linken Jackentasche, rief: Na, wenigstens noch ein Paar alter, überjähriger Nüsse gegen das Verhun- gern -- griff in die andere Tasche, zog daraus hervor -- -- --
Ich hielt mein Herz mit bebender Hand, ging in die Speisekammer und schnitt für Karl'n ein Butterbrod -- -- --
Ich kann nicht weiter schreiben -- die Erinne- rung überwältigt mich -- meine Pulse fliegen -- --
Ich bin ruhiger. Gestern schwamm der Segen, der mir geworden, ein buntverwirrender Farben- schimmer vor meinen Augen, heute hat er sich zum entzückenden Landschaftsbilde auseinandergesetzt, in welchem jeder Baum spricht: Mein Schatten gehört dir, und die gemalte Quelle flüstert: Schwester, ruhe an meinem Borde!
Ich trat mit dem Butterbrode leise hinter Karl Buttervogel. Zum letztenmale stehe der Name in den Blättern! Er hatte mich nicht kommen hören und knackte ruhig mit dem Instrumente, welches er aus der rechten Jackentasche gezogen hatte, seine Nüsse auf.
linken Jackentaſche, rief: Na, wenigſtens noch ein Paar alter, überjähriger Nüſſe gegen das Verhun- gern — griff in die andere Taſche, zog daraus hervor — — —
Ich hielt mein Herz mit bebender Hand, ging in die Speiſekammer und ſchnitt für Karl’n ein Butterbrod — — —
Ich kann nicht weiter ſchreiben — die Erinne- rung überwältigt mich — meine Pulſe fliegen — —
Ich bin ruhiger. Geſtern ſchwamm der Segen, der mir geworden, ein buntverwirrender Farben- ſchimmer vor meinen Augen, heute hat er ſich zum entzückenden Landſchaftsbilde auseinandergeſetzt, in welchem jeder Baum ſpricht: Mein Schatten gehört dir, und die gemalte Quelle flüſtert: Schweſter, ruhe an meinem Borde!
Ich trat mit dem Butterbrode leiſe hinter Karl Buttervogel. Zum letztenmale ſtehe der Name in den Blättern! Er hatte mich nicht kommen hören und knackte ruhig mit dem Inſtrumente, welches er aus der rechten Jackentaſche gezogen hatte, ſeine Nüſſe auf.
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[24/0042]
linken Jackentaſche, rief: Na, wenigſtens noch ein
Paar alter, überjähriger Nüſſe gegen das Verhun-
gern — griff in die andere Taſche, zog daraus
hervor — — —
Ich hielt mein Herz mit bebender Hand, ging
in die Speiſekammer und ſchnitt für Karl’n ein
Butterbrod — — —
Ich kann nicht weiter ſchreiben — die Erinne-
rung überwältigt mich — meine Pulſe fliegen — —
Ich bin ruhiger. Geſtern ſchwamm der Segen,
der mir geworden, ein buntverwirrender Farben-
ſchimmer vor meinen Augen, heute hat er ſich zum
entzückenden Landſchaftsbilde auseinandergeſetzt, in
welchem jeder Baum ſpricht: Mein Schatten gehört
dir, und die gemalte Quelle flüſtert: Schweſter,
ruhe an meinem Borde!
Ich trat mit dem Butterbrode leiſe hinter Karl
Buttervogel. Zum letztenmale ſtehe der Name in
den Blättern! Er hatte mich nicht kommen hören
und knackte ruhig mit dem Inſtrumente, welches
er aus der rechten Jackentaſche gezogen hatte, ſeine
Nüſſe auf.
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/42>, abgerufen am 22.12.2024.
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