halten drückte unbedingte Geringſchätzung aus.
Der Schloßherr knüpfte dagegen die ſeinige noch

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[232/0246] Wir wollen ihm daher unſere Geſinnungen fühl- bar machen, Renzel, aber ſo, daß ihm noch eine Hin- terthüre offen bleibt, damit wo möglich ſeine Ambi- tion erweckt wird, und mir das Syndicat nicht ent- geht. Nur wenn alle Ausſicht verſchwindet, wollen wir ihm ſagen, daß er ſich packen könne. Nach dieſem Tage gaben der alte Baron und das Fräulein dem Freiherrn ihre Geſinnungen zu erkennen, d. h. ſie behandelten ihn ſchlecht. Münch- hauſen, welcher fühlte, wie ſehr er durch ſeine politiſchen Fehler ſich die Stellung im Schloſſe Schnick-Schnack-Schnurr verdorben habe, machte ver- zweifelte Anſtrengungen ſie herzuſtellen und ließ das glänzendſte Brilliantfeuer ſeines Witzes in tau- ſend Einfällen, wunderbaren Capriccio’s und Mäh- ren ſpielen. Das Fräulein aber zeigte ſich um ſo gelangweilter, je brillanter Münchhauſen wurde. Sie wandte ihm bei den Colloquiis im Garten den Rücken, fiel ihm häufig mit einer Bemerkung über ſchlechtes Wetter in die Rede, oder ſagte, wenn ſie ihn hatte ausſprechen laſſen, weiter nichts, als: Späße für den Volkskalender. — Ihr Ver- halten drückte unbedingte Geringſchätzung aus. Der Schloßherr knüpfte dagegen die ſeinige noch

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/246>, abgerufen am 22.11.2024.