matorisches Trauerspiel machen, kein neues philo- sophisches System erfinden, keinen Umschwung in den politischen Ideen des Zeitalters hervorbringen kann.
Als sie am tiefsten herunter waren, stand ihnen jedoch die Hülfe am nächsten. Sie lernten nämlich einen Mann kennen, einen wunderbaren Mann, einen Mann, der mehr zu seyn schien als ein Mensch. Nach wenigen Unterredungen, die in geheimniß- vollen Worten geführt wurden, hörten sie, daß dieser übermenschliche Mann das Mittel besitze, ein classisches Trauerspiel zu verfertigen, dem Philoso- phen aber und dem Politiker auch zu helfen.
Die Existenz dieses Mannes war ein Geheim- niß und ein Wunder. Sie erfuhren in einer Stunde der Weihe von ihm, was sie vor Erstaunen bei- nahe starr machte. -- Der Umgang mit dem Mei- ster übte auf die drei Unbefriedigten den wohl- thätigsten Einfluß. Damals war es, wo sie grü- nen Sammet anlegten, das Kleid der Zukunft und der Erwartung. Karl Gabriel fand sogar den Titel und die Begeisterung zu einem Trauerspiele, welches "das Trauerspiel" heißen und das Tragi- sche an und für sich ohne Rücksicht auf ein bestimm- tes Ereigniß behandeln sollte.
matoriſches Trauerſpiel machen, kein neues philo- ſophiſches Syſtem erfinden, keinen Umſchwung in den politiſchen Ideen des Zeitalters hervorbringen kann.
Als ſie am tiefſten herunter waren, ſtand ihnen jedoch die Hülfe am nächſten. Sie lernten nämlich einen Mann kennen, einen wunderbaren Mann, einen Mann, der mehr zu ſeyn ſchien als ein Menſch. Nach wenigen Unterredungen, die in geheimniß- vollen Worten geführt wurden, hörten ſie, daß dieſer übermenſchliche Mann das Mittel beſitze, ein claſſiſches Trauerſpiel zu verfertigen, dem Philoſo- phen aber und dem Politiker auch zu helfen.
Die Exiſtenz dieſes Mannes war ein Geheim- niß und ein Wunder. Sie erfuhren in einer Stunde der Weihe von ihm, was ſie vor Erſtaunen bei- nahe ſtarr machte. — Der Umgang mit dem Mei- ſter übte auf die drei Unbefriedigten den wohl- thätigſten Einfluß. Damals war es, wo ſie grü- nen Sammet anlegten, das Kleid der Zukunft und der Erwartung. Karl Gabriel fand ſogar den Titel und die Begeiſterung zu einem Trauerſpiele, welches „das Trauerſpiel“ heißen und das Tragi- ſche an und für ſich ohne Rückſicht auf ein beſtimm- tes Ereigniß behandeln ſollte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0228"n="214"/>
matoriſches Trauerſpiel machen, kein neues philo-<lb/>ſophiſches Syſtem erfinden, keinen Umſchwung in den<lb/>
politiſchen Ideen des Zeitalters hervorbringen kann.</p><lb/><p>Als ſie am tiefſten herunter waren, ſtand ihnen<lb/>
jedoch die Hülfe am nächſten. Sie lernten nämlich<lb/>
einen Mann kennen, einen wunderbaren Mann, einen<lb/>
Mann, der mehr zu ſeyn ſchien als ein Menſch.<lb/>
Nach wenigen Unterredungen, die in geheimniß-<lb/>
vollen Worten geführt wurden, hörten ſie, daß<lb/>
dieſer übermenſchliche Mann das Mittel beſitze, ein<lb/>
claſſiſches Trauerſpiel zu verfertigen, dem Philoſo-<lb/>
phen aber und dem Politiker auch zu helfen.</p><lb/><p>Die Exiſtenz dieſes Mannes war ein Geheim-<lb/>
niß und ein Wunder. Sie erfuhren in einer Stunde<lb/>
der Weihe von ihm, was ſie vor Erſtaunen bei-<lb/>
nahe ſtarr machte. — Der Umgang mit dem Mei-<lb/>ſter übte auf die drei Unbefriedigten den wohl-<lb/>
thätigſten Einfluß. Damals war es, wo ſie grü-<lb/>
nen Sammet anlegten, das Kleid der Zukunft und<lb/>
der Erwartung. Karl Gabriel fand ſogar den<lb/>
Titel und die Begeiſterung zu einem Trauerſpiele,<lb/>
welches „das Trauerſpiel“ heißen und das Tragi-<lb/>ſche an und für ſich ohne Rückſicht auf ein beſtimm-<lb/>
tes Ereigniß behandeln ſollte.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[214/0228]
matoriſches Trauerſpiel machen, kein neues philo-
ſophiſches Syſtem erfinden, keinen Umſchwung in den
politiſchen Ideen des Zeitalters hervorbringen kann.
Als ſie am tiefſten herunter waren, ſtand ihnen
jedoch die Hülfe am nächſten. Sie lernten nämlich
einen Mann kennen, einen wunderbaren Mann, einen
Mann, der mehr zu ſeyn ſchien als ein Menſch.
Nach wenigen Unterredungen, die in geheimniß-
vollen Worten geführt wurden, hörten ſie, daß
dieſer übermenſchliche Mann das Mittel beſitze, ein
claſſiſches Trauerſpiel zu verfertigen, dem Philoſo-
phen aber und dem Politiker auch zu helfen.
Die Exiſtenz dieſes Mannes war ein Geheim-
niß und ein Wunder. Sie erfuhren in einer Stunde
der Weihe von ihm, was ſie vor Erſtaunen bei-
nahe ſtarr machte. — Der Umgang mit dem Mei-
ſter übte auf die drei Unbefriedigten den wohl-
thätigſten Einfluß. Damals war es, wo ſie grü-
nen Sammet anlegten, das Kleid der Zukunft und
der Erwartung. Karl Gabriel fand ſogar den
Titel und die Begeiſterung zu einem Trauerſpiele,
welches „das Trauerſpiel“ heißen und das Tragi-
ſche an und für ſich ohne Rückſicht auf ein beſtimm-
tes Ereigniß behandeln ſollte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/228>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.