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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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nicht verstehen, so will ich mich gleichsam encanail-
liren, sagte er für sich. Er trat zu einer Gruppe
von Bauern, welche Steinhausen eben verlassen
hatte, faßte Zwei bei der Hand (denn er konnte
sich dazu verstehen, weil er Handschuhe trug) und
rief im biedersten Hoftone, dessen er mächtig wer-
den konnte: Wie freut man sich, wenn man immer
in Zwangsverhältnissen leben muß, darf man ein-
mal unter Euch gemüthliche, von jeder Fessel der
Convenienz entbundene Naturmenschen treten!

Dieses Lob klang den Bauern wie Chaldäisch,
und sie begannen sich nun vor ihrem Gönner zu
fürchten, denn sie meinten, er habe ihnen eine neue
Steuer ankündigen wollen. Sie wichen daher, wie
in der Kirche, scheu vor ihm zurück, und die bei-
den an der Hand Ergriffenen steckten die Hände
in die Rocktaschen. -- Der Diaconus, welcher die
ganze Zeit über den Mühwaltungen seiner vorneh-
men Bekanntschaft mit Behagen gefolgt war, trat
zu dem unglücklichen Herablassenden und sagte:
Excellenz, die Leute sind zu dumm, um Sie zu
fassen. Uebrigens bin ich der unterthänigen Mei-
nung, daß Sie, wofern Sie länger unter ihnen verweil-
ten, bald von Ihrem Glauben zurückkommen würden.


nicht verſtehen, ſo will ich mich gleichſam encanail-
liren, ſagte er für ſich. Er trat zu einer Gruppe
von Bauern, welche Steinhauſen eben verlaſſen
hatte, faßte Zwei bei der Hand (denn er konnte
ſich dazu verſtehen, weil er Handſchuhe trug) und
rief im biederſten Hoftone, deſſen er mächtig wer-
den konnte: Wie freut man ſich, wenn man immer
in Zwangsverhältniſſen leben muß, darf man ein-
mal unter Euch gemüthliche, von jeder Feſſel der
Convenienz entbundene Naturmenſchen treten!

Dieſes Lob klang den Bauern wie Chaldäiſch,
und ſie begannen ſich nun vor ihrem Gönner zu
fürchten, denn ſie meinten, er habe ihnen eine neue
Steuer ankündigen wollen. Sie wichen daher, wie
in der Kirche, ſcheu vor ihm zurück, und die bei-
den an der Hand Ergriffenen ſteckten die Hände
in die Rocktaſchen. — Der Diaconus, welcher die
ganze Zeit über den Mühwaltungen ſeiner vorneh-
men Bekanntſchaft mit Behagen gefolgt war, trat
zu dem unglücklichen Herablaſſenden und ſagte:
Excellenz, die Leute ſind zu dumm, um Sie zu
faſſen. Uebrigens bin ich der unterthänigen Mei-
nung, daß Sie, wofern Sie länger unter ihnen verweil-
ten, bald von Ihrem Glauben zurückkommen würden.


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[108/0122] nicht verſtehen, ſo will ich mich gleichſam encanail- liren, ſagte er für ſich. Er trat zu einer Gruppe von Bauern, welche Steinhauſen eben verlaſſen hatte, faßte Zwei bei der Hand (denn er konnte ſich dazu verſtehen, weil er Handſchuhe trug) und rief im biederſten Hoftone, deſſen er mächtig wer- den konnte: Wie freut man ſich, wenn man immer in Zwangsverhältniſſen leben muß, darf man ein- mal unter Euch gemüthliche, von jeder Feſſel der Convenienz entbundene Naturmenſchen treten! Dieſes Lob klang den Bauern wie Chaldäiſch, und ſie begannen ſich nun vor ihrem Gönner zu fürchten, denn ſie meinten, er habe ihnen eine neue Steuer ankündigen wollen. Sie wichen daher, wie in der Kirche, ſcheu vor ihm zurück, und die bei- den an der Hand Ergriffenen ſteckten die Hände in die Rocktaſchen. — Der Diaconus, welcher die ganze Zeit über den Mühwaltungen ſeiner vorneh- men Bekanntſchaft mit Behagen gefolgt war, trat zu dem unglücklichen Herablaſſenden und ſagte: Excellenz, die Leute ſind zu dumm, um Sie zu faſſen. Uebrigens bin ich der unterthänigen Mei- nung, daß Sie, wofern Sie länger unter ihnen verweil- ten, bald von Ihrem Glauben zurückkommen würden.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/122>, abgerufen am 22.11.2024.