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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Konrad hatte immerfort starr in das Gesicht
des Alten gesehen, um durch die Runzeln und Fal-
ten hindurch ein früheres Lineament des Jugend-
freundes zu entdecken. Endlich stammelte er: Ich
beschwöre dich, Mensch, uns zu verkünden, wie diese
Verwandlung hat zugehen können, damit uns nicht ein
Schwindel faßt und zu schrecklichen Dingen treibt!

Wer Gott versucht und die Natur, über den
stürzen Gesichte, an denen er rasch verwittert, ant-
wortete der Alte. Dabei bleibt der Mensch, wenn
er auch die Pflanzen wachsen sieht und die Reden
der Vögel verstehen lernt, so einfältig wie zuvor,
läßt sich von einer albernen Elster Fabeln von der
Prinzessin und vom Kankerkönige aufbinden, und
sieht Frauenschleier für Spinnweben an. Die Natur
ist Hülle, kein Zauberwort streift sie von ihr ab,
dich macht es nur zur grauen Fabel.

Er schlich langsam in die Waldgründe. Konrad
wagte nicht, ihm zu folgen. Er leitete seine Emma
aus dem Schatten der Bäume nach der heiteren
Straße, wo das Licht in allen Farben um die
Kronen der Stämme spielte.

Noch einige Zeit lang hörten die Wanderer im
Spessart hinter Felsen und dichten Baumgruppen

Konrad hatte immerfort ſtarr in das Geſicht
des Alten geſehen, um durch die Runzeln und Fal-
ten hindurch ein früheres Lineament des Jugend-
freundes zu entdecken. Endlich ſtammelte er: Ich
beſchwöre dich, Menſch, uns zu verkünden, wie dieſe
Verwandlung hat zugehen können, damit uns nicht ein
Schwindel faßt und zu ſchrecklichen Dingen treibt!

Wer Gott verſucht und die Natur, über den
ſtürzen Geſichte, an denen er raſch verwittert, ant-
wortete der Alte. Dabei bleibt der Menſch, wenn
er auch die Pflanzen wachſen ſieht und die Reden
der Vögel verſtehen lernt, ſo einfältig wie zuvor,
läßt ſich von einer albernen Elſter Fabeln von der
Prinzeſſin und vom Kankerkönige aufbinden, und
ſieht Frauenſchleier für Spinnweben an. Die Natur
iſt Hülle, kein Zauberwort ſtreift ſie von ihr ab,
dich macht es nur zur grauen Fabel.

Er ſchlich langſam in die Waldgründe. Konrad
wagte nicht, ihm zu folgen. Er leitete ſeine Emma
aus dem Schatten der Bäume nach der heiteren
Straße, wo das Licht in allen Farben um die
Kronen der Stämme ſpielte.

Noch einige Zeit lang hörten die Wanderer im
Speſſart hinter Felſen und dichten Baumgruppen

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[185/0199] Konrad hatte immerfort ſtarr in das Geſicht des Alten geſehen, um durch die Runzeln und Fal- ten hindurch ein früheres Lineament des Jugend- freundes zu entdecken. Endlich ſtammelte er: Ich beſchwöre dich, Menſch, uns zu verkünden, wie dieſe Verwandlung hat zugehen können, damit uns nicht ein Schwindel faßt und zu ſchrecklichen Dingen treibt! Wer Gott verſucht und die Natur, über den ſtürzen Geſichte, an denen er raſch verwittert, ant- wortete der Alte. Dabei bleibt der Menſch, wenn er auch die Pflanzen wachſen ſieht und die Reden der Vögel verſtehen lernt, ſo einfältig wie zuvor, läßt ſich von einer albernen Elſter Fabeln von der Prinzeſſin und vom Kankerkönige aufbinden, und ſieht Frauenſchleier für Spinnweben an. Die Natur iſt Hülle, kein Zauberwort ſtreift ſie von ihr ab, dich macht es nur zur grauen Fabel. Er ſchlich langſam in die Waldgründe. Konrad wagte nicht, ihm zu folgen. Er leitete ſeine Emma aus dem Schatten der Bäume nach der heiteren Straße, wo das Licht in allen Farben um die Kronen der Stämme ſpielte. Noch einige Zeit lang hörten die Wanderer im Speſſart hinter Felſen und dichten Baumgruppen

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/199>, abgerufen am 22.11.2024.