Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

reien einmal wieder bessere Ordnung gestiftet
würde.

Was ich mir wünsche, ist geringer, sagte der
kupfernasige Schirrmeister. Ich bin mit meinem
Posten ganz zufrieden, man lernt auf jeder Sta-
tion andere Menschen kennen, es giebt immer etwas
Neues, und die fremden Gegenden auf dem Curs
verschaffen Einem auch beständig Abwechselung.
Hat man einmal Langeweile, nun, so liest man zur
Unterhaltung seinen Personenzettel, kurz, ich möchte
diesen Beruf mit keinem anderen vertauschen und
wäre ganz glücklich, wenn ich nur ein einzigesmal
tüchtig schwitzen könnte.

Thut Ihnen das so Noth und kommen Sie nie
dazu? fragte der Küster.

Noth sehr, denn das Reißen in den Gliedern
von meinen Strapazen her nimmt von Jahr zu
Jahr zu. Das ist auch ganz regulair, denn der-
gleichen Uebel mehren sich immer, wenn man bei
jedem Wind und Wetter hinaus muß. Könnte
ich aber einmal so recht von Grund der Seele
schwitzen, ich hätte wohl auf einige Zeit Ruhe.
Dazu gelange ich indessen nie, weil ich nur vier-
mal im Monate zu Hause schlafe.


reien einmal wieder beſſere Ordnung geſtiftet
würde.

Was ich mir wünſche, iſt geringer, ſagte der
kupfernaſige Schirrmeiſter. Ich bin mit meinem
Poſten ganz zufrieden, man lernt auf jeder Sta-
tion andere Menſchen kennen, es giebt immer etwas
Neues, und die fremden Gegenden auf dem Curs
verſchaffen Einem auch beſtändig Abwechſelung.
Hat man einmal Langeweile, nun, ſo lieſt man zur
Unterhaltung ſeinen Perſonenzettel, kurz, ich möchte
dieſen Beruf mit keinem anderen vertauſchen und
wäre ganz glücklich, wenn ich nur ein einzigesmal
tüchtig ſchwitzen könnte.

Thut Ihnen das ſo Noth und kommen Sie nie
dazu? fragte der Küſter.

Noth ſehr, denn das Reißen in den Gliedern
von meinen Strapazen her nimmt von Jahr zu
Jahr zu. Das iſt auch ganz regulair, denn der-
gleichen Uebel mehren ſich immer, wenn man bei
jedem Wind und Wetter hinaus muß. Könnte
ich aber einmal ſo recht von Grund der Seele
ſchwitzen, ich hätte wohl auf einige Zeit Ruhe.
Dazu gelange ich indeſſen nie, weil ich nur vier-
mal im Monate zu Hauſe ſchlafe.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0101" n="87"/>
reien einmal wieder be&#x017F;&#x017F;ere Ordnung ge&#x017F;tiftet<lb/>
würde.</p><lb/>
          <p>Was ich mir wün&#x017F;che, i&#x017F;t geringer, &#x017F;agte der<lb/>
kupferna&#x017F;ige Schirrmei&#x017F;ter. Ich bin mit meinem<lb/>
Po&#x017F;ten ganz zufrieden, man lernt auf jeder Sta-<lb/>
tion andere Men&#x017F;chen kennen, es giebt immer etwas<lb/>
Neues, und die fremden Gegenden auf dem Curs<lb/>
ver&#x017F;chaffen Einem auch be&#x017F;tändig Abwech&#x017F;elung.<lb/>
Hat man einmal Langeweile, nun, &#x017F;o lie&#x017F;t man zur<lb/>
Unterhaltung &#x017F;einen Per&#x017F;onenzettel, kurz, ich möchte<lb/>
die&#x017F;en Beruf mit keinem anderen vertau&#x017F;chen und<lb/>
wäre ganz glücklich, wenn ich nur ein einzigesmal<lb/>
tüchtig &#x017F;chwitzen könnte.</p><lb/>
          <p>Thut Ihnen das &#x017F;o Noth und kommen Sie nie<lb/>
dazu? fragte der Kü&#x017F;ter.</p><lb/>
          <p>Noth &#x017F;ehr, denn das Reißen in den Gliedern<lb/>
von meinen Strapazen her nimmt von Jahr zu<lb/>
Jahr zu. Das i&#x017F;t auch ganz regulair, denn der-<lb/>
gleichen Uebel mehren &#x017F;ich immer, wenn man bei<lb/>
jedem Wind und Wetter hinaus muß. Könnte<lb/>
ich aber einmal &#x017F;o recht von Grund der Seele<lb/>
&#x017F;chwitzen, ich hätte wohl auf einige Zeit Ruhe.<lb/>
Dazu gelange ich inde&#x017F;&#x017F;en nie, weil ich nur vier-<lb/>
mal im Monate zu Hau&#x017F;e &#x017F;chlafe.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0101] reien einmal wieder beſſere Ordnung geſtiftet würde. Was ich mir wünſche, iſt geringer, ſagte der kupfernaſige Schirrmeiſter. Ich bin mit meinem Poſten ganz zufrieden, man lernt auf jeder Sta- tion andere Menſchen kennen, es giebt immer etwas Neues, und die fremden Gegenden auf dem Curs verſchaffen Einem auch beſtändig Abwechſelung. Hat man einmal Langeweile, nun, ſo lieſt man zur Unterhaltung ſeinen Perſonenzettel, kurz, ich möchte dieſen Beruf mit keinem anderen vertauſchen und wäre ganz glücklich, wenn ich nur ein einzigesmal tüchtig ſchwitzen könnte. Thut Ihnen das ſo Noth und kommen Sie nie dazu? fragte der Küſter. Noth ſehr, denn das Reißen in den Gliedern von meinen Strapazen her nimmt von Jahr zu Jahr zu. Das iſt auch ganz regulair, denn der- gleichen Uebel mehren ſich immer, wenn man bei jedem Wind und Wetter hinaus muß. Könnte ich aber einmal ſo recht von Grund der Seele ſchwitzen, ich hätte wohl auf einige Zeit Ruhe. Dazu gelange ich indeſſen nie, weil ich nur vier- mal im Monate zu Hauſe ſchlafe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/101
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/101>, abgerufen am 27.11.2024.