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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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maßen gespannt hielt: Münchhausen's Fata unter
dem Vieh, insbesondere unter einer Ziegenheerde
am Helikon, und dann, wie er unlängst in Schwa-
ben Poltergeister und Dämonen kennen gelernt.
Auf beide hatte der Freiherr zu öfterem im Vor-
aus hingewiesen, immer aber war die Erzählung
durch zufällige Ereignisse verschoben worden, wie
denn noch jüngst das erste Capitel dieses Buches
nicht halten konnte, was seine ersten Worte ver-
sprachen.

In seiner gelangweilten Stimmung warf der
alte Baron ein Auge forschender Verdrießlichkeit,
oder verdrießlichen Forschens auf die Person des
Freiherrn, und da wurde ihm nun so Manches
Gegenstand der Verwunderung. Die ergrünenden
Wangen und die doppelfarbigen Augen mußten frei-
lich durch die Erläuterungen Münchhausen's für
vorläufig bei Seite gestellt gelten, dagegen hatten
sich an dem außerordentlichen Manne neue geheim-
nißvolle Phänomene in Menge aufgethan. Schon
daß der Freiherr stäts traurig und dunkel sprach,
wenn er im Allgemeinen der Umstände bei seiner
Erzeugung gedachte, war ein seltsames Ding,
hiezu kam aber noch das ungewöhnliche Verhältniß

maßen geſpannt hielt: Münchhauſen’s Fata unter
dem Vieh, insbeſondere unter einer Ziegenheerde
am Helikon, und dann, wie er unlängſt in Schwa-
ben Poltergeiſter und Dämonen kennen gelernt.
Auf beide hatte der Freiherr zu öfterem im Vor-
aus hingewieſen, immer aber war die Erzählung
durch zufällige Ereigniſſe verſchoben worden, wie
denn noch jüngſt das erſte Capitel dieſes Buches
nicht halten konnte, was ſeine erſten Worte ver-
ſprachen.

In ſeiner gelangweilten Stimmung warf der
alte Baron ein Auge forſchender Verdrießlichkeit,
oder verdrießlichen Forſchens auf die Perſon des
Freiherrn, und da wurde ihm nun ſo Manches
Gegenſtand der Verwunderung. Die ergrünenden
Wangen und die doppelfarbigen Augen mußten frei-
lich durch die Erläuterungen Münchhauſen’s für
vorläufig bei Seite geſtellt gelten, dagegen hatten
ſich an dem außerordentlichen Manne neue geheim-
nißvolle Phänomene in Menge aufgethan. Schon
daß der Freiherr ſtäts traurig und dunkel ſprach,
wenn er im Allgemeinen der Umſtände bei ſeiner
Erzeugung gedachte, war ein ſeltſames Ding,
hiezu kam aber noch das ungewöhnliche Verhältniß

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[52/0070] maßen geſpannt hielt: Münchhauſen’s Fata unter dem Vieh, insbeſondere unter einer Ziegenheerde am Helikon, und dann, wie er unlängſt in Schwa- ben Poltergeiſter und Dämonen kennen gelernt. Auf beide hatte der Freiherr zu öfterem im Vor- aus hingewieſen, immer aber war die Erzählung durch zufällige Ereigniſſe verſchoben worden, wie denn noch jüngſt das erſte Capitel dieſes Buches nicht halten konnte, was ſeine erſten Worte ver- ſprachen. In ſeiner gelangweilten Stimmung warf der alte Baron ein Auge forſchender Verdrießlichkeit, oder verdrießlichen Forſchens auf die Perſon des Freiherrn, und da wurde ihm nun ſo Manches Gegenſtand der Verwunderung. Die ergrünenden Wangen und die doppelfarbigen Augen mußten frei- lich durch die Erläuterungen Münchhauſen’s für vorläufig bei Seite geſtellt gelten, dagegen hatten ſich an dem außerordentlichen Manne neue geheim- nißvolle Phänomene in Menge aufgethan. Schon daß der Freiherr ſtäts traurig und dunkel ſprach, wenn er im Allgemeinen der Umſtände bei ſeiner Erzeugung gedachte, war ein ſeltſames Ding, hiezu kam aber noch das ungewöhnliche Verhältniß

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/70>, abgerufen am 23.12.2024.