Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

zweiter Wunsch wäre, daß doch endlich ein Einse-
hen gethan würde und alle Hunde abkämen, oder
wenigstens mit Knüppeln vor den Beinen umher-
laufen müßten, wegen der möglichen Tollheit. Hier
an dieser Stelle, Schirrmeister, war es, wo ich
durch eine solche Canaille, die von jener Wallhecke
herabsprang, am letzten Zinstage einen Todesschreck
hatte. Man sollte überhaupt seinen Nebenmenschen
vor Alterationen mehr behüten und bewahren.
Tolle Menschen läßt man auch viel zu frei umher-
gehen. So habe ich zu meinem Erstaunen gehört,
daß der übergeschnappte Schulmeister von Hackel-
pfiffelsberg, welcher eine Zeitlang bei dem alten
Herrn Baron eingesperrt war, seit gestern frank
in der Gegend gesehen worden ist. Wenn Einem
nun unversehens dieser Wüthige begegnete --

Aber der Küster konnte seinen Satz nicht enden,
denn es ereignete sich etwas, was selten vorzukom-
men pflegt, nämlich: Der Wolf in der Fabel er-
schien. Um die Ecke herum trat nämlich plötzlich
mit einer Flinte bewaffnet der Schulmeister
Agesilaus oder vielmehr Agesel in der veilchenblauen
Pekesche mit Sammetvorstößen. Er ging munteren
und beherzten Schrittes auf die beiden Männer zu,

zweiter Wunſch wäre, daß doch endlich ein Einſe-
hen gethan würde und alle Hunde abkämen, oder
wenigſtens mit Knüppeln vor den Beinen umher-
laufen müßten, wegen der möglichen Tollheit. Hier
an dieſer Stelle, Schirrmeiſter, war es, wo ich
durch eine ſolche Canaille, die von jener Wallhecke
herabſprang, am letzten Zinstage einen Todesſchreck
hatte. Man ſollte überhaupt ſeinen Nebenmenſchen
vor Alterationen mehr behüten und bewahren.
Tolle Menſchen läßt man auch viel zu frei umher-
gehen. So habe ich zu meinem Erſtaunen gehört,
daß der übergeſchnappte Schulmeiſter von Hackel-
pfiffelsberg, welcher eine Zeitlang bei dem alten
Herrn Baron eingeſperrt war, ſeit geſtern frank
in der Gegend geſehen worden iſt. Wenn Einem
nun unverſehens dieſer Wüthige begegnete —

Aber der Küſter konnte ſeinen Satz nicht enden,
denn es ereignete ſich etwas, was ſelten vorzukom-
men pflegt, nämlich: Der Wolf in der Fabel er-
ſchien. Um die Ecke herum trat nämlich plötzlich
mit einer Flinte bewaffnet der Schulmeiſter
Ageſilaus oder vielmehr Ageſel in der veilchenblauen
Pekeſche mit Sammetvorſtößen. Er ging munteren
und beherzten Schrittes auf die beiden Männer zu,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="89"/>
zweiter Wun&#x017F;ch wäre, daß doch endlich ein Ein&#x017F;e-<lb/>
hen gethan würde und alle Hunde abkämen, oder<lb/>
wenig&#x017F;tens mit Knüppeln vor den Beinen umher-<lb/>
laufen müßten, wegen der möglichen Tollheit. Hier<lb/>
an die&#x017F;er Stelle, Schirrmei&#x017F;ter, war es, wo ich<lb/>
durch eine &#x017F;olche Canaille, die von jener Wallhecke<lb/>
herab&#x017F;prang, am letzten Zinstage einen Todes&#x017F;chreck<lb/>
hatte. Man &#x017F;ollte überhaupt &#x017F;einen Nebenmen&#x017F;chen<lb/>
vor Alterationen mehr behüten und bewahren.<lb/>
Tolle Men&#x017F;chen läßt man auch viel zu frei umher-<lb/>
gehen. So habe ich zu meinem Er&#x017F;taunen gehört,<lb/>
daß der überge&#x017F;chnappte Schulmei&#x017F;ter von Hackel-<lb/>
pfiffelsberg, welcher eine Zeitlang bei dem alten<lb/>
Herrn Baron einge&#x017F;perrt war, &#x017F;eit ge&#x017F;tern frank<lb/>
in der Gegend ge&#x017F;ehen worden i&#x017F;t. Wenn Einem<lb/>
nun unver&#x017F;ehens die&#x017F;er Wüthige begegnete &#x2014;</p><lb/>
          <p>Aber der Kü&#x017F;ter konnte &#x017F;einen Satz nicht enden,<lb/>
denn es ereignete &#x017F;ich etwas, was &#x017F;elten vorzukom-<lb/>
men pflegt, nämlich: Der Wolf in der Fabel er-<lb/>
&#x017F;chien. Um die Ecke herum trat nämlich plötzlich<lb/>
mit einer Flinte bewaffnet der Schulmei&#x017F;ter<lb/>
Age&#x017F;ilaus oder vielmehr Age&#x017F;el in der veilchenblauen<lb/>
Peke&#x017F;che mit Sammetvor&#x017F;tößen. Er ging munteren<lb/>
und beherzten Schrittes auf die beiden Männer zu,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0103] zweiter Wunſch wäre, daß doch endlich ein Einſe- hen gethan würde und alle Hunde abkämen, oder wenigſtens mit Knüppeln vor den Beinen umher- laufen müßten, wegen der möglichen Tollheit. Hier an dieſer Stelle, Schirrmeiſter, war es, wo ich durch eine ſolche Canaille, die von jener Wallhecke herabſprang, am letzten Zinstage einen Todesſchreck hatte. Man ſollte überhaupt ſeinen Nebenmenſchen vor Alterationen mehr behüten und bewahren. Tolle Menſchen läßt man auch viel zu frei umher- gehen. So habe ich zu meinem Erſtaunen gehört, daß der übergeſchnappte Schulmeiſter von Hackel- pfiffelsberg, welcher eine Zeitlang bei dem alten Herrn Baron eingeſperrt war, ſeit geſtern frank in der Gegend geſehen worden iſt. Wenn Einem nun unverſehens dieſer Wüthige begegnete — Aber der Küſter konnte ſeinen Satz nicht enden, denn es ereignete ſich etwas, was ſelten vorzukom- men pflegt, nämlich: Der Wolf in der Fabel er- ſchien. Um die Ecke herum trat nämlich plötzlich mit einer Flinte bewaffnet der Schulmeiſter Ageſilaus oder vielmehr Ageſel in der veilchenblauen Pekeſche mit Sammetvorſtößen. Er ging munteren und beherzten Schrittes auf die beiden Männer zu,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/103
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/103>, abgerufen am 25.11.2024.