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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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verführen zu lassen, diese Ochsen vorgespannt und
mache so täglich höchstens vier Meilen. Von Ha-
vre bin ich drei Wochen unterwegs. Theodor
Mundt wird -- if possible -- an dieses Schritt-
fahren tiefsinnige Untersuchungen über Weltfragen
und wichtige Probleme der Civilisation knüpfen.
In diesem Theodor erlebe ich überhaupt mein eigent-
liches Reflexions- und speculatives Leben. Ich
kann sagen, daß ich Manches aus Laune und in
unbewußten Anstößen gethan habe. Aber Theodor
rückt Alles welthistorisch und bedeutend zurecht --
im Kleinen auf seinem Studierstübchen. Theodor
und ich stellen eine umgekehrte telegraphische An-
stalt dar. Ich mache da droben im Freien wun-
derbar arbeitende Bewegungen, welche die Hand
Theodor's, des Telegraphisten, regieren, so daß
sie unten im Thurmgemache ein niedlich Figürchen
meiner Winkel und Charaktere nachzeichnet. Er
hat mich sogar zu einem Stylmuster gemacht.
Darüber habe ich doch lachen müssen. Denn an
meinen Styl glaube ich nicht. Ich will eher glau-
ben, daß Theodor eine Comödie machen könne,
als daß ich glaube, ich schreibe einen Styl. Wie
käme ich zu Styl? Gehöre ich denn zur Roture?

verführen zu laſſen, dieſe Ochſen vorgeſpannt und
mache ſo täglich höchſtens vier Meilen. Von Ha-
vre bin ich drei Wochen unterwegs. Theodor
Mundt wird — if possible — an dieſes Schritt-
fahren tiefſinnige Unterſuchungen über Weltfragen
und wichtige Probleme der Civiliſation knüpfen.
In dieſem Theodor erlebe ich überhaupt mein eigent-
liches Reflexions- und ſpeculatives Leben. Ich
kann ſagen, daß ich Manches aus Laune und in
unbewußten Anſtößen gethan habe. Aber Theodor
rückt Alles welthiſtoriſch und bedeutend zurecht —
im Kleinen auf ſeinem Studierſtübchen. Theodor
und ich ſtellen eine umgekehrte telegraphiſche An-
ſtalt dar. Ich mache da droben im Freien wun-
derbar arbeitende Bewegungen, welche die Hand
Theodor’s, des Telegraphiſten, regieren, ſo daß
ſie unten im Thurmgemache ein niedlich Figürchen
meiner Winkel und Charaktere nachzeichnet. Er
hat mich ſogar zu einem Stylmuſter gemacht.
Darüber habe ich doch lachen müſſen. Denn an
meinen Styl glaube ich nicht. Ich will eher glau-
ben, daß Theodor eine Comödie machen könne,
als daß ich glaube, ich ſchreibe einen Styl. Wie
käme ich zu Styl? Gehöre ich denn zur Roture?

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[200/0214] verführen zu laſſen, dieſe Ochſen vorgeſpannt und mache ſo täglich höchſtens vier Meilen. Von Ha- vre bin ich drei Wochen unterwegs. Theodor Mundt wird — if possible — an dieſes Schritt- fahren tiefſinnige Unterſuchungen über Weltfragen und wichtige Probleme der Civiliſation knüpfen. In dieſem Theodor erlebe ich überhaupt mein eigent- liches Reflexions- und ſpeculatives Leben. Ich kann ſagen, daß ich Manches aus Laune und in unbewußten Anſtößen gethan habe. Aber Theodor rückt Alles welthiſtoriſch und bedeutend zurecht — im Kleinen auf ſeinem Studierſtübchen. Theodor und ich ſtellen eine umgekehrte telegraphiſche An- ſtalt dar. Ich mache da droben im Freien wun- derbar arbeitende Bewegungen, welche die Hand Theodor’s, des Telegraphiſten, regieren, ſo daß ſie unten im Thurmgemache ein niedlich Figürchen meiner Winkel und Charaktere nachzeichnet. Er hat mich ſogar zu einem Stylmuſter gemacht. Darüber habe ich doch lachen müſſen. Denn an meinen Styl glaube ich nicht. Ich will eher glau- ben, daß Theodor eine Comödie machen könne, als daß ich glaube, ich ſchreibe einen Styl. Wie käme ich zu Styl? Gehöre ich denn zur Roture?

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/214>, abgerufen am 24.11.2024.