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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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aller Orten grün? -- Es gingen Leute vorüber, die
sahen sie nicht; zuweilen hatten sie gar keinen
Weg unter den Füßen, deß achteten sie nicht. Zu-
fällig kamen sie so Hand in Hand auf die Höhe
am Freistuhl. Ei! rief der Jäger, das ist schön,
wie fromme Pilgrimme sollen wir alle Stationen
besuchen. -- Er führte sie zu dem Steine, darauf
sie in jener Schmerzensnacht zusammen gesessen
hatten.

Das überreife Korn, welches der Hofschulze
noch immer nicht hatte schneiden lassen, knickte fast
unter der Bürde seiner Aehren, die Sonne schwamm
wie ein zerflossenes Gold in diesem Segen, und
doch war die Stelle kühl und frisch, denn aus dem
Forste wehte ein gelinder Wind. Die Kronen der
Linden über ihnen schauerten leise. Da saßen sie
nun wieder, glücklich vereinigt und schauten über
die helle freundliche Gegend hin und freuten sich,
daß sie auf der Welt waren. -- Ich will deine
Wunden um Verzeihung bitten, sagte der Jäger,
nahm ihr das Tuch ab und küßte die feinen rothen
Pünctchen zwischen dem Busen und der glänzenden
Schulter. Sie duldete es ohne Sträuben, sie
hatte die kleinen Hände kreuzweis auf ihren Schooß

aller Orten grün? — Es gingen Leute vorüber, die
ſahen ſie nicht; zuweilen hatten ſie gar keinen
Weg unter den Füßen, deß achteten ſie nicht. Zu-
fällig kamen ſie ſo Hand in Hand auf die Höhe
am Freiſtuhl. Ei! rief der Jäger, das iſt ſchön,
wie fromme Pilgrimme ſollen wir alle Stationen
beſuchen. — Er führte ſie zu dem Steine, darauf
ſie in jener Schmerzensnacht zuſammen geſeſſen
hatten.

Das überreife Korn, welches der Hofſchulze
noch immer nicht hatte ſchneiden laſſen, knickte faſt
unter der Bürde ſeiner Aehren, die Sonne ſchwamm
wie ein zerfloſſenes Gold in dieſem Segen, und
doch war die Stelle kühl und friſch, denn aus dem
Forſte wehte ein gelinder Wind. Die Kronen der
Linden über ihnen ſchauerten leiſe. Da ſaßen ſie
nun wieder, glücklich vereinigt und ſchauten über
die helle freundliche Gegend hin und freuten ſich,
daß ſie auf der Welt waren. — Ich will deine
Wunden um Verzeihung bitten, ſagte der Jäger,
nahm ihr das Tuch ab und küßte die feinen rothen
Pünctchen zwiſchen dem Buſen und der glänzenden
Schulter. Sie duldete es ohne Sträuben, ſie
hatte die kleinen Hände kreuzweis auf ihren Schooß

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[116/0130] aller Orten grün? — Es gingen Leute vorüber, die ſahen ſie nicht; zuweilen hatten ſie gar keinen Weg unter den Füßen, deß achteten ſie nicht. Zu- fällig kamen ſie ſo Hand in Hand auf die Höhe am Freiſtuhl. Ei! rief der Jäger, das iſt ſchön, wie fromme Pilgrimme ſollen wir alle Stationen beſuchen. — Er führte ſie zu dem Steine, darauf ſie in jener Schmerzensnacht zuſammen geſeſſen hatten. Das überreife Korn, welches der Hofſchulze noch immer nicht hatte ſchneiden laſſen, knickte faſt unter der Bürde ſeiner Aehren, die Sonne ſchwamm wie ein zerfloſſenes Gold in dieſem Segen, und doch war die Stelle kühl und friſch, denn aus dem Forſte wehte ein gelinder Wind. Die Kronen der Linden über ihnen ſchauerten leiſe. Da ſaßen ſie nun wieder, glücklich vereinigt und ſchauten über die helle freundliche Gegend hin und freuten ſich, daß ſie auf der Welt waren. — Ich will deine Wunden um Verzeihung bitten, ſagte der Jäger, nahm ihr das Tuch ab und küßte die feinen rothen Pünctchen zwiſchen dem Buſen und der glänzenden Schulter. Sie duldete es ohne Sträuben, ſie hatte die kleinen Hände kreuzweis auf ihren Schooß

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/130>, abgerufen am 22.11.2024.