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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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vorausgesetzt, daß ich dann geraume Zeit lang
gänzlich zufrieden gelassen würde, sagte er.

Ich stellte ihm die Noth vor, worin wir uns
befänden, und daß er allein uns helfen könne.

Sein Ehrgeiz war erregt. Er stand auf, konnte
sich so ziemlich auf den Füßen halten, reckte mit
heftiger Gebärde die Faust aus und rief: Das
müßt' ja mit dem Henker zugehen, wenn ich nicht
so einen Cujon auftriebe! Ich will's Zechen ver-
schwören, bis wir Einen haben und wissen, wo
die Bekehrung anzugreifen steht. Für das Him-
melreich kann ich Alles, nur beding' ich mir aus,
so viel unterweilen zu kriegen, als nöthig thut,
die Kräft' zusammenzuhalten und in die Säft' keine
Stockung zu bringen. Gebt mir ein Nößel Alten,
Herr von Münchhausen.

Ich lief in das Haus, sagte Kernbeißer'n und
Eschenmichel'n, daß uns ein Stern der Hoffnung
zu leuchten beginne, man solle mich nun aber ganz
allein mit dem Magischen schaffen lassen. Dann
brachte ich Letzterem das begehrte Nößel, welches
er auf einen Zug leerte.

Nach diesem war er seiner Kräfte mächtig
worden. Folge mir nun Keiner! rief er; vor der

vorausgeſetzt, daß ich dann geraume Zeit lang
gänzlich zufrieden gelaſſen würde, ſagte er.

Ich ſtellte ihm die Noth vor, worin wir uns
befänden, und daß er allein uns helfen könne.

Sein Ehrgeiz war erregt. Er ſtand auf, konnte
ſich ſo ziemlich auf den Füßen halten, reckte mit
heftiger Gebärde die Fauſt aus und rief: Das
müßt’ ja mit dem Henker zugehen, wenn ich nicht
ſo einen Cujon auftriebe! Ich will’s Zechen ver-
ſchwören, bis wir Einen haben und wiſſen, wo
die Bekehrung anzugreifen ſteht. Für das Him-
melreich kann ich Alles, nur beding’ ich mir aus,
ſo viel unterweilen zu kriegen, als nöthig thut,
die Kräft’ zuſammenzuhalten und in die Säft’ keine
Stockung zu bringen. Gebt mir ein Nößel Alten,
Herr von Münchhauſen.

Ich lief in das Haus, ſagte Kernbeißer’n und
Eſchenmichel’n, daß uns ein Stern der Hoffnung
zu leuchten beginne, man ſolle mich nun aber ganz
allein mit dem Magiſchen ſchaffen laſſen. Dann
brachte ich Letzterem das begehrte Nößel, welches
er auf einen Zug leerte.

Nach dieſem war er ſeiner Kräfte mächtig
worden. Folge mir nun Keiner! rief er; vor der

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[276/0294] vorausgeſetzt, daß ich dann geraume Zeit lang gänzlich zufrieden gelaſſen würde, ſagte er. Ich ſtellte ihm die Noth vor, worin wir uns befänden, und daß er allein uns helfen könne. Sein Ehrgeiz war erregt. Er ſtand auf, konnte ſich ſo ziemlich auf den Füßen halten, reckte mit heftiger Gebärde die Fauſt aus und rief: Das müßt’ ja mit dem Henker zugehen, wenn ich nicht ſo einen Cujon auftriebe! Ich will’s Zechen ver- ſchwören, bis wir Einen haben und wiſſen, wo die Bekehrung anzugreifen ſteht. Für das Him- melreich kann ich Alles, nur beding’ ich mir aus, ſo viel unterweilen zu kriegen, als nöthig thut, die Kräft’ zuſammenzuhalten und in die Säft’ keine Stockung zu bringen. Gebt mir ein Nößel Alten, Herr von Münchhauſen. Ich lief in das Haus, ſagte Kernbeißer’n und Eſchenmichel’n, daß uns ein Stern der Hoffnung zu leuchten beginne, man ſolle mich nun aber ganz allein mit dem Magiſchen ſchaffen laſſen. Dann brachte ich Letzterem das begehrte Nößel, welches er auf einen Zug leerte. Nach dieſem war er ſeiner Kräfte mächtig worden. Folge mir nun Keiner! rief er; vor der

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/294>, abgerufen am 24.11.2024.