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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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nehmen. Nimmermehr hätte sie geglaubt, daß so
viel Gold auf Erden sei. -- Ach, ist er so reich?
rief sie fröhlich in die Hände klopfend, als sie die
hundert und etlichen Doppelpistolen auf den Tisch
gezählt hatte.

Da bauen wir uns ein eigenes Haus mit
Milchkämmerchen und einem Brünnlein, klar und
kalt! jauchzte sie. Jetzt aber laß sehen, wie sich
das Gold in eine Reihe gezählt ausnimmt, so auf
dem Haufen sieht man gar nicht, wie viel man
hat. Ich will es am Boden in einer langen
Reihe aufzählen, und die Lampe stelle ich dazu, so
geht mir nichts verloren.

So badete der arme schöne Findling oben in
den Wellen der seligsten Lust. Der Hofschulze aber sagte
zum alten Schmitz, dem Sammler, der auch, wie
er, den ganzen Tag über verdrießlich gewesen war
und ihm jetzt eröffnete, daß er ihn nothwendig
über die Amphora und das Schwert Karls des
Großen zu sprechen habe: Nach diesem, Herr
Schmitz, jetzt habe ich eine nothwendige Verrich-
tung. -- Er hatte den Schein des Lämpchens in
Lisbeths Stube wahrgenommen und sich sogleich
vorgesetzt, zu ihr zu gehen, um, wie er für sich sagte,

nehmen. Nimmermehr hätte ſie geglaubt, daß ſo
viel Gold auf Erden ſei. — Ach, iſt er ſo reich?
rief ſie fröhlich in die Hände klopfend, als ſie die
hundert und etlichen Doppelpiſtolen auf den Tiſch
gezählt hatte.

Da bauen wir uns ein eigenes Haus mit
Milchkämmerchen und einem Brünnlein, klar und
kalt! jauchzte ſie. Jetzt aber laß ſehen, wie ſich
das Gold in eine Reihe gezählt ausnimmt, ſo auf
dem Haufen ſieht man gar nicht, wie viel man
hat. Ich will es am Boden in einer langen
Reihe aufzählen, und die Lampe ſtelle ich dazu, ſo
geht mir nichts verloren.

So badete der arme ſchöne Findling oben in
den Wellen der ſeligſten Luſt. Der Hofſchulze aber ſagte
zum alten Schmitz, dem Sammler, der auch, wie
er, den ganzen Tag über verdrießlich geweſen war
und ihm jetzt eröffnete, daß er ihn nothwendig
über die Amphora und das Schwert Karls des
Großen zu ſprechen habe: Nach dieſem, Herr
Schmitz, jetzt habe ich eine nothwendige Verrich-
tung. — Er hatte den Schein des Lämpchens in
Lisbeths Stube wahrgenommen und ſich ſogleich
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[130/0144] nehmen. Nimmermehr hätte ſie geglaubt, daß ſo viel Gold auf Erden ſei. — Ach, iſt er ſo reich? rief ſie fröhlich in die Hände klopfend, als ſie die hundert und etlichen Doppelpiſtolen auf den Tiſch gezählt hatte. Da bauen wir uns ein eigenes Haus mit Milchkämmerchen und einem Brünnlein, klar und kalt! jauchzte ſie. Jetzt aber laß ſehen, wie ſich das Gold in eine Reihe gezählt ausnimmt, ſo auf dem Haufen ſieht man gar nicht, wie viel man hat. Ich will es am Boden in einer langen Reihe aufzählen, und die Lampe ſtelle ich dazu, ſo geht mir nichts verloren. So badete der arme ſchöne Findling oben in den Wellen der ſeligſten Luſt. Der Hofſchulze aber ſagte zum alten Schmitz, dem Sammler, der auch, wie er, den ganzen Tag über verdrießlich geweſen war und ihm jetzt eröffnete, daß er ihn nothwendig über die Amphora und das Schwert Karls des Großen zu ſprechen habe: Nach dieſem, Herr Schmitz, jetzt habe ich eine nothwendige Verrich- tung. — Er hatte den Schein des Lämpchens in Lisbeths Stube wahrgenommen und ſich ſogleich vorgeſetzt, zu ihr zu gehen, um, wie er für ſich ſagte,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/144>, abgerufen am 22.11.2024.