Ach, ich bitte Sie, mir das unbedachte Wort nicht übel zu nehmen und es ja nicht den andern Herren zu verrathen. Nein, ich wollte vielmehr sagen, wo, während ich im hitzigen Fieber liege, das Ding in mir zu reden anfängt, daß dann, sage ich, der Grobschmidt auch nur Magistersachen zu sagen weiß, und der Affe des Magisters ist. Eine andere Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. --
Was war damit erklärt? Die Auslegung er- schien doch gar zu dürftig. Und so blieb dieses große Räthsel der Geisterwelt ungelost.
Wurde sogar mit jedem Tage dunkler. Be- fragten wir nämlich den Grobschmidtsdämon, ob er sich der Vorfälle aus seinem Erdenleben wohl noch erinnere, so antwortete er: O ja, er wisse die Stunde noch ganz genau, da er im Stift zum erstenmale lateinische Stunde gegeben. Erkundigte man sich, was ihm in gegenwärtiger Zurückgezogen- heit am leidesten thue? versetzte er, daß er seinen Juvenal nicht bei sich habe.
Ach, ich bitte Sie, mir das unbedachte Wort nicht übel zu nehmen und es ja nicht den andern Herren zu verrathen. Nein, ich wollte vielmehr ſagen, wo, während ich im hitzigen Fieber liege, das Ding in mir zu reden anfängt, daß dann, ſage ich, der Grobſchmidt auch nur Magiſterſachen zu ſagen weiß, und der Affe des Magiſters iſt. Eine andere Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. —
Was war damit erklärt? Die Auslegung er- ſchien doch gar zu dürftig. Und ſo blieb dieſes große Räthſel der Geiſterwelt ungeloſt.
Wurde ſogar mit jedem Tage dunkler. Be- fragten wir nämlich den Grobſchmidtsdämon, ob er ſich der Vorfälle aus ſeinem Erdenleben wohl noch erinnere, ſo antwortete er: O ja, er wiſſe die Stunde noch ganz genau, da er im Stift zum erſtenmale lateiniſche Stunde gegeben. Erkundigte man ſich, was ihm in gegenwärtiger Zurückgezogen- heit am leideſten thue? verſetzte er, daß er ſeinen Juvenal nicht bei ſich habe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0320"n="302"/><p>Ach, ich bitte Sie, mir das unbedachte Wort<lb/>
nicht übel zu nehmen und es ja nicht den andern<lb/>
Herren zu verrathen. Nein, ich wollte vielmehr<lb/>ſagen, wo, während ich im hitzigen Fieber liege,<lb/>
das Ding in mir zu reden anfängt, daß dann, ſage<lb/>
ich, der Grobſchmidt auch nur Magiſterſachen zu<lb/>ſagen weiß, und der Affe des Magiſters iſt. Eine<lb/>
andere Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. —</p><lb/><p>Was war damit erklärt? <hirendition="#g">Die</hi> Auslegung er-<lb/>ſchien doch gar zu dürftig. Und ſo blieb dieſes<lb/>
große Räthſel der Geiſterwelt ungeloſt.</p><lb/><p>Wurde ſogar mit jedem Tage dunkler. Be-<lb/>
fragten wir nämlich den Grobſchmidtsdämon, ob<lb/>
er ſich der Vorfälle aus ſeinem Erdenleben wohl<lb/>
noch erinnere, ſo antwortete er: O ja, er wiſſe<lb/>
die Stunde noch ganz genau, da er im Stift zum<lb/>
erſtenmale lateiniſche Stunde gegeben. Erkundigte<lb/>
man ſich, was ihm in gegenwärtiger Zurückgezogen-<lb/>
heit am leideſten thue? verſetzte er, daß er ſeinen<lb/>
Juvenal nicht bei ſich habe.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[302/0320]
Ach, ich bitte Sie, mir das unbedachte Wort
nicht übel zu nehmen und es ja nicht den andern
Herren zu verrathen. Nein, ich wollte vielmehr
ſagen, wo, während ich im hitzigen Fieber liege,
das Ding in mir zu reden anfängt, daß dann, ſage
ich, der Grobſchmidt auch nur Magiſterſachen zu
ſagen weiß, und der Affe des Magiſters iſt. Eine
andere Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. —
Was war damit erklärt? Die Auslegung er-
ſchien doch gar zu dürftig. Und ſo blieb dieſes
große Räthſel der Geiſterwelt ungeloſt.
Wurde ſogar mit jedem Tage dunkler. Be-
fragten wir nämlich den Grobſchmidtsdämon, ob
er ſich der Vorfälle aus ſeinem Erdenleben wohl
noch erinnere, ſo antwortete er: O ja, er wiſſe
die Stunde noch ganz genau, da er im Stift zum
erſtenmale lateiniſche Stunde gegeben. Erkundigte
man ſich, was ihm in gegenwärtiger Zurückgezogen-
heit am leideſten thue? verſetzte er, daß er ſeinen
Juvenal nicht bei ſich habe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/320>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.