Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Gräfin Waldburg-Bergheim wird, sagte er, aber eine
Lust wird es doch seyn, wenn ich sie aus dem Wagen
hebe in die Fähre über den Neckar, und sie nun drüben
auf der grünen Höhe das Schloß mit den beiden
Seitenflügeln sieht und mich fragt: Ei, Oswald,
wem gehört das prächtige Schloß? -- Ich werde
dann sprechen: Meine liebe Lisbeth, dem reichsten
Cavalier der Gegend, und ich wollte dir eine un-
verhoffte Freude machen, ich bin sein Förster, wir
wohnen auch auf der schönen Höhe, dort, sieh, in
der kleinen Dienstwohnung, die du neben dem Schie-
ferthürmchen schaust. Vorläufig bring' ich dich aber
ehrbar zu meiner Frau Baase, die bei der Herr-
schaft Ausgeberin ist. -- Nun steigen wir aus und
gehen den Weg durch den Park sacht den Schloß-
berg hinan. Die Leute, die uns begegnen, grüßen
gar ehrerbietig, da fragt die Lisbeth: Du mußt
hier gute Freunde haben, Oswald? -- O ja, ver-
setze ich, die Leute halten etwas von mir, haben
aber auch gar Manches durch mich. -- Nun sind
wir am Schloß, gehen durch eine Hinterthüre ein,
daß kein Aufsehen entsteht. Ich bring' sie in's
purpurne Damastzimmer, da wird sie wohl etwas
staunen über die Teppiche und die Vergoldungen

Gräfin Waldburg-Bergheim wird, ſagte er, aber eine
Luſt wird es doch ſeyn, wenn ich ſie aus dem Wagen
hebe in die Fähre über den Neckar, und ſie nun drüben
auf der grünen Höhe das Schloß mit den beiden
Seitenflügeln ſieht und mich fragt: Ei, Oswald,
wem gehört das prächtige Schloß? — Ich werde
dann ſprechen: Meine liebe Lisbeth, dem reichſten
Cavalier der Gegend, und ich wollte dir eine un-
verhoffte Freude machen, ich bin ſein Förſter, wir
wohnen auch auf der ſchönen Höhe, dort, ſieh, in
der kleinen Dienſtwohnung, die du neben dem Schie-
ferthürmchen ſchauſt. Vorläufig bring’ ich dich aber
ehrbar zu meiner Frau Baaſe, die bei der Herr-
ſchaft Ausgeberin iſt. — Nun ſteigen wir aus und
gehen den Weg durch den Park ſacht den Schloß-
berg hinan. Die Leute, die uns begegnen, grüßen
gar ehrerbietig, da fragt die Lisbeth: Du mußt
hier gute Freunde haben, Oswald? — O ja, ver-
ſetze ich, die Leute halten etwas von mir, haben
aber auch gar Manches durch mich. — Nun ſind
wir am Schloß, gehen durch eine Hinterthüre ein,
daß kein Aufſehen entſteht. Ich bring’ ſie in’s
purpurne Damaſtzimmer, da wird ſie wohl etwas
ſtaunen über die Teppiche und die Vergoldungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0152" n="138"/>
Gräfin Waldburg-Bergheim wird, &#x017F;agte er, aber eine<lb/>
Lu&#x017F;t wird es doch &#x017F;eyn, wenn ich &#x017F;ie aus dem Wagen<lb/>
hebe in die Fähre über den Neckar, und &#x017F;ie nun drüben<lb/>
auf der grünen Höhe das Schloß mit den beiden<lb/>
Seitenflügeln &#x017F;ieht und mich fragt: Ei, Oswald,<lb/>
wem gehört das prächtige Schloß? &#x2014; Ich werde<lb/>
dann &#x017F;prechen: Meine liebe Lisbeth, dem reich&#x017F;ten<lb/>
Cavalier der Gegend, und ich wollte dir eine un-<lb/>
verhoffte Freude machen, ich bin &#x017F;ein För&#x017F;ter, wir<lb/>
wohnen auch auf der &#x017F;chönen Höhe, dort, &#x017F;ieh, in<lb/>
der kleinen Dien&#x017F;twohnung, die du neben dem Schie-<lb/>
ferthürmchen &#x017F;chau&#x017F;t. Vorläufig bring&#x2019; ich dich aber<lb/>
ehrbar zu meiner Frau Baa&#x017F;e, die bei der Herr-<lb/>
&#x017F;chaft Ausgeberin i&#x017F;t. &#x2014; Nun &#x017F;teigen wir aus und<lb/>
gehen den Weg durch den Park &#x017F;acht den Schloß-<lb/>
berg hinan. Die Leute, die uns begegnen, grüßen<lb/>
gar ehrerbietig, da fragt die Lisbeth: Du mußt<lb/>
hier gute Freunde haben, Oswald? &#x2014; O ja, ver-<lb/>
&#x017F;etze ich, die Leute halten etwas von mir, haben<lb/>
aber auch gar Manches durch mich. &#x2014; Nun &#x017F;ind<lb/>
wir am Schloß, gehen durch eine Hinterthüre ein,<lb/>
daß kein Auf&#x017F;ehen ent&#x017F;teht. Ich bring&#x2019; &#x017F;ie in&#x2019;s<lb/>
purpurne Dama&#x017F;tzimmer, da wird &#x017F;ie wohl etwas<lb/>
&#x017F;taunen über die Teppiche und die Vergoldungen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0152] Gräfin Waldburg-Bergheim wird, ſagte er, aber eine Luſt wird es doch ſeyn, wenn ich ſie aus dem Wagen hebe in die Fähre über den Neckar, und ſie nun drüben auf der grünen Höhe das Schloß mit den beiden Seitenflügeln ſieht und mich fragt: Ei, Oswald, wem gehört das prächtige Schloß? — Ich werde dann ſprechen: Meine liebe Lisbeth, dem reichſten Cavalier der Gegend, und ich wollte dir eine un- verhoffte Freude machen, ich bin ſein Förſter, wir wohnen auch auf der ſchönen Höhe, dort, ſieh, in der kleinen Dienſtwohnung, die du neben dem Schie- ferthürmchen ſchauſt. Vorläufig bring’ ich dich aber ehrbar zu meiner Frau Baaſe, die bei der Herr- ſchaft Ausgeberin iſt. — Nun ſteigen wir aus und gehen den Weg durch den Park ſacht den Schloß- berg hinan. Die Leute, die uns begegnen, grüßen gar ehrerbietig, da fragt die Lisbeth: Du mußt hier gute Freunde haben, Oswald? — O ja, ver- ſetze ich, die Leute halten etwas von mir, haben aber auch gar Manches durch mich. — Nun ſind wir am Schloß, gehen durch eine Hinterthüre ein, daß kein Aufſehen entſteht. Ich bring’ ſie in’s purpurne Damaſtzimmer, da wird ſie wohl etwas ſtaunen über die Teppiche und die Vergoldungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/152
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/152>, abgerufen am 22.11.2024.