herb und keusch, wie Schlippermilch. Nachher spaltet sich die Welt ihres Inneren, diese Spal- tungen und Unterspaltungen werden durch die sechs Gebrüder Piepmeyer angedeutet, einander zum Ver- wechseln ähnlich, wie unsere Spaltungen, dann kommt die Prosa des Lebens unter dem Bilde des Wachtfriseurs Hirsewenzel und flicht den großen Knoten widerstrebender Verhältnisse, den Ratten- könig gemischter Empfindungen.
Manches Einzelne bleibt mir freilich in jener Symbolik noch dunkel. Welcher Moment des weib- lichen Lebens wird z. B. durch die Folgen der einzigen Lüge Münchhausen's dargestellt?
Ein köstlicher Genuß ist es, zu sehen, wie das Hohe, das Göttliche unter der Knechtsgestalt, in welcher es hin und wieder erscheinen muß, siegreich für den Kundigen hervorblitzt. Wiewohl mein er- lauchter Freund den Bedienten zum Erschrecken natürlich spielt, so läßt sich Fürstenblut dennoch nicht verläugnen, und davon wurde mir heute die Erfahrung.
Der Prätendent von Hechelkram putzte die Stie- feln seines sogenannten Herrn. Ich habe nun wohl
Immermann's Münchhausen. 2. Th. 3
herb und keuſch, wie Schlippermilch. Nachher ſpaltet ſich die Welt ihres Inneren, dieſe Spal- tungen und Unterſpaltungen werden durch die ſechs Gebrüder Piepmeyer angedeutet, einander zum Ver- wechſeln ähnlich, wie unſere Spaltungen, dann kommt die Proſa des Lebens unter dem Bilde des Wachtfriſeurs Hirſewenzel und flicht den großen Knoten widerſtrebender Verhältniſſe, den Ratten- könig gemiſchter Empfindungen.
Manches Einzelne bleibt mir freilich in jener Symbolik noch dunkel. Welcher Moment des weib- lichen Lebens wird z. B. durch die Folgen der einzigen Lüge Münchhauſen’s dargeſtellt?
Ein köſtlicher Genuß iſt es, zu ſehen, wie das Hohe, das Göttliche unter der Knechtsgeſtalt, in welcher es hin und wieder erſcheinen muß, ſiegreich für den Kundigen hervorblitzt. Wiewohl mein er- lauchter Freund den Bedienten zum Erſchrecken natürlich ſpielt, ſo läßt ſich Fürſtenblut dennoch nicht verläugnen, und davon wurde mir heute die Erfahrung.
Der Prätendent von Hechelkram putzte die Stie- feln ſeines ſogenannten Herrn. Ich habe nun wohl
Immermann’s Münchhauſen. 2. Th. 3
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herb und keuſch, wie Schlippermilch. Nachher
ſpaltet ſich die Welt ihres Inneren, dieſe Spal-
tungen und Unterſpaltungen werden durch die ſechs
Gebrüder Piepmeyer angedeutet, einander zum Ver-
wechſeln ähnlich, wie unſere Spaltungen, dann
kommt die Proſa des Lebens unter dem Bilde des
Wachtfriſeurs Hirſewenzel und flicht den großen
Knoten widerſtrebender Verhältniſſe, den Ratten-
könig gemiſchter Empfindungen.
Manches Einzelne bleibt mir freilich in jener
Symbolik noch dunkel. Welcher Moment des weib-
lichen Lebens wird z. B. durch die Folgen der
einzigen Lüge Münchhauſen’s dargeſtellt?
Ein köſtlicher Genuß iſt es, zu ſehen, wie das
Hohe, das Göttliche unter der Knechtsgeſtalt, in
welcher es hin und wieder erſcheinen muß, ſiegreich
für den Kundigen hervorblitzt. Wiewohl mein er-
lauchter Freund den Bedienten zum Erſchrecken
natürlich ſpielt, ſo läßt ſich Fürſtenblut dennoch
nicht verläugnen, und davon wurde mir heute die
Erfahrung.
Der Prätendent von Hechelkram putzte die Stie-
feln ſeines ſogenannten Herrn. Ich habe nun wohl
Immermann’s Münchhauſen. 2. Th. 3
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/51>, abgerufen am 23.12.2024.
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