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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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gern, noch mit den Schülern Umgang an. So ist
es gekommen, daß ich von der großen Stadt nichts
kennen gelernt habe, als die Straße von meinem
Häuschen nach den Dominicanern, wo mein großer
Meister lehrte.

Wenn ich nun in meine Klause zurückgekehrt
war und die Mitternacht bei der Studirlampe her-
angewacht hatte, so blickte ich wohl aus dem Fen-
ster, um die erhitzten Augen an dem dunkeln Ster-
nenhimmel abzukühlen. Dann sah ich nicht selten
in dem gegenüberliegenden Tempelhause Licht; bei
dem Scheine rother Fackeln zogen die Ritter in
ihren weißen Ordensmänteln wie Geister durch
die Gallerien, verschwanden hinter den Pfeilern
und kamen dann wieder zum Vorschein; im äußer-
sten Eck des Flügels wurden vor den Fenstern
Vorhänge niedergelassen, durch deren dünne Stel-
len aber ein wundersamer Schein drang, und hin-
ter welchen sich Weisen vernehmen ließen, welche
süß und schaurig wie verbotenes Gelüste durch
die Nacht drangen.

So gingen meine Tage hin, unscheinbar von
außen, innen aber ein glänzendes Fest aller Wun-
der. Albertus zeichnete mich bald vor den übrigen

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gern, noch mit den Schülern Umgang an. So iſt
es gekommen, daß ich von der großen Stadt nichts
kennen gelernt habe, als die Straße von meinem
Häuschen nach den Dominicanern, wo mein großer
Meiſter lehrte.

Wenn ich nun in meine Klauſe zurückgekehrt
war und die Mitternacht bei der Studirlampe her-
angewacht hatte, ſo blickte ich wohl aus dem Fen-
ſter, um die erhitzten Augen an dem dunkeln Ster-
nenhimmel abzukühlen. Dann ſah ich nicht ſelten
in dem gegenüberliegenden Tempelhauſe Licht; bei
dem Scheine rother Fackeln zogen die Ritter in
ihren weißen Ordensmänteln wie Geiſter durch
die Gallerien, verſchwanden hinter den Pfeilern
und kamen dann wieder zum Vorſchein; im äußer-
ſten Eck des Flügels wurden vor den Fenſtern
Vorhänge niedergelaſſen, durch deren dünne Stel-
len aber ein wunderſamer Schein drang, und hin-
ter welchen ſich Weiſen vernehmen ließen, welche
ſüß und ſchaurig wie verbotenes Gelüſte durch
die Nacht drangen.

So gingen meine Tage hin, unſcheinbar von
außen, innen aber ein glänzendes Feſt aller Wun-
der. Albertus zeichnete mich bald vor den übrigen

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[147/0161] gern, noch mit den Schülern Umgang an. So iſt es gekommen, daß ich von der großen Stadt nichts kennen gelernt habe, als die Straße von meinem Häuschen nach den Dominicanern, wo mein großer Meiſter lehrte. Wenn ich nun in meine Klauſe zurückgekehrt war und die Mitternacht bei der Studirlampe her- angewacht hatte, ſo blickte ich wohl aus dem Fen- ſter, um die erhitzten Augen an dem dunkeln Ster- nenhimmel abzukühlen. Dann ſah ich nicht ſelten in dem gegenüberliegenden Tempelhauſe Licht; bei dem Scheine rother Fackeln zogen die Ritter in ihren weißen Ordensmänteln wie Geiſter durch die Gallerien, verſchwanden hinter den Pfeilern und kamen dann wieder zum Vorſchein; im äußer- ſten Eck des Flügels wurden vor den Fenſtern Vorhänge niedergelaſſen, durch deren dünne Stel- len aber ein wunderſamer Schein drang, und hin- ter welchen ſich Weiſen vernehmen ließen, welche ſüß und ſchaurig wie verbotenes Gelüſte durch die Nacht drangen. So gingen meine Tage hin, unſcheinbar von außen, innen aber ein glänzendes Feſt aller Wun- der. Albertus zeichnete mich bald vor den übrigen 10*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/161>, abgerufen am 22.11.2024.