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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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halten hat, weil durch sein Wasser einst ein alter
Schwabenherzog geheilt worden seyn soll. Ich stieg
zwischen der steinernen Umfassung die Stufen hin-
unter, und setzte mich den Röhren, aus welchen die
Quelle sprudelt, gegenüber auf einen Stein. Bald
fühlte ich in den unteren Theilen meines Körpers
eine Kälte und auch oben wehte es mich kühl an.
Nun, da haben wir es! sagte ich zu mir. Seid
Ihr schon da, Ihr anhauchenden Geister? Ich blieb
noch eine Weile sitzen und merkte, daß Kälte und
Wehen immer stärker wurde. Sie machten zuletzt
einen förmlichen Wind. Als ich den Stein be-
fühlte, auf dem ich gesessen, fand ich ihn feucht,
woraus zu entnehmen ist, daß die abgeschiedenen
Seelen sich auch durch Nässe ankündigen. -- Ich ging
in's Wirthshaus, wo schon die Lichter angezündet
waren. Unterweges hatte das Wehen und Blasen
und das Nasse noch stäts zugenommen, und ein in
der Thüre seines Ladens stehender, in den Schran-
ken des Cerebralsystems befangener heilbronner
Speditionshändler sagte: 'S ist a wüst Wetter. --

Du armer Blinder

Im Wirthshause aß ich Feldhuhn und Kraut-
sallat. Die Feldhühner tragen sie dort allerliebst

halten hat, weil durch ſein Waſſer einſt ein alter
Schwabenherzog geheilt worden ſeyn ſoll. Ich ſtieg
zwiſchen der ſteinernen Umfaſſung die Stufen hin-
unter, und ſetzte mich den Röhren, aus welchen die
Quelle ſprudelt, gegenüber auf einen Stein. Bald
fühlte ich in den unteren Theilen meines Körpers
eine Kälte und auch oben wehte es mich kühl an.
Nun, da haben wir es! ſagte ich zu mir. Seid
Ihr ſchon da, Ihr anhauchenden Geiſter? Ich blieb
noch eine Weile ſitzen und merkte, daß Kälte und
Wehen immer ſtärker wurde. Sie machten zuletzt
einen förmlichen Wind. Als ich den Stein be-
fühlte, auf dem ich geſeſſen, fand ich ihn feucht,
woraus zu entnehmen iſt, daß die abgeſchiedenen
Seelen ſich auch durch Näſſe ankündigen. — Ich ging
in’s Wirthshaus, wo ſchon die Lichter angezündet
waren. Unterweges hatte das Wehen und Blaſen
und das Naſſe noch ſtäts zugenommen, und ein in
der Thüre ſeines Ladens ſtehender, in den Schran-
ken des Cerebralſyſtems befangener heilbronner
Speditionshändler ſagte: ’S iſt a wüſt Wetter. —

Du armer Blinder

Im Wirthshauſe aß ich Feldhuhn und Kraut-
ſallat. Die Feldhühner tragen ſie dort allerliebſt

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[242/0260] halten hat, weil durch ſein Waſſer einſt ein alter Schwabenherzog geheilt worden ſeyn ſoll. Ich ſtieg zwiſchen der ſteinernen Umfaſſung die Stufen hin- unter, und ſetzte mich den Röhren, aus welchen die Quelle ſprudelt, gegenüber auf einen Stein. Bald fühlte ich in den unteren Theilen meines Körpers eine Kälte und auch oben wehte es mich kühl an. Nun, da haben wir es! ſagte ich zu mir. Seid Ihr ſchon da, Ihr anhauchenden Geiſter? Ich blieb noch eine Weile ſitzen und merkte, daß Kälte und Wehen immer ſtärker wurde. Sie machten zuletzt einen förmlichen Wind. Als ich den Stein be- fühlte, auf dem ich geſeſſen, fand ich ihn feucht, woraus zu entnehmen iſt, daß die abgeſchiedenen Seelen ſich auch durch Näſſe ankündigen. — Ich ging in’s Wirthshaus, wo ſchon die Lichter angezündet waren. Unterweges hatte das Wehen und Blaſen und das Naſſe noch ſtäts zugenommen, und ein in der Thüre ſeines Ladens ſtehender, in den Schran- ken des Cerebralſyſtems befangener heilbronner Speditionshändler ſagte: ’S iſt a wüſt Wetter. — Du armer Blinder Im Wirthshauſe aß ich Feldhuhn und Kraut- ſallat. Die Feldhühner tragen ſie dort allerliebſt

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/260>, abgerufen am 23.12.2024.