Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.fühlte die reine Kühle an seinen heißen Lippen, er Das Abendroth glänzte durch die Klippen und Meine Liebe, mein Lieb' ist ein Segelschiff, Auf hohem Meer zwischen Bank und Riff; Der Kiel so stark und der Wind so gut, Und das Schiff fährt weiter und weiter voll Muth. Meine Liebe, meine Lieb' o du Segelschiff, Und fürchtest dich nicht vor Bank und Riff? Ich fürchte mich nicht vor Riff und Bank, Mich treibet hindurch guten Windes Drang. Meine Liebe, meine Liebe, und weißt du denn, Wohin die kühnliche Fahrt soll gehn? Weiß nicht, wohin mich führet der Wind, Weiß nur, daß die Segel blähet der Wind. Der Pilot, der schlief am Steuer ein, Träumt von Wundergestaden, vom Palmenhain, Statt seiner faßte das Steuer ein Gott, Nach Wundern und Palmen der beste Pilot! Sie hatte dem Liede fast ängstlich zugehört. -- fühlte die reine Kühle an ſeinen heißen Lippen, er Das Abendroth glänzte durch die Klippen und Meine Liebe, mein Lieb’ iſt ein Segelſchiff, Auf hohem Meer zwiſchen Bank und Riff; Der Kiel ſo ſtark und der Wind ſo gut, Und das Schiff fährt weiter und weiter voll Muth. Meine Liebe, meine Lieb’ o du Segelſchiff, Und fürchteſt dich nicht vor Bank und Riff? Ich fürchte mich nicht vor Riff und Bank, Mich treibet hindurch guten Windes Drang. Meine Liebe, meine Liebe, und weißt du denn, Wohin die kühnliche Fahrt ſoll gehn? Weiß nicht, wohin mich führet der Wind, Weiß nur, daß die Segel blähet der Wind. Der Pilot, der ſchlief am Steuer ein, Träumt von Wundergeſtaden, vom Palmenhain, Statt ſeiner faßte das Steuer ein Gott, Nach Wundern und Palmen der beſte Pilot! Sie hatte dem Liede faſt ängſtlich zugehört. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0138" n="124"/> fühlte die reine Kühle an ſeinen heißen Lippen, er<lb/> ſog ſie ein; ſie ſchauerte ihm wie Tempelſchauer<lb/> bis in das tiefſte Herz. Lieblich fühlte ſie dage-<lb/> gen ihre Finger von ſeiner Lippengluth erwärmt.</p><lb/> <p>Das Abendroth glänzte durch die Klippen und<lb/> Büſche. Trunken gingen ſie längs des Baches auf<lb/> und nieder. Ein Lied fiel ihm ein, er ſang:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Meine Liebe, mein Lieb’ iſt ein Segelſchiff,</l><lb/> <l>Auf hohem Meer zwiſchen Bank und Riff;</l><lb/> <l>Der Kiel ſo ſtark und der Wind ſo gut,</l><lb/> <l>Und das Schiff fährt weiter und weiter voll Muth.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Meine Liebe, meine Lieb’ o du Segelſchiff,</l><lb/> <l>Und fürchteſt dich nicht vor Bank und Riff?</l><lb/> <l>Ich fürchte mich nicht vor Riff und Bank,</l><lb/> <l>Mich treibet hindurch guten Windes Drang.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Meine Liebe, meine Liebe, und weißt du denn,</l><lb/> <l>Wohin die kühnliche Fahrt ſoll gehn?</l><lb/> <l>Weiß nicht, wohin mich führet der Wind,</l><lb/> <l>Weiß nur, daß die Segel blähet der Wind.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Pilot, der ſchlief am Steuer ein,</l><lb/> <l>Träumt von Wundergeſtaden, vom Palmenhain,</l><lb/> <l>Statt ſeiner faßte das Steuer ein Gott,</l><lb/> <l>Nach Wundern und Palmen der beſte Pilot!</l> </lg> </lg><lb/> <p>Sie hatte dem Liede faſt ängſtlich zugehört. —<lb/> Ei, wie biſt du darauf gekommen? fragte ſie.<lb/> Das paßt nicht auf unſere Liebe, unſere Liebe iſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0138]
fühlte die reine Kühle an ſeinen heißen Lippen, er
ſog ſie ein; ſie ſchauerte ihm wie Tempelſchauer
bis in das tiefſte Herz. Lieblich fühlte ſie dage-
gen ihre Finger von ſeiner Lippengluth erwärmt.
Das Abendroth glänzte durch die Klippen und
Büſche. Trunken gingen ſie längs des Baches auf
und nieder. Ein Lied fiel ihm ein, er ſang:
Meine Liebe, mein Lieb’ iſt ein Segelſchiff,
Auf hohem Meer zwiſchen Bank und Riff;
Der Kiel ſo ſtark und der Wind ſo gut,
Und das Schiff fährt weiter und weiter voll Muth.
Meine Liebe, meine Lieb’ o du Segelſchiff,
Und fürchteſt dich nicht vor Bank und Riff?
Ich fürchte mich nicht vor Riff und Bank,
Mich treibet hindurch guten Windes Drang.
Meine Liebe, meine Liebe, und weißt du denn,
Wohin die kühnliche Fahrt ſoll gehn?
Weiß nicht, wohin mich führet der Wind,
Weiß nur, daß die Segel blähet der Wind.
Der Pilot, der ſchlief am Steuer ein,
Träumt von Wundergeſtaden, vom Palmenhain,
Statt ſeiner faßte das Steuer ein Gott,
Nach Wundern und Palmen der beſte Pilot!
Sie hatte dem Liede faſt ängſtlich zugehört. —
Ei, wie biſt du darauf gekommen? fragte ſie.
Das paßt nicht auf unſere Liebe, unſere Liebe iſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |