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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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beobachtete diese Erscheinungen, ließ eines Tages,
als er seine Tasse Morgenchocolade trank, die Söhne
vor sich treten und sagte zu Karl Emanuel: In
dir steckt ein Philosoph; zu Karl Nathanael: Aus
dir wird ein Staatsmann; zu Karl Gabriel: Du
bist zum Dichter geboren. Dieser Beruf war ihm
nicht ganz erwünscht. Er hätte lieber einen gro-
ßen Maler in der Familie gehabt, weil die Maler
jetzt besser bezahlt werden als die Dichter. In-
dessen ließ er sich, da es nun einmal nicht anders seyn
sollte, auch den Dichter gefallen. Die drei Brü-
der aber hielten sich nach jenem Tage für das,
wozu sie der Vater bestimmt hatte, und wurden in
ihrer Meinung von einigen Schauspielern, Docto-
ren der Philosophie und von einem dimittirten
Legationssecretair unterstützt, welche Personen bei
ihrem Vater offenes Couvert hatten.

Karl Gabriel studirte in Berlin, um durch
keinen Natureindruck von der Poesie abgezogen zu
werden, Karl Nathanael in München, der tiefen
politischen Weisheit wegen, welche er da immer vor
Augen haben konnte, Karl Emanuel in Göttingen,
weil er glaubte, daß Mettwurst die Speculation
stärke. -- Als sie in die Jahre gekommen waren,

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beobachtete dieſe Erſcheinungen, ließ eines Tages,
als er ſeine Taſſe Morgenchocolade trank, die Söhne
vor ſich treten und ſagte zu Karl Emanuel: In
dir ſteckt ein Philoſoph; zu Karl Nathanael: Aus
dir wird ein Staatsmann; zu Karl Gabriel: Du
biſt zum Dichter geboren. Dieſer Beruf war ihm
nicht ganz erwünſcht. Er hätte lieber einen gro-
ßen Maler in der Familie gehabt, weil die Maler
jetzt beſſer bezahlt werden als die Dichter. In-
deſſen ließ er ſich, da es nun einmal nicht anders ſeyn
ſollte, auch den Dichter gefallen. Die drei Brü-
der aber hielten ſich nach jenem Tage für das,
wozu ſie der Vater beſtimmt hatte, und wurden in
ihrer Meinung von einigen Schauſpielern, Docto-
ren der Philoſophie und von einem dimittirten
Legationsſecretair unterſtützt, welche Perſonen bei
ihrem Vater offenes Couvert hatten.

Karl Gabriel ſtudirte in Berlin, um durch
keinen Natureindruck von der Poeſie abgezogen zu
werden, Karl Nathanael in München, der tiefen
politiſchen Weisheit wegen, welche er da immer vor
Augen haben konnte, Karl Emanuel in Göttingen,
weil er glaubte, daß Mettwurſt die Speculation
ſtärke. — Als ſie in die Jahre gekommen waren,

14*
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[211/0225] beobachtete dieſe Erſcheinungen, ließ eines Tages, als er ſeine Taſſe Morgenchocolade trank, die Söhne vor ſich treten und ſagte zu Karl Emanuel: In dir ſteckt ein Philoſoph; zu Karl Nathanael: Aus dir wird ein Staatsmann; zu Karl Gabriel: Du biſt zum Dichter geboren. Dieſer Beruf war ihm nicht ganz erwünſcht. Er hätte lieber einen gro- ßen Maler in der Familie gehabt, weil die Maler jetzt beſſer bezahlt werden als die Dichter. In- deſſen ließ er ſich, da es nun einmal nicht anders ſeyn ſollte, auch den Dichter gefallen. Die drei Brü- der aber hielten ſich nach jenem Tage für das, wozu ſie der Vater beſtimmt hatte, und wurden in ihrer Meinung von einigen Schauſpielern, Docto- ren der Philoſophie und von einem dimittirten Legationsſecretair unterſtützt, welche Perſonen bei ihrem Vater offenes Couvert hatten. Karl Gabriel ſtudirte in Berlin, um durch keinen Natureindruck von der Poeſie abgezogen zu werden, Karl Nathanael in München, der tiefen politiſchen Weisheit wegen, welche er da immer vor Augen haben konnte, Karl Emanuel in Göttingen, weil er glaubte, daß Mettwurſt die Speculation ſtärke. — Als ſie in die Jahre gekommen waren, 14*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/225>, abgerufen am 24.11.2024.