aussprachen, unter Freunden seyn -- Ihre göttliche Tochter ist mir trotz aller Werthschätzung, die ich für sie empfinde, durchaus zuwider.
Eigentlich sollte ich das übel nehmen, ich als Vater, sagte der alte Baron. Aber mir liegt hauptsächlich nur daran, daß zwischen Euch keine Mariage zu Stande kommt, und deßhalb ist es mir lieb, daß Ihr Renzel'n nicht leiden könnt. Nennt sie denn also in Gottes Namen du. Unter uns, heißt das, nicht vor dem Schulmeister. Anfangs wärt Ihr mir als Schwiegersohn wie eine er- wünschte Stütze meines Alters vorgekommen, aber seit Ihr so manches Naturspiel an Euch entfaltet, hat sich die Sache geändert. Zwar erschrecke ich vor nichts mehr an Euch. Wenn Ihr nach Euren geheimen Experimenten oft verteufelt mineralisch riecht, wie Nenndorf, Pouhon und Aachen durch- einander, pflege ich zu sprechen: Thut nichts, große Männer haben ihre Eigenheiten, und nehme eine stärkere Prise Doppelmops. Ich halte Euch wirklich für einen großen Mann, aber -- zum drittenmale sei es gesagt: Unter Freunden muß Offenheit seyn -- obschon ich Eure Qualitäten wahrhaft anerkenne -- Ihr seid nach gerade für
ausſprachen, unter Freunden ſeyn — Ihre göttliche Tochter iſt mir trotz aller Werthſchätzung, die ich für ſie empfinde, durchaus zuwider.
Eigentlich ſollte ich das übel nehmen, ich als Vater, ſagte der alte Baron. Aber mir liegt hauptſächlich nur daran, daß zwiſchen Euch keine Mariage zu Stande kommt, und deßhalb iſt es mir lieb, daß Ihr Renzel’n nicht leiden könnt. Nennt ſie denn alſo in Gottes Namen du. Unter uns, heißt das, nicht vor dem Schulmeiſter. Anfangs wärt Ihr mir als Schwiegerſohn wie eine er- wünſchte Stütze meines Alters vorgekommen, aber ſeit Ihr ſo manches Naturſpiel an Euch entfaltet, hat ſich die Sache geändert. Zwar erſchrecke ich vor nichts mehr an Euch. Wenn Ihr nach Euren geheimen Experimenten oft verteufelt mineraliſch riecht, wie Nenndorf, Pouhon und Aachen durch- einander, pflege ich zu ſprechen: Thut nichts, große Männer haben ihre Eigenheiten, und nehme eine ſtärkere Priſe Doppelmops. Ich halte Euch wirklich für einen großen Mann, aber — zum drittenmale ſei es geſagt: Unter Freunden muß Offenheit ſeyn — obſchon ich Eure Qualitäten wahrhaft anerkenne — Ihr ſeid nach gerade für
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0024"n="6"/>
ausſprachen, unter Freunden ſeyn — Ihre göttliche<lb/>
Tochter iſt mir trotz aller Werthſchätzung, die ich<lb/>
für ſie empfinde, durchaus zuwider.</p><lb/><p>Eigentlich ſollte ich das übel nehmen, ich als<lb/>
Vater, ſagte der alte Baron. Aber mir liegt<lb/>
hauptſächlich nur daran, daß zwiſchen Euch keine<lb/>
Mariage zu Stande kommt, und deßhalb iſt es mir<lb/>
lieb, daß Ihr Renzel’n nicht leiden könnt. Nennt<lb/>ſie denn alſo in Gottes Namen du. Unter uns,<lb/>
heißt das, nicht vor dem Schulmeiſter. Anfangs<lb/>
wärt Ihr mir als Schwiegerſohn wie eine er-<lb/>
wünſchte Stütze meines Alters vorgekommen, aber<lb/>ſeit Ihr ſo manches Naturſpiel an Euch entfaltet,<lb/>
hat ſich die Sache geändert. Zwar erſchrecke ich<lb/>
vor nichts mehr an Euch. Wenn Ihr nach Euren<lb/>
geheimen Experimenten oft verteufelt mineraliſch<lb/>
riecht, wie Nenndorf, Pouhon und Aachen durch-<lb/>
einander, pflege ich zu ſprechen: Thut nichts,<lb/>
große Männer haben ihre Eigenheiten, und nehme<lb/>
eine ſtärkere Priſe Doppelmops. Ich halte Euch<lb/>
wirklich für einen großen Mann, aber — zum<lb/>
drittenmale ſei es geſagt: Unter Freunden muß<lb/>
Offenheit ſeyn — obſchon ich Eure Qualitäten<lb/>
wahrhaft anerkenne — Ihr ſeid nach gerade für<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[6/0024]
ausſprachen, unter Freunden ſeyn — Ihre göttliche
Tochter iſt mir trotz aller Werthſchätzung, die ich
für ſie empfinde, durchaus zuwider.
Eigentlich ſollte ich das übel nehmen, ich als
Vater, ſagte der alte Baron. Aber mir liegt
hauptſächlich nur daran, daß zwiſchen Euch keine
Mariage zu Stande kommt, und deßhalb iſt es mir
lieb, daß Ihr Renzel’n nicht leiden könnt. Nennt
ſie denn alſo in Gottes Namen du. Unter uns,
heißt das, nicht vor dem Schulmeiſter. Anfangs
wärt Ihr mir als Schwiegerſohn wie eine er-
wünſchte Stütze meines Alters vorgekommen, aber
ſeit Ihr ſo manches Naturſpiel an Euch entfaltet,
hat ſich die Sache geändert. Zwar erſchrecke ich
vor nichts mehr an Euch. Wenn Ihr nach Euren
geheimen Experimenten oft verteufelt mineraliſch
riecht, wie Nenndorf, Pouhon und Aachen durch-
einander, pflege ich zu ſprechen: Thut nichts,
große Männer haben ihre Eigenheiten, und nehme
eine ſtärkere Priſe Doppelmops. Ich halte Euch
wirklich für einen großen Mann, aber — zum
drittenmale ſei es geſagt: Unter Freunden muß
Offenheit ſeyn — obſchon ich Eure Qualitäten
wahrhaft anerkenne — Ihr ſeid nach gerade für
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/24>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.